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Dinner mit Rose

Dinner mit Rose

Titel: Dinner mit Rose
Autoren: Danielle Hawkins
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war schon fast dunkel, die Wolken hingen jetzt nicht mehr im Knie-, sondern im Schulterbereich der Bergkette, und es sah aus, als hätte es zumindest eine halbe Stunde lang nicht mehr geregnet – eine angenehme Abwechslung. Aus dem Küchenschornstein stieg Rauch auf. Kim ging ins Haus, während ich die Hunde fütterte und für Percy drei Äpfel vom Regal im Holzschuppen nahm. Dann ging ich langsam den Pfad hoch und öffnete die Küchentür.
    Die Küche, die, als ich gegangen war, so trostlos gewirkt hatte, dass selbst der fröhlichste Optimist Depressionen bekommen hätte, strahlte jetzt Wärme und Geborgenheit aus. Kim packte am Tisch das Essen aus, während Andy vor dem Ofen hockte und die Zugklappe einstellte. Sein Haar, das er heute nicht mit dem üblichen halben Kilo Gel behandelt hatte, stand im Nacken hoch wie Entenflaum, und beim Waschen hatte er die Stelle direkt unterhalb des Ellbogens übersehen; über die Rückseite jedes Unterarms verlief ein grüner Streifen.
    »Wie ist es am Nachmittag gelaufen?« Ich öffnete den Kühlschrank auf der Suche nach Tomatensoße.
    »Gut«, erwiderte Andy. Er schloss die Ofenklappe und stand auf. »Ein Typ aus dem Motorradladen kam mit einem alten Quad vorbei, das wir benutzen können, bis das von Matt repariert ist. Oder verschrottet.«
    Das Quad war tatsächlich angesprungen, als Wade es heute Morgen holen gegangen war – nur um auf halber Strecke zum Stall liegenzubleiben, nachdem der letzte Tropfen Öl aus dem Riss im Tank gelaufen war. Und hundertfünfzig Kühe zu Fuß von einer zwei Hektar großen Koppel holen zu müssen – im Regen, wohlgemerkt, und nur im Schein einer Taschenlampe – ließ Dallas Taipas’ stinkende Socken geradezu verlockend erscheinen.
    »Gott sei Dank«, sagte ich. »Ich kann mir was Besseres vorstellen, als den ganzen Weg zur Farm zu Fuß zu gehen, wenn ich am Morgen die Kühe hole.«
    »Ich dachte, dir gefällt so was«, spottete Kim. »Du rennst doch ständig irgendeinen Hügel hoch, um dir den Wind um die Nase wehen zu lassen.«
    »Um halb fünf morgens und im Regen ist das Vergnügen entschieden geringer.«
    Kim servierte Fish and Chips auf Tante Roses Lieblingssilberplatte mit den warzenähnlichen Trauben. Als stummen Tribut an ihre Tante hatte sie das gute Geschirr und die silbernen Salz- und Pfefferstreuer auf den Tisch gestellt und eine kleine Porzellanschale mit Zitronenscheiben gefüllt. Tante Rose zitierte bei Mahlzeiten gern Isabella Beeton und schärfte uns ein, dass ein gut gedeckter Tisch zu den kultivierenden Einflüssen gehört, durch die junge Menschen im Elternhaus geformt werden. Natürlich hätte Mrs Beeton meine Manieren nicht gebilligt. Ich habe jahrelang die Kunst perfektioniert, mir morgens gleichzeitig die Haare zu kämmen, die Beine einzucremen und Joghurt direkt aus dem Becher zu schlürfen.
    »Wie geht es Matt?«, erkundigte sich Andy.
    »Drei gebrochene Rippen«, entgegnete Kim. »Innere Blutungen, ein Loch in der Leber, ein Katheter, weil er zum Pinkeln nicht aufstehen kann – ist das alles, Josie?«
    »Ich glaube ja«, sagte ich. »Er hat eine ungesunde graue Gesichtsfarbe, und sie haben ihn mit so viel Morphium vollgepumpt, dass er kaum die Augen offen halten kann.«
    »Verdammter Mist. Dann kann er wohl eine ganze Weile nicht arbeiten?«
    »Er behauptet, am Montag wäre er wieder fit.« Kim schob sich nachdenklich einen Chip in den Mund. »Idiot. Er ist unerträglich, wenn er krank ist.«
    »Wir werden ihn mit dem Knöchel an der Chaiselongue festketten oder so was«, sagte ich. »Andy, hast du einen Blick auf das Dach werfen können?«
    Andy nickte. »Der Dachdecker ist auf dem Rückweg beim Stall vorbeigekommen. Er sagt, er hat die losen Stücke nur wieder festgenagelt und eine Plane darüber gezogen, aber er glaubt, dass es jetzt dichter ist als seit Jahren. Mehr wollte er nicht machen, weil das ganze Haus schrottreif …« Die Bemerkung zeugte seiner Meinung nach wohl in Anbetracht der Tatsache, dass die Hausbesitzerin noch nicht unter der Erde war, von nicht allzu großem Takt, daher brach er abrupt ab und biss kräftig in seinen Fischburger.
    »Armes altes Haus«, sagte Kim verträumt. »Dad hat immer gesagt, das Einzige, was es zusammenhält, seien die Holzwürmer, die sich die Hand reichen. Aber Tante Rose hat nichts darauf gegeben.«

    Nach dem Essen überließ ich den beiden den Abwasch und kehrte zu der Überschwemmung im Flur zurück. Dort fuhr ich mit der erfreulichen Arbeit fort, Wasser mit
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