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Doener, Machos und Migranten

Titel: Doener, Machos und Migranten
Autoren: Betuel Durmaz
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gering.
    Trotz aller gemeinsamen Anstrengungen ist es in den vergangenen Jahren nicht gelungen, wirklich allen Bewerbern gerecht zu werden. Zudem sind neben den jeweiligen Schulabgängern noch sogenannte Altbewerber aus den vorangegangenen Jahren als potentielle Kandidaten auf dem Markt, sodass die Lücke nie geschlossen wurde.

    In den jährlich neu erscheinenden Berufsbildungsberichten der Bundesregierung wird kontinuierlich über die bundesweite Entwicklung der Ausbildungsangebote und ihrer Nachfrage berichtet. In dem aktuellen Bericht eines Jahres wird jeweils die Bilanz des Vorjahres dargestellt. So wurde z.B. in dem Berufsbildungsbericht des Jahres 2006 das Ergebnis desAusbildungsjahres 2005 dargestellt. Hier heißt es, «die Bilanz des vergangenen Jahres zeigt, dass der ‹Nationale Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland› wirkt, aber neue Dynamik braucht. 2005 wurden weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen als im Vorjahr. Die ungünstige Entwicklung bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen der vergangenen Jahre hat sich damit fortgesetzt, das positive Ergebnis 2004 als nicht dauerhaft erwiesen. Um eine neue Dynamik am Ausbildungsstellenmarkt zu erzeugen, wird die Bundesregierung die Aktivitäten zur Gewinnung von Ausbildungsplätzen weiterführen.» (BMBF 2005)

    Hier wird eine Negativbilanz beschönigt. Auch im Jahr 2008 reichte das Angebot nicht aus. So berichtete die Westdeutsche Allgemeine Zeitung am 29. August 2008, dass in Nordrhein-Westfalen noch 29 000 Bewerber einen Ausbildungsplatz suchten – dem standen nur 11 000 offene Stellen entgegen. Außer Acht gelassen wird zusätzlich, dass Abgänger der Förderschulen häufig als nicht ausbildungsfähig- oder ausbildungsreif betrachtet werden und somit in solchen Bilanzen sehr oft nicht repräsentiert sind. «Lässt die Wirtschaft die Förderschulen im Stich?», fragt konsequenterweise der Verband «Fördern und Lernen», eine Organisation, die die Interessen von Menschen mit Lernbehinderungen vertritt, nachdem eine Marktanalyse von «schule-trifft-wirtschaft.de» herausgefunden hat, dass Förderschulen kaum auf bildungspolitische Unterstützung der Wirtschaft bauen können: «Bei der Entwicklung von Lernmaterialien werden Förderschulen von den Unternehmen nicht ausreichend berücksichtigt. Die Bevorzugung der Sekundarstufe in der Disposition von Marketingbudgets für Schulen führt zu einer zusätzlichen Benachteiligung von lernschwachen Schülern.» ( Lernen Fördern , 2/2008, S. 28)

    Selbst Förderangebote für Ausbildungsbetriebe bleiben von der Wirtschaft weitgehend ungenutzt, wenn es darum geht, das Ausbildungsangebot für schwervermittelbare Jugendliche bereitzustellen. So war ebenfalls in der «Westdeutschen Allgemeine Zeitung» vom 22. August 2006 nachzulesen, dass Ausbildungsbetriebe bereitgestellte Fördermittel nicht in Anspruch nehmen: «Seit zwei Monaten erhalten Betriebe einen Ausbildungsbonus in Höhe von 4000 bis 6000 Euro, wenn sie zusätzlich schwervermittelbare Lehrlinge einstellen und diese sich zuvor erfolglos um eine Ausbildungsstelle beworben haben. Nach Ansicht der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund hat dieser Zuschuss aber kaum positive Effekte: Einer IHK-Studie zufolge sagen 85 Prozent der befragten Unternehmen, dass der Bonus ihr Verhalten bei der Auswahl der Lehrlinge nicht verändert habe. Wichtiger als Geld seien gut vorbereitete Bewerber.»

    Trotz der häufigen Berichterstattung in den Medien über den oftmals bereits bestehenden Fachkräftemangel, der sich zukünftig noch verschärfen und schwerwiegende Folgen für die deutsche Wirtschaft haben wird, hat sich hieran nichts geändert. Viele Jugendliche bleiben auf der Strecke. Die Ursachen sind vielfältiger Art. Sie sind zum einen darin zu suchen, dass die Wünsche der Schulabgänger nicht mit dem vorhandenen Angebot übereinstimmen, zum anderen darin, dass ihre schulische Qualifikation nicht ausreicht oder aber auch das Angebot an Ausbildungsstellen in bestimmten Regionen einfach nicht vorhanden ist.

    Wenn sehr oft selbst ein Hauptschulabschluss nicht mehr ausreicht, um den Anforderungen eines Ausbildungsberufes gerecht zu werden, ist es einleuchtend, dass gerade Schüler der Förderschule unter dem stattfindenden Verdrängungswettbewerb am meisten zu leiden haben. Ihre Chancen auf dem freien Markt, eine qualifizierte Ausbildungsstelle zu finden, sind in bestimmten Regionen Deutschlands auf ein Minimum gesunken.

    Das war in
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