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Diese Sehnsucht in meinem Herzen

Diese Sehnsucht in meinem Herzen

Titel: Diese Sehnsucht in meinem Herzen
Autoren: Jen Safrey
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Ich sitze hier mit einem Jungen, der das Gleiche durchgemacht hat wie ich. Ich weiß also, dass ich nicht allein bin. Aber der Junge hat keine Ahnung davon, also ist er ganz allein mit seinem Schmerz.
    Das erschien Nate nicht besonders fair. Nein, Mike sollte wissen, dass er einen Verbündeten hatte.
    „Magst du Baseball?“
    Der Junge blinzelte, antwortete aber nicht.
    „Vor ein paar Wochen war ich bei einem Spiel der Rex Sox, aber sie haben verloren. Aber das hat noch nichts zu sagen. Das war ja erst der Anfang der Serie.“ Nate atmete tief durch und fuhr dann fort: „Als ich so alt war wie du, hatte ich ganz viele Baseball-Sammelbilder. Mehrere Schuhkartons voll. Aber jetzt habe ich sie nicht mehr. Als ich… von zu Hause weggegangen bin, habe ich vergessen, sie mitzunehmen.“
    Nate rutschte vom Bett und setzte sich auf den Boden. Er nahm ein Legosteinchen und steckte es neben das, was Josey vorher an die Basis des Turms gedrückt hatte. Es kam ihm so vor, als sei eine Ewigkeit vergangen, seit sie das Zimmer verlassen hatte. „Josey… also, ich meine Miss St. John… kommt bestimmt gleich wieder. Sie mag dich wirklich sehr gern. Es gibt überhaupt ganz viele Menschen, denen du wichtig bist. Die Familie, bei der du wohnst, zum Beispiel, und auch die Ärzte, die sich um dich gekümmert haben. Und die netten Leute bei der Polizei.“
    Nate seufzte. Es war wohl nicht besonders geschickt gewesen, ihn an die Polizei zu erinnern.
    „He, wir alle wollen, dass es dir gut geht. Aber wenn du überhaupt nicht mit uns redest, dann können wir doch gar nicht wissen, wie du dich fühlst, oder? Na ja, ich kann dich schon verstehen. Alle wollen sie wissen, wie es in dir aussieht, dabei weißt du das wahrscheinlich selbst nicht. Ich kann verstehen, wie du dich fühlst, weil… ich das Gleiche erlebt habe wie du. Als ich noch ein Kind war, etwa in deinem Alter.“
    Er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss, und das Herz hämmerte ihm gegen den Brustkorb. Eine Zeit lang schwieg er und setzte ein Legosteinchen auf das andere, während der Junge ihm dabei zusah.
    Doch dann fasste sich Nate ein Herz und fuhr fort: „Mein Dad war ein sehr schlechter Vater. Er hat ganz viele schlimme Dinge getan. Ich habe einen großen Bruder, Derek. Mein Vater hat uns beide immer angebrüllt. Wir haben zwar immer versucht, uns ganz leise und unauffällig zu verhalten, aber das hat auch nicht geholfen. Er hat auch unsere Mutter angeschrien. Manchmal hat sie zurückgeschrien, aber nicht oft. Als ich ganz klein war, hat mein Vater Derek einmal so doll geschlagen, dass ihm dabei die Nase gebrochen ist. Mom ist mit ihm ins Krankenhaus gefahren, und Derek hat mir nachher erzählt, dass er den Ärzten dort nicht sagen durfte, was wirklich passiert war. Er musste sagen, dass er die Treppe hinuntergefallen war. Mich hat unser Vater auch geschlagen. Weil ich die Treppe zu laut hinaufgelaufen war, weil ich die Zimmertür zu hart zugeschlagen hatte, weil ich in der Küche Saft verschüttet hatte… Und Mom hat immer so getan, als sei nichts passiert. Wenn Dad mich oder Derek geschlagen hatte, hat sie uns Kekse gebracht oder uns erlaubt, mal ein bisschen länger aufzubleiben. Wenn einer von uns geweint hat, hat sie einfach so getan, als würde sie es nicht mitbekommen. Ich glaube, sie wollte nicht wahrhaben, was da passierte. Wir haben alle mehr oder weniger gelernt, damit klarzukommen. Aber dann ist unsere Mom gestorben.“
    Nate sog scharf den Atem ein, und das Zimmer verschwamm vor seinen Augen.
    Trotzdem spürte er, dass Mike ihm jetzt ganz genau zuhörte. Er hatte sogar das Gefühl, dass der Junge ein kleines Stück näher gerückt war.
    „Meine Mom war sehr oft krank. Sie hatte eine Teilzeitstelle als Sekretärin, aber sie konnte häufig nicht zur Arbeit gehen, weil sie so schlimme Kopfschmerzen hatte. Irgendwann hat ihr Chef sie dann entlassen. Sie und Dad hatten einen schlimmen Streit deswegen. Dann hat sie sich ins Bett gelegt und ist drei Tage lang nicht aufgestanden. Ich glaube, mein Vater ist zu der Zeit einfach im Büro geblieben. Er kam gar nicht mehr nach Hause.“
    Nate verstummte und erinnerte sich, was weiter passiert war: Seine Mutter hatte zu viele Medikamente genommen, wahrscheinlich absichtlich. Dann hatte sie es mit der Angst zu tun bekommen und eine Nachbarin angerufen, die dann den Krankenwagen rief. Aus dem Krankenhaus war sie nicht mehr zurückgekommen.
    „Sie ist gestorben“, sagte Nate. „Und wir waren allein mit
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