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Dogma

Dogma

Titel: Dogma
Autoren: Raymond Khoury
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ausschöpfen und dieses Rätsel für mich lösen. Ab sofort dürfen Sie an nichts anderes mehr denken. Nichts.»
    Er schwieg, um seine Worte wirken zu lassen. «Und nebenbei», fügte er dann hinzu, «muss ich mich darauf verlassen können, dass Sie nicht auf den Gedanken kommen, zur Polizei zu gehen, denn das hätte wahrhaft fatale Folgen. Das ist mein voller Ernst. Wir könnten jetzt gleich zusammen auf eine Polizeiwache gehen, und ich garantiere Ihnen, Sie wären der Einzige, der unter den Folgen zu leiden hätte – wie gesagt, unter fatalen Folgen. Zweifeln Sie nicht daran, wozu ich fähig wäre und wie weit ich gehen würde, um sicherzustellen, dass Sie dieses Rätsel für mich lösen.»
    Der Fremde nahm die Wagenschlüssel und öffnete die Fahrertür. «Vielleicht wird Sie das hier überzeugen. Kommen Sie.»
    Er stieg aus.
    Sharafi folgte ihm mit weichen Knien. Der Fremde ging zum Kofferraum. Sharafi blickte auf, ob nicht doch irgendjemand in der Nähe wäre; ihm schossen wilde Phantasien durch den Kopf, etwa davonzulaufen und um Hilfe zu schreien, doch stattdessen folgte er seinem Peiniger mit kraftlosen Schritten, als trüge er Fußfesseln.
    Der Fremde drückte einen Knopf an einem der Schlüssel, der Kofferraum des Wagens sprang auf, und die Klappe schwenkte langsam nach oben.
    Sharafi wollte nicht wissen, was sich darin befand, aber als der Fremde in den Kofferraum griff, konnte der Professor nicht anders, als hinzuschauen. Erleichtert stellte er fest, dass der Kofferraum leer war bis auf eine kleine Reisetasche. Der Fremde zog sie heran. Als er den Reißverschluss öffnete, schlug Sharafi ein widerlicher Gestank entgegen. Er würgte und stolperte ein paar Schritte rückwärts. Dem Fremden schien der Gestank nichts auszumachen. Er griff in die Tasche und zog gelassen einen Gegenstand aus Haar, Haut und Blut hervor, den er Sharafi ohne eine Spur von Zögern oder Unbehagen entgegenhielt.
    Sharafi fühlte, wie ihm der Mageninhalt in die Kehle stieg, als er den abgetrennten Kopf erkannte, den der Fremde hochhielt.
    Miss Deborah. Die Lieblingslehrerin seiner Tochter. Beziehungsweise was von ihr geblieben war.
    Sharafis Beine gaben nach, er erbrach sich heftig und fiel krampfhaft würgend auf die Knie, rang nach Luft, eine Hand über die Augen gelegt, um das Grauen nicht ansehen zu müssen.
    Doch der Fremde war gnadenlos. Er bückte sich, packte den Professor an den Haaren und bog seinen Kopf zurück, sodass er nicht anders konnte, als den abscheulichen blutigen Klumpen anzusehen.
    «Finden Sie es», verlangte der Mann. «Finden Sie diesen Schatz. Tun Sie, was immer dazu nötig ist, aber finden Sie ihn. Sonst werden Sie, Ihre Frau, Ihre Tochter, Ihre Eltern in Teheran, Ihre Schwester und deren Familie …»
    Er beendete den Satz nicht. Zweifellos hatte der Professor begriffen.

[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel Zwei
    Vatikan – zwei Monate später
    Während er den San-Damaso-Hof überquerte, warf Sean Reilly einen müden Blick auf die Gruppen von Touristen, die mit großen Augen die heilige Stadt erkundeten, und fragte sich, ob er selbst diesen Ort jemals so unbeschwert würde erleben können.
    Im Moment war er jedenfalls alles andere als unbeschwert. Er war nicht hergekommen, um die beeindruckende Architektur oder um Kunstschätze zu bestaunen, und ebenso wenig befand er sich auf einer Pilgerreise. Er war hergekommen, weil es das Leben von Tess Chaykin zu retten galt.
    Und wenn er große Augen machte, dann in dem Versuch, trotz des Jetlags wach und geistesgegenwärtig genug zu bleiben, um die verworrene Krisensituation zu begreifen, die weniger als vierundzwanzig Stunden zuvor über ihn hereingebrochen war. Eine Situation, die er nicht wirklich verstand, aber unbedingt verstehen musste.
    Reilly traute dem Mann, der neben ihm herging – Behrouz Sharafi –, nicht über den Weg, aber er hatte keine andere Wahl, als sich an ihn zu halten. Im Augenblick blieb ihm nichts anderes übrig, als wieder und wieder über das nachzugrübeln, was er erfahren hatte – angefangen mit dem verzweifelten Anruf von Tess bis hin zu dem grauenerregenden Bericht, den der iranische Professor während der Taxifahrt vom Flughafen Fiumicino hierher abgegeben hatte. Er musste sichergehen, dass er nicht irgendetwas übersah – dabei war es fast nichts, was er wusste. Irgendein Irrer zwang Sharafi, etwas für ihn zu finden. Um dem Professor klarzumachen, wie ernst es ihm war, hatte er einer Frau den Hals durchgeschnitten. Und
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