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Dollbohrer!

Dollbohrer!

Titel: Dollbohrer!
Autoren: Hendrik Nachtsheim
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anwenden.
    »Na schön … dann darf der zuerst, der dafür das meiste bietet! Und danach der am zweitmeisten bezahlt«
    Und wieder stapelten sich die Peseten, die er mittlerweile vorsichtigerweise unter seinem alten Gewand aufbewahrte. Als die Pfanne schließlich leer gegessen und auch der letzte Kunde zufrieden von dannen getrottet war, machte sich auch der König gut gelaunt auf den Weg ins heimatliche Schloss. Hatte er doch tatsächlich das erste Mal in seiner Amtszeit eine brauchbare Idee gehabt und dank dieser sogar ausgesprochen gut gewirtschaftet. Wenn auch weniger zugunsten seines Landes als mehr in die eigene Tasche, aber das waren spitzfindige Details, über die sich ein König nun wirklich nicht den Kopf zerbrechen musste. Was übrigens auch im wahrsten Sinne des Wortes überflüssig gewesen wäre, da während seiner Abwesenheit sein eigener Sohn Juan und Oppa daheim in einem intensiven Austausch ihre beiderseitige Abneigung ihm gegenüber festgestellt, ihn deswegen kurz darauf öffentlich der exzessiven Korruption bezichtigt und dem immer ärmer werdenden Volk endlich einen Sündenbock präsentiert hatten, den man wiederum nur wenige Tage später per Guillotine von seinem Amt befreite.
    Aber auch wenn der Abgang des Königs eher unrühmlich gewesen war, muss man dennoch anerkennend resümieren, dass Alfons XIII. aufgrund dieses Tages auf dem Marktplatz seinem Land gleich zwei wichtige Dinge hinterlassen hatte: nämlich die Paella und die Vergnügungssteuer!

Der Vorleser/The King’s Speech
    Dieser Fund offenbarte gleich zwei spektakuläre Irrtümer. Nämlich zum Ersten, dass der dreiteilige Roman von Bernhard Schlink um den Protagonisten Michael Berg so nicht stimmte, und zum Zweiten, dass auch die Idee zum preisgekrönten Film »The King’s Speech« offensichtlich nicht auf kreativer Eigenleistung basiert …
    »Mitit … deder … mit der … Nmmm … mit de Numnum …«
    Es war, als hätte ihm jemand flüssigen Gips auf die Zunge gegossen, der nun schnell immer zäher und immer härter wurde.
    Dabei hätte Jan es wissen müssen! Dass es falsch gewesen war, diesen Job anzunehmen. Dass die Menge da unten und vor allem die Millionen vor den Fernsehschirmen ihn spätestens in ein paar Minuten für total bescheuert halten würden! Dass das hier schon bald im Internet kursieren würde wie eine schlimme Grippe. Ausgerechnet er, einer der bekanntesten Schauspieler des Landes, der auch aus einer mittelmäßig geschriebenen Rolle noch Großes herausholen konnte. Der aufgrund seiner Ausdrucksstärke und seines Charismas von allen bewundert wurde. Der, wenn er den »Tatort«-Kommissar gab, die besten Quoten einfuhr. »Noch!«, dachte er. Denn das hier würde sein Leben verändern. In eine deutlich schwierigere Richtung. Die Medien würden ihn nicht nur opfern, sie würden ihn, den vermeintlich Unfehlbaren, sezieren wie eine tote Ratte im Versuchslabor. Nur dass er dabei noch lebte.
    Was für eine unfassbar peinliche Nummer!
    Dabei hatte es ja tatsächlich schon damals Warnsignale gegeben. In Form von gleich zwei Schlüsselerlebnissen, die ihm laut und deutlich gezeigt hatten, dass er kein guter Vorleser war. Dass er zwar ausgezeichnet frei reden konnte und Meister des Auswendiglernens gewesen war … aber eben kein guter Vorleser.
    Schlüsselerlebnis Nummer eins lag schon weit über zwanzig Jahre zurück. Da war er an diesem Sonntagnachmittag bei Freunden eingeladen gewesen, Grete und Per. Beide etwas älter als er und schon Eltern zweier Kinder. Mädchen und Junge, fünf und sieben Jahre alt. Es war so ein Tag mit »Familienanschluss«, mit Fußballspielen im Garten, Kaffee und Kuchen, Grillen usw. Dann war es neunzehn Uhr, und die Kinder mussten ins Bett. Und als sie dann kurz darauf in ihren drolligen Schlafanzügen auf der Terrasse zum »Gute Nacht«-Sagen standen, meinte das Mädchen plötzlich: »Wir kriegen doch vorm Heiamachen immer noch was vorgelesen! Das kann doch heute mal der Onkel Jan machen!«
    Die Eltern verneinten natürlich aus Höflichkeit dem Gast gegenüber, aber der fand das gut. Kurz drauf saß er also neben den beiden Kinderbetten auf einem dieser lustigen, bunten Kinderstühle (Stuhl »Mammut«) und war bereit, das erste Mal in seinem fast achtundzwanzigjährigen Leben Kindern etwas vorzulesen.
    »Na, dann wollen wir mal! Was habt ihr denn Schönes für mich?«
    Der Junge reichte ihm ein großformatiges Buch mit buntem Einband.
    »Hier … Pu der Bär!«
    »Ach, schön … das lese ich
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