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Dogma

Dogma

Titel: Dogma
Autoren: Raymond Khoury
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diesem Moment an aus seinem Leben verschwunden war.
    Er stieg in den Wagen ein. Obwohl es sich um einen neuen BMW der Luxusklasse handelte, war der Innenraum von einem seltsamen, unangenehmen Geruch erfüllt, der Sharafi sofort auffiel, den er aber nicht einordnen konnte. Der Fremde setzte sich ans Steuer und fädelte sich in den spärlichen Verkehr ein.
    Sharafi konnte sich nicht länger beherrschen. «Was ist passiert? Was meinen Sie damit, sie sind womöglich in Gefahr? Was für eine Gefahr?»
    Der Fremde blickte unbeirrt geradeaus. «Genau genommen geht es nicht nur um die beiden. Es geht um Sie alle drei.»
    Der nüchterne, gelassene Ton, in dem er das sagte, war nervenaufreibend.
    Der Fremde warf Behrouz einen Seitenblick zu. «Es hat mit Ihrer Arbeit zu tun. Genauer gesagt mit einer Entdeckung, die Sie kürzlich gemacht haben.»
    «Einer Entdeckung, die ich gemacht habe?» Einen Moment lang verstand Sharafi gar nichts, dann rastete etwas ein, und ihm wurde schlagartig klar, was der Mann meinte. «Der Brief?»
    Der Fremde nickte. «Sie versuchen herauszufinden, was es damit auf sich hat – bisher jedoch ohne Erfolg.»
    Das war keine Frage, sondern eine Feststellung, ausgesprochen mit einer Gewissheit, die sie nur noch bedrohlicher machte. Der Fremde wusste nicht nur von der Entdeckung an sich, sondern anscheinend auch davon, wie unergiebig Sharafis bisherige Nachforschungen verlaufen waren.
    Der Professor rückte nervös seine Brille zurecht. «Woher wissen Sie das?»
    «Ich bitte Sie, Professor. Ich bin stets bemüht, über Dinge, die mich neugierig machen, so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen. Ihre Entdeckung hat mich neugierig gemacht. Ausgesprochen neugierig. Und mit der gleichen Akribie, mit der Sie sich Ihrer Arbeit und Ihren Forschungen widmen – einer bewundernswerten Akribie, wie ich hinzufügen muss –, widme ich mich
meiner
Tätigkeit und
meinen
Nachforschungen. Manche würden es geradezu als Fanatismus bezeichnen. Nun, ich weiß also, worüber Sie forschen. Wo Sie Ihre bisherigen Nachforschungen angestellt haben. Mit wem Sie gesprochen haben. Ich weiß, welche Schlüsse Sie bereits ziehen konnten und wo Sie noch im Dunkeln tappen. Und ich weiß noch viel mehr. Auch Nebensächliches. Zum Beispiel, dass die Lieblingslehrerin Ihrer kleinen Farnaz Miss Deborah ist. Und dass Ihre Frau für Sie zum Abendessen
Gheimeh Bademjan
vorbereitet hat.» Er hielt inne, ehe er hinzufügte: «Was wirklich ganz reizend von ihr ist, wenn man bedenkt, dass Sie sie erst gestern Abend darum gebeten haben. Aber schließlich befand sie sich in einer sehr verwundbaren Lage, nicht wahr?»
    Sharafi spürte, wie die letzte Farbe aus seinem Gesicht wich und Panik von ihm Besitz ergriff. Wie kann er – beobachtet er uns, hört er uns ab? In unserem Schlafzimmer? Es dauerte einen Moment, ehe er imstande war, auch nur ein paar Worte herauszubringen.
    «Was wollen Sie von mir?»
    «Dasselbe, was Sie wollen, Professor. Ich will ihn finden. Den Schatz, auf den sich der Brief bezieht. Ich will ihn besitzen.»
    Ein Gefühl der Unwirklichkeit überwältigte Sharafi und machte es ihm unmöglich, klar zu denken. Er musste sich anstrengen, um noch ordentliche Sätze zustande zu bringen. «Ich bin auf der Suche danach, ja, aber – es ist, wie Sie sagen. Ich komme nicht recht voran.»
    Der Fremde sah ihn nur kurz von der Seite an, aber sein harter, starrer Blick fühlte sich an wie ein körperlicher Schlag. «Sie müssen sich eben mehr anstrengen», sagte er. Den Blick wieder nach vorn gerichtet, fügte er hinzu: «Sie müssen sich so sehr anstrengen, als hinge Ihr Leben davon ab. Was übrigens tatsächlich der Fall ist.»
    Er bog von der Hauptstraße in eine enge Seitenstraße ab und hielt vor einem der mit Rollläden verschlossenen Ladenfenster. Sharafi sah sich rasch um. Die Straße war menschenleer, die Fenster über den Geschäften dunkel.
    Der Fremde schaltete den Motor ab und wandte sich Behrouz zu.
    «Sie müssen wissen, dass es mir ernst ist», teilte er dem Professor mit, noch immer in dem nervenaufreibend ruhigen Ton. «Sie müssen begreifen, es ist sehr, sehr wichtig für mich, dass Sie alles daransetzen –
alles
 –, um Ihre Arbeit erfolgreich zu beenden. Ihnen muss wirklich klar sein, wie entscheidend es für Ihr Wohlergehen ist – und auch das Ihrer Frau und Tochter –, dass Sie Ihre gesamte Zeit und Energie dieser Angelegenheit widmen, dass Sie all Ihre Kräfte mobilisieren, all Ihre Möglichkeiten
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