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Dinner mit Rose

Dinner mit Rose

Titel: Dinner mit Rose
Autoren: Danielle Hawkins
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großen Küchentisch und das Kinn auf die Hände.
    »Kein Hunger«, sagte ich. »Du?«
    »Nicht wirklich. Eric?«
    »Hmm?«, fragte Dad geistesabwesend und blätterte eine Seite seines Buches um.
    »Hast du Hunger?«
    »Hmm?«
    »Möchtest du jetzt essen?«
    Dad rückte lediglich seine Brille auf der Nase zurecht und ließ durch absolut nichts erkennen, dass er ihre Worte zur Kenntnis genommen hatte.
    »Bist du schon an der Stelle, wo er sie im Ausguck entjungfert, Dad?«, erkundigte ich mich zuckersüß. Außer mit dem obligatorischen riesigen Lümmel war der Pirat auch noch mit großer Behändigkeit und Schwindelfreiheit gesegnet.
    Mein Vater lief rot an und schob Die Lady und der Pirat zwischen Rückenlehne und Sitzfläche der Chaiselongue. »Ein Haufen Schund«, sagte er. »Jo, sei eine gute kleine Sklavin und setz den Kessel auf, ja?«
    Ich stieß mich vom Ofen ab, an dem ich gelehnt hatte, und füllte den Kessel. »Fliegt ihr morgen wieder nach Hause?«
    »Ja«, erwiderte Mum. »Unser Flug geht um halb drei.« Sie rieb sich die Augen. »Wir denken daran, die Ziegenfarm zu verkaufen.«
    »Und was wollt ihr dann tun?«, fragte ich verdutzt.
    »Ein bisschen reisen«, sagte Dad. »Mit lebendem Inventar ist man so gebunden.«
    »Oh«, entgegnete ich. »Gute Idee.« Aber ich wunderte mich im Stillen, denn als ich meinen Eltern geraten hatte, sich die Welt anzusehen und mein Erbe zu verprassen, hatten sie immer behauptet, Reisen wäre nichts für sie, und sie würden am liebsten zu Hause bleiben. »Wisst ihr schon, wohin?«
    »Irgendwo in diese Gegend, dachten wir«, sagte Mum beiläufig. »Vielleicht lassen wir uns auch wieder hier nieder, wir vermissen den District – die meisten unserer Freunde leben hier. Und wir wollen auch nicht zu weit von unseren Enkeln entfernt sein.«
    »Enkel?«, wiederholte ich schwach.
    »Ja, bitte, Liebes.« Sie stand auf. »Wenn du ein kleines Mädchen bekommst, möchtest du es vielleicht Rose nennen, was meinst du?«
    »Aber fühl dich nicht unter Druck gesetzt«, sagte Dad. Er langte mit der Hand hinter sich und täuschte ziemlich stümperhaft Überraschung vor, als er auf ein Buch stieß. Und dann schob er sich unter noch stümperhafterer Vortäuschung von milder Neugier die Brille auf die Nase und schlug Die Lady und der Pirat wieder auf.

Kapitel 42
    M ATTHEW PATRICK !«
    Er sprang erschrocken auf und verschüttete dabei Kälberaufzuchtmilch, die in seinen Gummistiefel lief. »Menschenskind, Jo!«, fauchte er.
    »Was zum Teufel tust du da?«
    »Wonach sieht es denn aus?«
    »Danach, dass du es darauf anlegst, dass deine Nähte wieder aufplatzen.«
    »Reg dich ab, Frau. So dumm bin ich nun auch wieder nicht.«
    Ich stieg vom Quad und hob den Zwanzig-Liter-Eimer auf, der neben ihm stand. »Welchen Teil von ›Warte eine Minute hier, während ich die Kühe wegschließe‹ hast du nicht verstanden?«
    »Ich war vorsichtig«, behauptete er.
    Ich funkelte ihn finster an. »Vor einer Woche wärst du fast verblutet. Du hättest dir eine Leberruptur oder so was in der Art zuziehen können, du Idiot.«
    »Nur weil du mit einem Arzt liiert warst, hältst du dich wohl für eine medizinische Expertin.« Matt stieg aus seinem linken Gummistiefel, kippte die Milch aus und zog ihn mit einer angewiderten Grimasse wieder an.
    »Ich glaube, die meisten Leute würden mir zustimmen, dass es keine gute Idee ist, eine Woche nach einer größeren Operation im Bauchraum schwere Eimer zu heben«, gab ich zurück.
    Da ihm klarwurde, dass er sich auf gefährlichem Terrain bewegte, änderte er seine Angriffsstrategie. »Du klingst wie deine Mutter.« In genau demselben Ton hatte er mir vor zwanzig Jahren immer herablassend mitgeteilt, ich würde Mädchenbazillen verströmen.
    »Nimm das zurück«, befahl ich gekränkt, goss die Milch, die nicht in seinem Gummistiefel gelandet war, in den Futtereimer am Tor. Dann kletterte ich in den Pferch, um das schwachsinnige Kalb mit der weißen Blesse, das immer mit dem Kopf gegen den Eimer stieß, davon abzuhalten, das meiste der Milch wieder zu verschütten. Kevin, der Aushilfsmelker, war heute auf der Hochzeit seiner Nichte, was hieß, dass ich unter Matts Aufsicht die Farmarbeit übernehmen musste. Was vergnüglicher wäre, wenn er davon Abstand nehmen würde, über Zäune zu klettern, Futtersäcke zu heben und sich auch sonst nicht an die Anweisungen des Arztes zu halten. Und wenn er davon Abstand nehmen würde, mir (freundlich, weil er mich ziemlich mag, aber es
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