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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika
Autoren: Ewald Arenz
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Wand!«
    Sie folgten dem Befehl schweigend.
    »Okay«, sagte der Bürgermeister kalt. »Jetzt legen wir sie um!«
    »Moment!«, schrie eine aufgeregte Stimme über den Burghof. Es war Köberlein, der, mit einem Handy herumwedelnd, in den Hof gerannt kam.
    »Ich hab eben einen Anruf vom Innenminister gekriegt. Das amerikanische Außenministerium will sie lebend! Hier!«, schrie Köberlein und drängte sich durch die schweigenden Polizisten zu Kretschmer. »Er will mit Ihnen sprechen.«
    Köberlein reichte Kretschmer das Telefon hinauf. Kretschmer lächelte Köberlein kühl an, hob das Telefon ans Ohr und sagte mit verstellter Stimme in das Mikrofon:
    »Tut mir leid, falsch verbunden!«, und schaltete das Telefon aus.
    Dann grinste er böse und sah den Bürgermeister an. Der Bürgermeister sah Kretschmer an. Man hatte den Eindruck, als knisterte die Luft zwischen ihnen kalt.
    »Knallt sie ab!«, sagte Kretschmer dann schnell und brutal.
    Die Polizisten reagierten nicht sofort. Das war etwas stark, oder? Die hatten sich schließlich ergeben!
    Die Gefangenen standen an der Wand und waren weiß vor Angst. Jeder klammerte sich an das, was er aus den Trümmern dieser Nacht gerettet hatte: Esteban an seinen Degen, Kathrin an ihr Buch, Hutzi an sein Fahrrad, Quetzal spielte nervös am Schalter seiner komischen Maschine, Bébé hielt sich an Leif und Esteban fest und Christoph an der Mauer.
    »Was ist?«, schrie der Bürgermeister hasserfüllt. »Macht sie nieder! Legt sie um! Schlachtet sie!«
    »Ich wünschte, wir wären bei Erik!«, sagte Christoph aus ganzemHerzen, schloss die Augen und hörte entsetzt, wie dreihundert Gewehre zu feuern begannen.
    Nur wenige Menschen haben je ein gepanzertes Auto platzen sehen. Und wenn man den Hummerfischer Fredric Hunter danach befragt, wird er sagen, dass ein Erlebnis dieser Art weder reinigend auf die Seele noch wohltuend auf den Geist wirkt. Es ist allerdings schwierig, ihn nach dieser Erfahrung zu befragen, weil die Nervenheilanstalt der Schwestern Carry und Liz Breckdoun Besucher nur nach nervenaufreibenden Formalitäten zulässt. Nichtsdestoweniger würde Hunter etwa Folgendes erzählen:
    »Also, Leute, es war so. Ich steh da in meinem Boot und nehm die Hummerkästen aus, ihr wisst schon, da drüben bei Siltoe’s Bay, ich bin also ganz nah an der Straße und ich nehm so die Hummerkästen aus und denk mir, da war doch Johnson schon wieder an meinen Hummerkästen, denk ich, da kommt so ein schwerer Wagen die Straße lang. Und ich denk mir, das ist aber mal ein teurer Wagen, Junge, Junge, muss wohl ein Buick sein, Spezialausführung oder so. Und ich seh so hin und seh, dass da ein Mann drin fährt. Einer, Jungs, nur einer! Und dann kuck ich auf die Hummerkästen, und als ich wieder hochschau, seh ich, wie der Wagen sich plötzlich ausbeult, wie so ’ne Konservendose, die schlecht geworden ist. Und der beult sich und beult sich und plötzlich, genau auf der Brücke, platzt er mit einem Knall und tausend Leute fallen aus dem Auto in die Bucht.
    Na ja, vielleicht nicht tausend, aber zwei Dutzend auf alle Fälle. Und einer, mit so einem roten Bart, der steigt nicht ans Ufer oder so, obwohl das Wasser saukalt ist, der schwimmt auf mich zu und hält sich an meinem Boot fest und fragt: ›Sag mal, Alter, hast du Wale an Bord?‹, und von da an weiß ich nichts mehr und dann bin ich hier aufgewacht.«
    So weit Hunter. Trotz seiner in den Details ungenauen Schilderung entspricht es den Tatsachen, dass Eriks Wagen deshalb platzte, weil auch in einen Buick zwanzig Leute, die sich aus dem Nichts inseinem Inneren materialisieren, niemals hineinpassen können. Der Wagen muss platzen. Schon allein deshalb, weil auch Bébé – Feind aller Automobile – darunter war, teilweise aber auch deshalb, weil der Wagen trotz Missachtung aller möglichen Naturgesetze, die das Materialisieren von Personen betrifft, auf die Einhaltung der wesentlichsten physikalischen Gesetze achtete; vor allem auf dasjenige, das zwanzig Personen in einem Buick unmöglich macht. Verständlich war aber, dass die zwanzig Leute, da sie sich eben noch vor einem dreihundertköpfigen Erschießungskommando befunden hatten, nun in dem eiskalten Wasser fröhlich herumtollten, während Erik, frierend und nass am Ufer sitzend, eine Erklärung erwartete, die Quetzal schließlich geben konnte. Offensichtlich war seine Maschine doch zu etwas gut.
    Als Leif zu Erik ans Ufer stieg, etwas enttäuscht, weil Hunter keine Wale vorweisen konnte,
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