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Dinner for One auf der Titanic

Dinner for One auf der Titanic

Titel: Dinner for One auf der Titanic
Autoren: Michael Koglin
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gekümmert, und trotzdem waren eine Frau und die Verkettung unseliger Umstände dafür verantwortlich, dass er sich hier an Bord dieses Schiffes befand.
    »Also, Miss.... Miss...«
    »Patsymoon Sterlingtree«, sagte Patsymoon Sterlingtree.
    »Donnerwetter«, sagt der Kapitän. »Patsymoon.«
    »Patsy«, sagte die vielleicht 30-jährige und schob das Kinn nach vorn.
    »Sie sind eine Mannschaft, ein Team«, sagte Kapitän Smith.
    »Aber ...«
    »Ich weiß, das steht nicht in Ihrem Vertrag, Mr. Finch-Meyers, aber die Reederei hat nun einmal entschieden, dass auf dieser doch etwas delikaten Jungfernreise der Titanic für alle Eventualitäten Vorsorge zu treffen ist. Sie arbeiten also zusammen ... Ich weiß, dass Sie als ehemaliger...«.
    Der Kapitän räusperte sich.
    »Nun ja, das tut hier nichts zur Sache.«
    Kapitän Smith drehte an einem Schalter und setzte damit eine Art Scheibenwischer in Gang.
    »Sehen Sie?«, sagte er. »Genau darum geht es.«
    Finch-Meyers zupfte an seinem Ohrläppchen. Er hatte mit diesem verdammten Kapitän doch Stillschweigen über seine Vergangenheit vereinbart! Niemand an Bord sollte etwas davon erfahren. Die junge Frau in ihrem grünen Kleid musterte ihn mit verwunderten Augen. Sie lächelte und blickte zu Boden.
    »Also, Sie werden hier an Bord für klare Sicht sorgen, Mr.Finch-Meyers.«
    »Verstehe, Sir, wir ...«
    »Sie werden mit Hilfe von Miss Patsy ... äh, also von Miss Sterlingtree ein Auge auf unsere Passagiere haben. Hier an Bord befinden sich einige der reichsten Männer der Welt. Und sie sind in Begleitung einiger der begehrtesten Welt.«
    Er schickte einen genießerischen Blick gen Himmel.
    »Und diese Frauen pflegen mit ein paar Schmuckstücken zu reisen, die durchaus auch bei anderen Zeitgenossen Gelüste wecken. Ganz abgesehen von diversen Kunstwerken, die mit uns die Überfahrt nach Amerika antreten, und nicht zu vergessen ...«
    Er blickte in die Runde.
    »Das Gefühl von Sicherheit.«
    Der Kapitän schlug mit der flachen Hand auf den Kreiselkompass.
    »Sicherheit.«
    »Verstehe, Sir.«
    »Miss Sterlingtree?«
    »O ja, Sir, bei meiner letzten Anstellung in ...«
    »Sehr schön, Miss Sterlingtree. Nun, Mr. Finch-Meyers, die Wahl der Reederei ist auf Sie gefallen, weil Sie aufgrund Ihrer Biografie ...«
    Himmelherrgott, er nannte das »Biografie«. Dieser Kapitän war gemeingefährlich.
    »... sehen wir jedenfalls das Schiff in guten Händen. Schließlich verfügen Sie sicher immer noch über einen guten Draht nach ganz oben, und das wird hilfreich sein. Niemand soll hier das Gefühl haben, wir bräuchten einen Buffalo Bill.«
    Diese Miss Sterlingtree musterte ihn mit äußerst irritierenden Blicken. Geradeso wie jemand, der seit Wochen nichts gegessen hatte und nun ein Sahnetörtchen entdeckt. Daran war dieser Kapitän mit seiner verdammten »Biografie« schuld.
    Auf ihrem Gesicht breiteten sich rasch größer werdende rötliche Inseln aus.
    «Wo kommen diese verdammten Flecken her«, brüllte der Kapitän und hauchte gegen das Glas auf dem Kompass. Der Steuermann klammerte sich am Ruder fest und hielt seine Augen stur auf den Horizont gerichtet. Mit mühsam zusammengepressten Lippen unterdrückte er ein Kichern.
    »Verdammt noch mal«, sagte der Kapitän.
    Der Matrose richtete sich hastig auf und nahm Haltung an. Finch-Meyers konnte deutlich Tränen in seinen Augen entdecken. Eine Minute länger, und der Mann würde platzen.
    »Haben Sie Ihre verdammten Griffel nicht gewaschen?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Was jawohl? Jawohl ja oder jawohl nein?«
    »Gewaschen, Sir.«
    »Verdammte Sauerei, irgendwo muss der Dreck doch herkommen?«
    Er säuberte die Hände an seinem Taschentuch und wandte sich wieder an Finch-Meyers.
    »Also, wenn wir so weitermachen, laufen wir in New York ein, bevor Sie Ihren Auftrag begriffen haben.«
    »Ja, Sir ... äh, nein, Sir.«
    »Also neben schwer reichen Männern, wie John Jacob Astor, Benjamin Guggenheim, Isodor Straus oder den Wideners, gibt es eine ganze Reihe weiterer bedeutender Persönlichkeiten. Neben den Millionären sind es Präsidentenberater, Theaterdirektoren vom Broadway, hohe Militärs und sogar ein Krimiautor. Kennen Sie Professor S.F.X. Van Dusen, genannt die Denkmaschine?«
    »Der ist an Bord?«, hauchte Finch-Meyers.
    »Natürlich nicht! Ist ja nur eine Romanfigur, aber sein geistiger Vater, Jacques Futrelle, gibt uns die Ehre.«
    Der Kapitän musterte ein Messingschild. Er wischte mit den Fingerkuppen darüber und prüfte sie auf
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