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Doktor auf Abwegen

Doktor auf Abwegen

Titel: Doktor auf Abwegen
Autoren: Richard Gordon
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diesem Mann entfernen.»
    «Aber ich versuche ihn ja auf die Beine und nicht zu Fall zu bringen», protestierte Sir Lancelot.
    «Ich warne Sie», wiederholte die Polizistin.
    Er ließ den Mann los. Dieser kämpfte sich stöhnend auf die Füße.
    «Kommen Sie nächsten Donnerstag nachmittag in mein Ambulatorium», forderte ihn Sir Lancelot auf. «Ich werde Sie dann meinem orthopädischen Kollegen überweisen. Ein so frommer Mann wie Sie muß leistungsfähige Kniegelenke haben. - Und wer sind Sie?» fragte er einen Dicken mit rotem Gesicht und buschigem rotem Bart, der ein abgewetztes Tweedsakko mit aufgesetzten Lederflecken an den Ellenbogen trug.
    «Wir sind vom Umweltschutz», verkündete er munter. «Sie haben doch schon von uns gehört? Wir sind scharf auf Pelze, Wale, Bleigehalt der Atmosphäre und so weiter. Wir sind gegen Ihr Hospital. Zumindest hier in Spratt’s Bottom. Alle neuen Krankenhäuser sollten im offenen, freien Land errichtet werden, wo die Patienten die Vögel singen hören und die Blumen riechen können.»
    «Dieses Hospital hat sowenig Aussicht, in Spratt’s Bottom eröffnet zu werden, wie eine Filiale von Marks and Spencer’s in Kairo», versicherte ihm Arthur Arrows.
    «Hört, hört», warf Major Swiney ernst ein.
    «Was nun?» rief Sir Lancelot, als sich die Oberin mit einem Brief in der Hand zu ihm durchkämpfte.
    «Ein Telegramm.»
    Er riß es auf. Es lautete:
     
    SPRATT HEILIGGRAB HOSPITAL SPRATTS BOTTOM SONDERMEETING ENTSCHIED UEBER PRIVATINITIATIVE OEFFENTLI-CHES HOSPITAL UEBERSTUERZT UNLOGISCH UNDURCH-FUEHRBAR WENN WEITERHIN EINSATZ DAFUER RUECKTRITT ERFORDERLICH
    SEKRETAER VEREINIGUNG FACHAERZTE
     
    «Pah!» rief Sir Lancelot verächtlich, zerknüllte das dünne Papier und schleuderte es von sich.
    Er traf die Polizistin ins Gesicht.
    «Genug der Verwarnungen.» Sie packte ihn am Ellenbogen. «Tätlicher Angriff auf ein Polizeiorgan. Sie sind verhaftet.»
     

19
     
    «Sie sind schon ein richtiger alter Freund geworden», sagte der muntere Polizist. Er geleitete Sir Lancelot die Stufen von der Anklagebank im Bezirksgericht von Spratt’s Bottom hinab. Es war am folgenden Dienstag vormittag. «Sehe ich Sie nächste Woche wieder?»
    «Kann ich mir wahrscheinlich nicht leisten.»
    «Ja, zweihundertfünfzig Pfund Strafe plus zweihundert Pfund Gerichtskosten sind wirklich ein bißchen hochgegriffen», gab der Polizist entgegenkommend zu. «Sie muß heut wieder mit dem falschen Fuß aus dem Bett gestiegen sein.»
    «Dieser Hinweis, mich psychiatrisch beobachten zu lassen!» Sir Lancelot erschauerte.
    «Ach, nehmen Sie’s nicht zu schwer. Glauben Sir mir, Sie kommen mir um ein Gutteil vernünftiger vor als der Durchschnittshäftling», versicherte ihm der Polizist.
    «Und diese Andeutung von Gefängnishaft.» Sir Lancelot schüttelte es.
    «Da würde ich mir keine grauen Haare wachsen lassen», sagte der Polizist leichthin. «Sie würden nicht lange sitzen müssen. Maximal sechs Monate.»
    Sie kamen zu einem Gitter bei den Türen zu den Zellen. Sir Lancclot griff nach seinem Scheckbuch. «Leider können wir Stammkunden keinen Rabatt geben», sagte der Polizist.
    Sir Lancelot schrieb in kalter, ohnmächtiger Wut einen Scheck auf fünfhundert Pfund aus. Und keine Möglichkeit zu haben, sich am Staat für diese krasse Ungerechtigkeit zu rächen! Er beschloß, das nächste Mal im Club alle Richter des Hohen Gerichtshofes zu schneiden. «Was macht das Knie?» fragte er mürrisch den sanften Polizeisergeanten hinter dem Gitter.
    «Wieder ganz in Ordnung, danke, Doktor. Die Vorsitzende des Bezirksgerichts läßt Sie bitten, sie aufzusuchen.»
    «Kommt nicht in Frage.»
    «Mrs. Widmore sagte, sie wolle die nächsten zwei Fälle versäumen, nur um mit Ihnen zu sprechen, Sir.»
    «Gehört das zum hier üblichen Kundendienst?»
    «Hab das noch nie erlebt, seit ich hier arbeite. Für gewöhnlich setzt das Gericht Polizisten ein, um sich die Kunden vom Leib zu halten.»
    Sir Lancelot furchte seine Stirn. Er konnte diesem verdammten Weib zeigen, wie schändlich und tief verletzt seine Gefühle waren. Er würde die Hände in den Taschen behalten. Er fragte sich, welche Geldstrafe wohl für tätlichen Angriff auf Bezirksrichter vorgesehen war.
    «Erste Tür rechts draußen», bedeutete ihm der Sergeant.
    Ein Polizist führte ihn in einen kleinen, viereckigen, dunkelgetäfelten Raum, dessen Einrichtung aus einem glänzendpolierten Tisch, einigen Stühlen mit Ledersitzen und einem wuchtigen Regal voll
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