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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika
Autoren: Ewald Arenz
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viel unbeschwerte Fröhlichkeit in seinen Hallen beherbergt. Die ganze Gruppe war einmütig in die Hotelbar gezogen und hatte sich vier Kellner für den Abend gemietet. Esteban hatte ihnen eingeschärft – im wahrsten Sinne des Wortes und mit seinem Degen –, dass jede einzelne Bestellung in einer Minute ausgeführt sein muss. Und dann hatten sie sich Drinks kommen lassen. Große Drinks. Gläser, die normalerweise zur Aufbewahrung von Obst dienten, kamen appetitlich dekoriert und mit gefährlich duftenden Flüssigkeiten an die Tische. Quetzals angeborene Lust zum Experimentieren fand in Titlichtlo ein williges Opfer. Er trank alles, was Quetzal mischte, auch wenn es kurz vorher explodiert war. Fernando, Esteban, José, Kathrin, Christoph und Gilead saßen nahe bei Erik und ließen sich noch einmal – von norwegischem Erzähltalent in lichte Höhen getragen – die ganze Gerichtsszene vor Augen und Gehör bringen. Leif und Bébé hingegen hatten sich die Arme voller Flaschen packen lassen und waren zur Bühne hinübergewankt, wo sie die Countrykapelle nach einem kurzen Gefecht vertrieben und selbst unter viel Gekicher mühselig das Podest erklommen hatten. Bébés Augen fingen an zu sprühen, als er einen Marshall-Turm und eine Gibson erblickte.
    »Ooooh!«, sagte er ehrfurchtsvoll, und noch einmal: »Ooooh!«
    Und dann sagte er lange Zeit nichts mehr, weil er die Gitarre liebevoll aus der Halterung genommen hatte und sanft die Saiten streichelte, bevor er anfing zu spielen. Leif sang. Seine in achthundert Jahren geschulte Stimme schlug alle sofort in ihren Bann. Leif improvisierte und setzte die ganze Geschichte, die hier ihren vorläufigen Abschlussgefunden hatte, in die schönste Rockballade um, die jemals gesungen worden war.
    Kathrin lehnte sich an Fernando, Christoph setzte sich neben Quetzal und sah seinem Freund zu, wie er den besten Sänger der Welt begleitete. Selbst Gilead musste zugeben, dass es auf Siron so etwas nicht gab.
    »Jedenfalls«, fügte er hinzu, »nicht zu der Zeit, als ich dort wegging!«
    Als aber Christoph voller Hoffnung aufblickte, schüttelte Gilead sofort hastig den Kopf: »Oh nein«, sagte er schnell. »Das heißt nicht, dass ich hierbleiben will. Du hast immer noch ein Problem zu lösen, Christoph!«
    Der seufzte. Aber als später Fernando wegging und mit einem Rolls-Royce wieder in die Bar gefahren kam, als Quetzal versuchte, in einem Martini zu materialisieren und als Hutzi völlig betrunken auf der Theke lag und mit den Beinen in der Luft strampelte, wurde er wieder etwas aufgeheitert.
    »Wir sollten alle runter in den Pool gehen«, schlug er vor.
    Die Begeisterung war groß. Alle stürmten nach unten. José warf sich angezogen ins Wasser und sank auf den Boden, wo er regungslos liegenblieb. Die anderen Badegäste waren zuerst erstaunt, dann alarmiert und holten den Bademeister, der auch sofort hineinsprang, um José zu retten. Die Badegäste wohnten nun dem enervierenden Schauspiel bei, wie sich ein Ertrunkener mit Händen und Füßen dagegen wehrte, gerettet zu werden, und, sobald der Bademeister von ihm abließ, sich zur Seite drehte und offensichtlich einschlief. Nach diesem Vorfall hatte die Gruppe den Pool ziemlich für sich allein – bis auf einen ehemaligen Obersten der US-Armee, der unbeirrt seine Runden drehte.
    Alles planschte vergnügt im Wasser herum, und es tat der Fröhlichkeit keinen Abbruch, dass es diesmal kein Salzwasser war.
    Leif spielte Wal und zog seine Bahnen unter Wasser, nur um ab und zu aufzutauchen und einen hohen Wasserstrahl zu speien.
    »Wal, da bläst er!«, schrie er dann und tauchte wieder unter, nur um fünf Minuten später wieder aufzutauchen und zu behaupten, er hätte jetzt Appetit auf ein Kaviarbrötchen.
    Hutzi trat Wasser und bot den grotesken Anblick eines Mannes, der sich in dem schäumenden Wirbeln seiner Füße bis zu den Knien aus dem Wasser hob. Erik hatte sich ein Seil um die Füße gebunden, das er am Sprungturm festgemacht hatte und exakt so lang war, dass lediglich sein Kopf ins Wasser tauchte, während der Körper frei über der Wasseroberfläche hing. Das sei sehr entspannend, versicherte er der konsternierten Kathrin, die den Anblick abstoßend fand. Schließlich gab Erik diese Technik wieder auf und verlegte sich auf schlichtes Schwimmen.
    Quetzal untersuchte interessiert einen Rettungsring und legte ihn aufs Wasser. Er ging nicht unter.
    »Seltsam«, murmelte er, zu dessen wenigen nicht erfundenen Materialien Styropor
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