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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge
Autoren: Markus Heitz
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Menschen vernichtet worden, und die wenigen Orks, die ihnen entkommen waren, bedeuteten keine Gefahr mehr. Ohne die Macht des Toten Landes waren sie zu Kadavern geworden. Die Sonne taute ihre gefrorenen Leichen auf, die Zersetzung begann, ehe der Frost sie die Nacht über konservierte.
    »Es wird lange dauern, bis wir alle bestattet haben«, sagte Gandogar betrübt. »Ich hoffe, dass der Boden so viel Tod verträgt.«
    Rodario näherte sich ihnen, einmal mehr notierte er sich, was er sah und hörte. »Ein sehr schöner Schluss für ein Theaterstück, nur die vielen Leichen, die lassen wir weg. Das ist auf der Bühne ohnehin nicht umsetzbar.« Er reichte Tungdil die Hand. »Es war mir eine Ehre, mit dir gereist zu sein. Wenn du nach Mifurdania kommen solltest, schau ins Curiosum, das es bald wieder geben wird.« Er zwinkerte ihm zu. »Du hast als Hauptfigur natürlich freien Eintritt. Und Balyndis auch.«
    »Wann brecht ihr auf?«
    »Sobald mein Technicus und meine Albin wieder auf einem Pferd sitzen können. Das wird in zwei Wochen sein. Man hat uns Unterkunft gewährt.«
    Andôkai gesellte sich zu ihnen. »Djer_n und ich verabschieden uns ebenso«, sagte sie in die Runde. »Ich muss in meinem Reich nach dem Rechten sehen und so schnell wie möglich eine neue Schule aufbauen.«
    »Weshalb die Eile, meine Schöne?«, neckte sie Rodario.
    Sie blieb ernst. »Ich möchte die Freude ungern trüben.«
    »Nur zu. Bei diesem grandiosen Erfolg ist es kaum möglich«, sagte er übertrieben heiter und gelöst.
    »Darauf würde ich nicht wetten.« Ihre Lippen wurden schmal. »Was ist, wenn in Nôd’onns Worten ein Funken Wahrheit steckte?«
    »Die Gefahr aus dem Westen?«, lachte der Mime ungläubig. »Seid Ihr auf den Trick hereingefallen, geschätzte Maga? Ihr enttäuscht mich.«
    »Sagen wir einfach, dass ich wachsam bleiben werde.« Sie legte eine Hand auf Tungdils Oberarm. »Der wichtigste Mann mit der passenden Waffe sitzt jedenfalls in der Nähe des Tores, an dem das Übel klopfen wird, sollte Nudin sich nicht getäuscht haben.« Jetzt lächelte Andôkai doch. »Du schaffst es notfalls auch allein, bei deinem Dickschädel, Tungdil.«
    Sie verabschiedeten sich mit einer langen Umarmung voneinander, nur Rodario ging leer aus. Er zog eine Schnute und stakste davon, nur um sich auf halbem Weg umzudrehen und ihnen zuzuwinken. »Geht nur, bezaubernde Maga. Wie Ihr sagtet, ich suche mir Frauen, die mich schätzen. Ha, und wie die mich schätzen!«
    Andôkai ging, Djer_n folgte ihr wie immer. Die anderen blickten dem seltsamen Paar hinterher und hingen ihren Gedanken nach, bis sich Balendilín räusperte.
    »Ich gehe ebenfalls, liebe Freunde. Ich muss die nächste Versammlung der Zwergenstämme vorbereiten, die bald stattfinden wird.« Er nickte Gandogar zu. »Es gibt keinen Zweifel daran, wer zum Großkönig gewählt werden wird, nachdem du aus dem Schatten Bislipurs getreten bist. Du hast dich bewährt und wirst Gundrabur ein guter Nachfolger sein.«
    »Selbst ich würde ihn wählen«, grinste Tungdil. Der König der Vierten schlug in die dargebotene Hand ein und schüttelte sie fest. Die Ergriffenheit stand in seinem Gesicht. »Denkt daran, dass jeder Stamm einhundert seiner besten Krieger und Handwerker ins Reich der Fünften entsendet, damit Balyndis und ich nicht so einsam sind und wir den Steinernen Torweg schließen. Das Graue Gebirge soll mit neuem Leben erfüllt werden«, erinnerte er sie und hatte dabei Giselbarts Bitte an ihn genau im Gedächtnis. »Die Hallen dürfen nicht länger verwaist sein. Ich werde sehen, ob die Zwerge in den Schnelltunneln mit sich reden lassen. Vielleicht möchten sie ein neues, besseres Zuhause als die zugigen Stollen.«
    »Auf jeden Fall werden wir sie fragen«, stimmte ihm Gandogar zu.
    »So bilden sich neue Stämme, ohne dass Vraccas sie schaffen muss. Und was machen wir mit dem Stamm der Dritten?«, wollte Balendilín wissen.
    Tungdil schaute vom Schwarzjoch in Richtung Osten zum Schwarzen Gebirge, wo sich das Reich der Nachfahren Lorimburs befand.
    »Ich bin sicherlich nicht der Einzige von ihnen, der keinen Hass im Herzen trägt«, antwortete er leise. »Wenn wir im Reich der Fünften Ordnung geschaffen haben, gehe ich zu ihnen und rede mit ihnen.« Er schaute in die Gesichter der Könige. »Es war mir ernst, als ich mir von euch allen Frieden wünschte. Davon möchte ich die Dritten nicht ausschließen.«
    Balyndis lächelte und fasste seine Hand, er drückte sie.
    Nach und nach
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