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Dogma

Dogma

Titel: Dogma
Autoren: Raymond Khoury
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nicht so unbemerkt verlassen können, wie sie hineingelangt waren. Bewaffnete Männer würden ihnen nachstellen, und diesmal würden sie von außerhalb der Stadt kommen.
    Diese Befürchtung bestätigte sich noch vor Sonnenuntergang am selben Tag.
    Everard hatte zwei Ritter vorausgeschickt und zwei weitere beauftragt, die Nachhut zu bilden; Kundschafter, die sie rechtzeitig vor Gefahren warnen sollten. Gleich am ersten Abend zahlte sich seine Umsicht aus. Die Nachhut erspähte eine Kompanie fränkischer Ritter, die von Westen herangaloppierte und ihnen dicht auf den Fersen war. Everard schickte einen Reiter voraus, um die Vorhut zurückzurufen, dann verließ er den breiten Weg nach Südosten, wo die Kreuzritter sie sicher am ehesten vermuteten, und schlug sich mit seinen Leuten weiter östlich in die Berge.
    Es war Sommer, und der Schnee war längst geschmolzen, dennoch war die Landschaft kahl und unwirtlich. Üppig grüne, sanfte Hügel wichen bald steilen, zerklüfteten Bergen. Es gab kaum Wege, die überhaupt mit einem Pferdewagen befahrbar waren, und die wenigen waren schmal und gefahrvoll, mitunter kaum breiter als die Spur der hölzernen Räder. Daneben gähnten schwindelerregend tiefe Schluchten. Und mit jedem Tag verschlechterte sich Odos Zustand. Als auch noch starker Regen einsetzte, wurde die ohnehin verzweifelte Lage noch hoffnungsloser, aber mangels anderer Möglichkeiten blieb Everard mit seinen Männern, soweit es ging, im Hochland. Sie mühten sich langsam vorwärts, ernährten sich von dem, was sie eben stehlen oder erjagen konnten, und füllten ihre Wasservorräte an den Gebirgsbächen auf. Bei Einbruch der Dunkelheit waren sie gezwungen anzuhalten. Sie verbrachten elende Nächte im Freien. Das ständige Bewusstsein, dass ihre Verfolger noch immer nach ihnen suchten, zerrte an ihren Nerven.
    Wir müssen den Rückweg schaffen, sagte sich Everard, sooft er mit dem harten Schicksal haderte, das ihm und seinen Brüdern so unvermittelt auferlegt worden war. Wir dürfen nicht scheitern. Zu viel steht auf dem Spiel.
    Doch seine Entschlossenheit wurde auf eine harte Probe gestellt.
    Nach mehreren Tagen, an denen sie nur äußerst schleppend vorangekommen waren, bestand für Odo kaum noch Hoffnung. Sie hatten den Pfeil entfernen und die Blutung stillen können, aber die Wunde hatte sich entzündet, und der Ritter lag in Fieberschauern. Everard wusste, wenn Odo noch eine Chance haben sollte, lebend in die heimatliche Festung zurückzukehren, brauchte er eine Rast und ein trockenes Lager. Aber da die Kundschafter meldeten, dass ihre Verfolger noch immer nicht aufgegeben hatten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihren Weg durch das feindliche Gebiet fortzusetzen und auf ein Wunder zu hoffen.
    Am sechsten Tag stießen sie auf dieses Wunder: eine kleine, abgeschiedene Einsiedelei.
    Die Ritter hätten sie gar nicht bemerkt, wenn nicht ein paar Nebelkrähen darüber ihre Kreise gezogen hätten, was einem ausgehungerten Späher der Vorhut aufgefallen war. Das kleine Kloster, das nur aus ein paar in den Fels gehauenen Räumen bestand, fügte sich nahezu unsichtbar in die Landschaft ein, hoch oben in einer Ausbuchtung der Bergwand, die schützend darüber aufragte.
    Die Männer ritten so dicht wie möglich heran, dann ließen sie Pferde und Fuhrwerk zurück und kletterten das letzte Stück den mit Felsbrocken und Geröll übersäten Hang hinauf. Everard staunte über die Hingabe der Männer, die – augenscheinlich vor vielen hundert Jahren – an einem so entlegenen, gefahrvollen Ort dieses Einsiedlerkloster erbaut hatten, und er fragte sich, wie es sich in dieser Gegend trotz der umherziehenden Banden marodierender Seldschukenkrieger hatte halten können.
    Sie näherten sich vorsichtig, mit gezogenen Schwertern, auch wenn sie sich kaum vorstellen konnten, dass an diesem unwirtlichen Ort tatsächlich Menschen lebten. Doch zu ihrem Erstaunen wurden sie von etwa einem Dutzend Mönchen empfangen, wettergegerbten alten Männern und Jüngeren, die sie schnell als Brüder in Christo erkannten und ihnen Speise und Obdach anboten.
    Das Kloster war sehr klein, aber für seine Lage überraschend gut ausgestattet. Odo wurde auf ein trockenes Lager gebettet und mit warmem Essen und Getränken versorgt, um die geschwächte Abwehr seines Körpers zu stärken. Everard und seine Männer wuchteten die drei Truhen den Hang hinauf und brachten sie in einer kleinen, fensterlosen Kammer unter. Daneben befand sich ein
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