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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika
Autoren: Ewald Arenz
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sagte er zu Erik: »Ich hab dir gesagt, Erik, Thor wollte nicht, dass wir dieses Land besiedeln!«
    Erik grinste. »Ja«, sagte er fröhlich, »damals. Aber jetzt will er es offensichtlich!«
    Und dann fuhren sie mit der Eisenbahn nach Washington, weil der Greyhoundbus, in den Bébé einstieg, plötzlich einen Vergaserbrand hatte.

 29 
    Der Gerichtssaal III des High Court war gesteckt voll, weil jeder von Eriks Zeugen vier Leibwächter um sich hatte, die wieder von jeweils vier Polizisten misstrauisch beobachtet wurden. Fernsehgesellschaften aus aller Welt hatten sich eingestellt. Die gesamte politische Spitze Amerikas saß auf den Rängen (außer Bill, der auf die Kinder aufpassen musste); alle Wirtschaftsbosse und Industriekapitäne, die Chefs der Filmgesellschaften und die Düngemittelvertreter füllten den Raum. Die Gruppe Eriksen war die ganze Nacht durch gefahren und hatte keine Zeit gefunden, sich umzuziehen. Noch immer steckte Fernando in einer deutschen Polizeiuniform, noch immer war Kathrin lediglich mit Jacke und Hose bekleidet, noch immer trugen die Azteken ihre weißen Kittel über den Binsenröckchen. Und alle waren noch leicht feucht von ihrem Bad in der Bay. Ihre Kleider starrten vor Salz.
    Als Judge Calipsee den Sitzungssaal betrat, traf ihn fast der Schlag. Er wurde gelb vor Zorn. Er hasste Menschen. Und er hasste es noch mehr, so viele davon in seinem Gerichtssaal zu sehen, wo er keinen davon zu lebenslangem Gefängnis verurteilen konnte. Er ging hinter den Richtertisch, setzte sich und stützte den Kopf in die Hände. Dann schnarrte er:
    »Mr. Eriksen, es tut mir sehr, sehr leid, all diese Menschen hier in Freiheit zu sehen. Ich wünschte, ich wäre noch Friedensrichter in einem Provinzkaff und könnte Sie alle zum Tod verurteilen. Ich fordere Sie jetzt noch einmal auf, Ihre schwachsinnige Klage zurückzuziehen, sonst werden nämlich Sie alle hier einige sehr traurige Stunden erleben. Ist das klar?«
    »Klar, Judge Calipsee, Euer Ehren, Sir«, sagte Erik und nahm ein Dokument aus seiner Robbenfelltasche.
    »Aber ich habe hier das Dokument, das den Anspruch meines Klienten auf den Titel eines Vizekönigs von Amerika beweist. Und er hat seinen Anspruch niemals abgetreten. Die Revolution ist also illegal gewesen. Wir fordern Sie auf, die Vereinigten Staaten als eine illegale Vereinigung zu bestätigen und ihre Auflösung anzuordnen.«
    Der Saal brach in ein wildes Toben aus. Vor den Toren des High Court hatte ein kleines Grüppchen Mescalero ein Transparent enthüllt: »Long Live Leif!«
    Judge Calipsee hämmerte auf den Tisch und schrie: »Ruhe. Ich will Ruhe in diesem Gerichtssaal!«
    Dann wandte er sich an Erik und sagte: »Ich nehme an, dass Sie den Erben als Zeugen aufrufen lassen wollen?«
    »In der Tat«, sagte Erik. »Ich bitte darum.«
    Judge Calipsee winkte mit der Hand und schloss angewidert die Augen. Der Gerichtsdiener las vor: »Don Fernando Colon!«
    Fernando trat in den Zeugenstand. Judge Calipsee öffnete die Augen, japste und schloss sie schockiert wieder, nur um sie einen Augenblick später wütend wieder aufzureißen und Fernando anzustarren.
    »Was ist dieses abscheuliche Überbleibsel eines von Alkohol und Drogen zerfressenen Tiers?«, fragte er Erik abgestoßen.
    »Das«, sagte Erik, »ist der leibliche Sohn von Christoph Kolumbus!«
    Wieder erhob ein Rauschen im Gerichtssaal. Der Lärm war ohrenbetäubend. Kameraleute schlugen ihre Kollegen im vergeblichen Bemühen nieder, eine Großaufnahme von Fernando in den Kasten zu kriegen. Journalisten krochen unter den Bänken durch, um nach vorne zu kommen.
    »So, wie er aussieht, könnte man ihm sein Alter fast glauben«, schnaubte Calipsee. »Wieso stinkt er nach Fisch?«
    »Er ist ins Wasser gefallen, Euer Ehren!«, sagte Erik.
    »Wann?«, fragte Calipsee ungehalten. »Als er Amerika entdeckt hat?«
    »Nicht ich!«, sagte Fernando. »Mein Vater!«
    Calipsee wandte sich ihm mit Augen zu, die jede Klapperschlange vor Neid in einen tiefen Minderwertigkeitskomplex gestürzt hätte.
    »Wenn ich will, dass Sie was sagen, lass ich’s Sie wissen! Aber seien Sie dessen versichert: Ich werde es nie wollen!«
    »Was?«, fragte Fernando.
    »Wie?«, schrie Calipsee. »Na, dass Sie was sagen!«
    »Aber das tu ich doch eben!«, sagte Fernando entrüstet. »Ich sag was!«
    »Aber das will ich nicht!«, knirschte Calipsee mit seinen dritten Zähnen. »Ich will es ganz und gar nicht. Schwören Sie, dass Sie die Wahrheit sagen!«
    Fernando wandte
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