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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition)
Autoren: Stephen King
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zum Abendessen. Abra, die sich in einen schicken, roten Rock und eine schulterfreie Bauernbluse geworfen hatte, war ausgesprochen guter Laune. Sie jauchzte begeistert, als sie das Bettelarmband sah, das Dan für sie gekauft hatte, umarmte ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Er roch Parfüm. Das war etwas Neues.
    Als Abra verschwand, um Emma nach Hause zu bringen, und man die beiden fröhlich plappernd durch den Vorgarten gehen sah, beugte Lucy sich zu Dan. Ihr Mund war leicht gerunzelt, an den Augen bildeten sich Krähenfüße, in ihren Haaren zeigten sich erste Spuren von Grau. Abra schien den Wahren Knoten hinter sich gelassen zu haben, aber Lucy würde das wohl nie können, dachte Dan. »Kannst du mit ihr sprechen?«, fragte sie. »Über die Sache mit den Tellern?«
    »Ich gehe gleich in den Garten, um mir den Sonnenuntergang hinter dem Fluss anzuschauen. Schick sie doch einfach raus zu mir, wenn sie von den Deanes zurückkommt.«
    Lucy sah erleichtert aus und Dave ebenfalls. Für die beiden würde Abra immer ein Geheimnis bleiben. Ob es ihnen wohl geholfen hätte zu erfahren, dass sie auch für ihn immer eines bleiben würde? Wahrscheinlich nicht.
    » Viel Glück, Junge«, sagte Billy.
    Als Dan auf der Treppe zum Garten stand, wo Abra einmal in einem scheinbar bewusstlosen Zustand gelegen hatte, trat John Dalton neben ihn. »Ich würde dir ja gern meine moralische Unterstützung anbieten, aber ich glaube, das musst du jetzt allein durchziehen.«
    »Hast du eigentlich versucht, mit ihr zu sprechen?«
    »Ja. Auf Lucys Bitte hin.«
    »Ohne Erfolg?«
    John zuckte die Achseln. »Sie ist ziemlich verschlossen, wenn es um dieses Thema geht.«
    »Das war ich auch«, sagte Dan. »In ihrem Alter, meine ich.«
    »Aber du hast nie sämtliche Teller in der antiken Vitrine deiner Mutter zertrümmert, oder?«
    »Meine Mutter hatte keine Vitrine«, sagte Dan.
    Außerdem, dachte er, hatte ich nie solche Kräfte wie meine Nichte.
    Er ging zum Ende des schräg abfallenden Gartens und blickte auf den Saco, der dank der untergehenden Sonne zu einer rot glühenden Schlange geworden war. Bald würden die Berge das letzte Sonnenlicht schlucken, und dann wurde der Fluss grau. Wo früher ein Maschendrahtzaun gestanden hatte, um kleine Kinder an potenziell lebensgefährlichen Forschungsunternehmungen zu hindern, wuchs nun eine Reihe Ziersträucher. Den Zaun hatte Dave im vorangegangenen Oktober abgebaut, weil er zu der Überzeugung gelangt war, dass Abra und ihre Freundinnen keinen solchen Schutz mehr brauchten; sie konnten alle schwimmen wie die Fische.
    Aber natürlich gab es andere Gefahren.
    2
    Das Wasser wies nur noch eine zarte altrosa Färbung auf, als Abra sich zu ihm gesellte. Er musste sich nicht umschauen, um zu wissen, dass sie da war und dass sie einen Pullover angezogen hatte, um ihre bloßen Schultern zu verhüllen. In der Mitte von New Hampshire kühlte die Luft an Frühlingsabenden rasch ab, auch wenn es nun bestimmt nicht mehr schneien würde.
    (das Armband ist wirklich toll Dan)
    Auf den »Onkel« verzichtete sie inzwischen meistens.
    (freut mich)
    »Sie wollen, dass du mit mir über die Teller sprichst«, sagte sie. Die gesprochenen Worte hatten nichts von der Wärme an sich, die in ihren Gedanken gelegen hatte, aber diese Gedanken waren fort. Nachdem sie sich sehr nett und ehrlich bedankt hatte, hatte sie ihr inneres Selbst vor ihm verschlossen. Das konnte sie jetzt gut und wurde täglich besser darin. »Stimmt doch, oder?«
    » Willst du denn darüber sprechen?«
    »Ich hab ihr gesagt, dass es mir leidtut. Und dass ich es nicht absichtlich gemacht hab. Aber sie hat mir offenbar nicht geglaubt.«
    (ich glaube dir)
    » Weil du weißt, wie es ist. Die wissen das nicht.«
    Dan sagte nichts und sandte ihr stattdessen nur einen einzelnen Gedanken:
    (?)
    »Die glauben mir überhaupt nichts!«, brach es aus ihr heraus. »Es ist so unfair! Ich wusste überhaupt nicht, dass es auf Jennifers blöder Party was zu trinken gibt, und außerdem hab ich sowieso nichts getrunken! Trotzdem darf ich zwei volle Wochen nicht ausgehen!«
    (? ? ?)
    Nichts. Der Fluss war inzwischen fast vollständig grau geworden. Er wagte einen Seitenblick und sah, dass sie ihre Sneakers betrachtete – rote, passend zu ihrem Rock. Auch ihre Wangen passten jetzt zum Rock.
    »Na gut«, sagte sie schließlich. Dabei sah sie ihn zwar immer noch nicht an, aber ihre Mundwinkel bogen sich zu einem leichten, widerstrebenden Lächeln nach oben. »Dich kann ich
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