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Dogma

Dogma

Titel: Dogma
Autoren: Raymond Khoury
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schien interessiert, kam näher und bellte eine weitere Frage.
    Unter der Kapuze seiner dunklen Tunika beobachtete der Templer, wie der Mann auf sie zukam. Er wartete, bis er nahe genug heran war, ehe er sich auf ihn stürzte und ihm den Dolch tief in den Hals stieß. Im selben Augenblick sprangen drei seiner Kameraden aus dem Fuhrwerk und brachten die anderen Wachen zum Schweigen, ehe diese Alarm schlagen konnten.
    «Lauft», zischte Everard, als drei seiner Gefährten auf das Torhaus zurannten, während er und die zwei übrigen Ritter geduckt zu den Türmen hinaufspähten. Er gab Theophilus ein Zeichen, sich zu verstecken, wie sie es vereinbart hatten. Der alte Mann hatte seine Aufgabe erfüllt, und dies war nicht der richtige Ort für ihn. Everard war klar, dass jeden Moment die Hölle losbrechen konnte – was gleich darauf geschah, als zwei Wachen aus dem Torhaus kamen, gerade als die Ritter den ersten Querbalken geöffnet hatten.
    Die Templer ergriffen ihre Schwerter und töteten die Wachmänner, ehe diese wussten, wie ihnen geschah. Einer der Männer konnte jedoch noch aufschreien, laut genug, um seine Gefährten in den Türmen zu alarmieren. Binnen Sekunden huschten Laternen und Fackeln in hektischem Hin und Her über das Bollwerk, und Alarmsignale erschollen.
    Everard stellte mit einem raschen Blick zum Tor fest, dass seine Brüder sich noch immer abmühten, den letzten Balken zu lösen. Im selben Moment bohrten sich Pfeile in den ausgedörrten Boden neben ihm, direkt vor die Hufe ihrer Zugpferde. Jetzt war höchste Eile geboten. Wenn eines der Pferde verwundet würde, gäbe es für sie alle kein Entkommen mehr.
    «Wir müssen fort!», brüllte er und schoss einen Bolzen aus seiner Armbrust auf die Silhouette eines Bogenschützen hoch über ihm. Der Mann stürzte rücklings von der Mauer. Everard und die beiden Ritter neben ihm luden ihre Armbrüste neu und schossen weitere Bolzen nach oben, um die Wachen in Schach zu halten. Endlich rief einer der Ritter am Tor ihnen etwas zu, und die Torflügel öffneten sich knarrend.
    «Los, weg von hier», trieb Everard seine Männer an, doch während sie zurück zum Fuhrwerk hasteten, wurde der Ritter, der ihm am nächsten stand, getroffen. Der Pfeil schlitzte seine rechte Schulter auf und drang tief in den Brustkorb ein. Der Ritter – Odo de Ridefort, ein Bär von einem Mann – brach zusammen, und ein Blutstrom quoll aus der Wunde. Everard eilte zu ihm, half ihm auf und schrie nach den anderen. Im nächsten Moment waren sie alle bei ihrem verwundeten Ordensbruder. Drei von ihnen schickten Abwehrschüsse nach oben, während die Übrigen ihm auf den Wagen halfen. Unter der Deckung der Armbrustschützen rannte Everard nach vorn. Ehe er auf die Kutschbank stieg, wandte er sich um und wollte Theophilus zum Dank und Abschied noch einmal zunicken, aber der Hüter war nicht mehr da, wo er ihn zuletzt gesehen hatte. Dann entdeckte Everard ihn – nicht weit entfernt, reglos am Boden liegend mit einem Pfeil durch den Hals. Everard sah ihn nur einen Wimpernschlag lang an, aber das genügte, um den Anblick für immer in sein Gedächtnis einzubrennen. Dann sprang er auf den Wagen und trieb die Pferde an.
    Noch ehe alle Ritter aufgestiegen waren, rollte der Wagen bereits so schnell es ging unter einem Hagel von Pfeilen durch das Tor aus der Stadt. Während Everard die Pferde eine Anhöhe hinauflenkte und den Weg nach Norden einschlug, warf er einen Blick über das funkelnde Meer unter ihnen, wo die Kriegsgaleeren an den Stadtmauern entlangzogen, flatternde Fahnen und Standarten am Achtersteven. An den Seiten prangten die Schilde, am Bug dräute der Rammsporn, und Mangonels und Leitern waren unheilverkündend aufgerichtet.
    Irrsinn, war Everards letzter, quälender Gedanke, als er die erhabene Stadt hinter sich ließ – und damit auch die große Katastrophe, die diese Stadt schon sehr bald ereilen würde.
     
    Auf dem Rückweg kamen sie langsamer voran. Zwar hatten sie ihre eigenen Pferde wieder, aber das sperrige Fuhrwerk mit seiner schweren Last hielt sie auf. Mit ihm konnten sie sich nicht von den vielbenutzten Fahrwegen fernhalten, wodurch sie mit Menschen und Städten in Berührung kamen. Schlimmer aber war das viele Blut, das Odo verlor. Sie konnten kaum etwas gegen die Blutung unternehmen, da sie alles daransetzen mussten, so schnell wie möglich voranzukommen. Und das Schlimmste von allem war: Sie waren jetzt keine Unbekannten mehr. Sie hatten die belagerte Stadt
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