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Diktator

Diktator

Titel: Diktator
Autoren: Stephen Baxter
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er ihm einfach in den Weg. Dann sprang der britische Soldat, Willis, sie beide an.
    Julia schrie vor Enttäuschung auf und fuchtelte wild mit ihrer silbernen Pistole herum.
    Gary griff sie an. Sie zielte auf ihn. Und schoss.
    George sah es klar und deutlich. Gary stolperte weiter, seine Beine arbeiteten noch wie aus einem Reflex heraus, seine Gliedmaßen waren unkoordiniert, sein Kopf rollte hin und her. Aber seine Stirn war eine zerschmetterte Masse aus Blut und Knochen. Er taumelte in Julia hinein und warf sie zu Boden. George wurde beiseitegestoßen; er blieb benommen auf dem Rücken liegen, mit Handschellen gefesselt, und konnte sich kaum bewegen.
    Mary fiel auf die Leiche ihres Sohnes und auf die Frau, die ihn getötet hatte. Ihr Gesicht war eine Maske des Kummers und des Zorns. Sie krallte nach Julias Kehle; ihre Haare lösten sich aus dem Band, das sie zusammenhielt, und bildeten eine graue Wolke um ihr verzerrtes Gesicht.
    Mackie zog sie weg. Er packte Julias Hand und drückte
so fest zu, dass sie aufschrie, bis er ihr die silberne Pistole entwunden hatte. Er schaute zu George hinüber. »Sergeant. Helfen Sie mir. Halten Sie diese Frau fest.«
    George stemmte sich mit einer Willensanstrengung auf die Ellbogen hoch. Sein Schädel dröhnte, und vor seinen Augen verschwamm alles. Aber er rollte sich herum und legte sich auf Julia. Mackie fummelte Schlüssel aus Julias Tasche und erlöste George von seinen Handschellen. Mit freien Händen packte George sie an den Handgelenken, und sein schwerer Hintern nagelte ihre Beine fest. Sie starrte fassungslos zu ihm hinauf, die blutigen Male von Marys Händen an ihrem Hals.
    Mackie zog Mary auf die Beine. »Mary. Mary! Hören Sie mir zu. Hören Sie zu . Ich weiß, es ist schwer, mein Gott. Aber Sie müssen mir helfen. Wir haben unsere Aufgabe noch nicht erfüllt. Unsere Mission.«
    Sie wiederholte langsam: »Unsere Mission.«
    »Der Webstuhl. Sie haben gehört, was George gesagt hat. Herrgott, wie konnte ich bloß so dumm sein? Sie hat uns hingehalten – warum habe ich das nicht gemerkt? Die beiden sind noch nicht fertig. Fiveash hat den Kodex zurückgeschickt. Aber sie ist gerade erst dabei, Eadgyths Testament zurückzuschicken. Wir haben noch eine Chance.«
    »Aber Gary, schauen Sie ihn an, er hat nicht mal sein Gesicht geschützt …«
    »Wir müssen dafür sorgen, dass er nicht umsonst gestorben ist, Mary.«
    Sie entzog sich ihm. »Sprechen Sie nicht so mit mir, Sie manipulatives Arschloch.«

    Er hob die Hände. »Schon gut. Das habe ich verdient. Aber Mary, jetzt im Augenblick – bitte.« Er fummelte an den Bedienungselementen neben dem Glaskasten herum. »Was ist, wenn wir die Zufuhr der Opiate stoppen? Fiveash, welches ist der Schalter?«
    »Dafür ist es zu spät«, sagte Julia, die bewegungsunfähig auf dem Rücken lag, den Mund zu einem höhnischen Grinsen verzogen. »Zu spät! Der Jude wird jeden Moment in Narkose fallen, und dann wird sich alles ändern.«
    Mackie wandte sich um. »Trojan? Hat sie recht?«
    »Ich fürchte, ja«, sagte Josef Trojan.
    »Plan B«, flüsterte Mary. »Kolumbus nach Westen schicken. Nicht nach Osten.«
    »Ja«, sagte Mackie. »Das ist es. Gut. Gut, Mary. Kommen Sie, arbeiten Sie mit mir zusammen. Wir haben uns auf diesen Fall vorbereitet, nicht wahr? Wenn Sie ihm Ihre alternative Version des Testaments eingeben können, reicht das vielleicht. Ist das hier ein Mikrofon, Trojan? Kann Ben uns hören? Sie schaffen das, Mary. Kommen Sie. Sprechen Sie ihm ins Ohr, während er einschläft. Wissen Sie noch, was Sie ausgearbeitet haben? Die aztekische gefiederte Schlange, der chinesische Drache …«
    »Sie könnten ihn einfach töten. Könnten den kleinen Scheißkerl töten. Aber auf die Idee sind sie noch gar nicht gekommen, was?« Julia flüsterte es George ins Ohr, wie sie ihm einmal erotische Versprechungen zugeflüstert hatte.
    Er drückte sie härter zu Boden. »Sei still. Zum letzten
Mal, sei still.« Er hielt sein Gesicht so nah über ihres, als wollte er sie küssen. Doch dann lief ein Blutstropfen von der Wunde, die sie ihm zugefügt hatte, über seine Kopfhaut und fiel auf ihre Wange.
    Mary senkte den Kopf zum Mikrofon. Der Leichnam ihres Sohnes lag ausgestreckt zu ihren Füßen, und George sah, dass sie wie von elastischen Seilen zu ihm hingezogen wurde. Aber sie sprach ins Mikro und improvisierte. »Egilsson. Orm Egilsson. Hörst du mich? Bist du da? Bist du da, Orm Egilsson? Orm Egilsson! Höre, was ich dir zu sagen
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