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Dollbohrer!

Dollbohrer!

Titel: Dollbohrer!
Autoren: Hendrik Nachtsheim
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über ein Dutzend Mal verfilmt. Und so spannend und teilweise dramatisch das Buch um den jungen Tom Sawyer und seinen Kumpel Huckleberry Finn und ihre Abenteuer auch sein mag, das berühmteste und wohl auch nachhaltigste Kapitel des Romans von Mark Twain ist eines der wenigen wirklich lustigen. Nämlich das, in dem erzählt wird, wie Tom zur Strafe dazu verdonnert wird, einen sehr langen Zaun zu streichen. Und wie er alle möglichen Kinder aus der Nachbarschaft dank seiner Überredungskunst dazu bringt, es als Ehre zu empfinden, ihm diese Arbeit abzunehmen. Ja, dass sie dafür sogar mit Dingen aus ihrem Besitz bezahlen. Am Ende ist der Zaun gleich mehrfach gestrichen, ohne dass er auch nur einen Finger gekrümmt hat. Eigentlich eine schöne Idee … nur komisch, dass sich ausgerechnet ein paar Monate vorher etwas zugetragen hatte, das … ach … lesen Sie selbst …
    Draußen regnete es. Und das passte. Denn so prunkvoll, bequem und angenehm das Leben eines Königs eigentlich auch angelegt war, so galt das in diesen Tagen nicht für ihn. Alfons XIII . hatte Probleme. In seinem Königreich Spanien ging es zurzeit nämlich drunter und drüber. Nicht nur, dass sich die verschiedenen politischen und vor allem sozialen Gruppierungen im Land immer häufiger gegenseitig die Birne einschlugen und dass sämtliche Reformen, die er sich so ausgedacht hatte, nicht griffen, weil sie niemand kapierte. Nein, dazu kam auch noch, dass das Loch im Staatssäckel mittlerweile so groß war, dass nicht nur der Unmut des gesamten Volkes stündlich wuchs, sondern er auch noch seinen geliebten Kindern statt wöchentlich nur noch monatlich einen Königspudel schenken konnte. Das war für ihn, den Vater Alfons, besonders bitter, denn schon seit Generationen war es üblich, dass man seinen Kindern immer montags einen neuen Königspudel übergab. Was diese (also die Kinder, die Pudel jetzt weniger) seit Generationen Woche für Woche erfreute, denn dank der Gewissheit, dass es ja bald wieder einen neuen gäbe, konnte man damit machen, was man wollte. Manche Kinder verpassten ihnen, und das war eine der harmlosen Varianten, merkwürdige Frisuren oder schnitten ihnen unanständige Wörter in ihr Fell. Andere, und das war schon zumindest weniger harmlos, buddelten sie in irgendwelchen öffentlichen Parkanlagen bis zum Kopf ein und schmückten ihre Köpfe mit Blumen, um sich dann diebisch zu freuen, wenn nichtsahnende Spaziergänger urplötzlich von offenbar äußerst gereizten Tulpen oder Vergissmeinnicht angebellt wurden. Und wiederum andere experimentierten, und jetzt sind wir bei den definitiv gar nicht mehr harmlosen Varianten, und testeten an den Tieren, ob sie später lieber Chirurg oder doch eher Proktologe werden wollten – meist mit selbst gebasteltem Werkzeug! Oder probierten was mit Nitroglyzerin.
    Was aber wie gesagt nur ging, weil es ja montags immer Königspudelnachschub gab.
    Alfons XIII . jedenfalls bedauerte dies alles zutiefst, während er durchs Fenster dem Regen zuschaute. In diesem Moment betrat Miguel, der königliche Chefkoch, das Zimmer des Monarchen, in der Hand eine alte Metallpfanne.
    »Was ist denn damit?«, fragte Alfons gereizt.
    »Nun«, antwortete Miguel, »das hier könnte ich Eurer königlichen Hoheit heute als abendliche Mahlzeit anbieten!«
    Der König warf einen skeptischen Blick in die Pfanne.
    »Was denn? Einfach nur gebratenen Reis?«
    »Nun, unsere finanzielle Lage ist derzeit, ich sage mal, etwas schwierig. Ganz abgesehen davon, dass ich bis auf mich das gesamte Küchenpersonal entlassen musste, sind die Küchenvorräte so gut wie aufgebraucht und meine Möglichkeiten dementsprechend begrenzt. Aber es ist guter Reis und zudem ausgesprochen nahrhaft!«
    Alfons’ Stirn bildete Falten des Unbehagens.
    »Ich kann doch als König nicht nur angebratenen Reis essen. Geschweige denn meine Kinder, meine Gemahlin sowie meine weiteren Angehörigen!«
    Miguel begriff, dass da zwar irgendwie was dran war, ihm aber auch aus den genannten Gründen die Gourmethände gebunden waren.
    »Und jetzt?«
    Das Staatsoberhaupt überlegte und schaute erneut aus dem Fenster. Unten sah er Javier, den alten Gärtner, der offensichtlich noch nicht der Entlassungswelle am Hof zum Opfer gefallen war und der gerade alles Mögliche an Pflanzen und vergammelten Früchten auf den großen Komposthaufen warf. Plötzlich erhellte sich sein eben noch finsterer Gesichtsausdruck!
    »Ich glaube, ich habe da eine Idee! Oppa!«
    Er klatschte laut in
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