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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge
Autoren: Markus Heitz
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entgegen, an dem nur noch die zerfetzte Robe von der Verletzung zeugte.
    Es soll nicht umsonst gewesen sein! Wütend führte Tungdil seinen Angriff fort, und während seine Freude alles unternahmen, um den Magus zu beschäftigen, was ihnen zusehends schwerer fiel, suchte er zum zweiten Mal nach der Feuerklinge.
    Hastig entwand er sie den steifen, eisernen Fingern Djer_ns. Ein eigenartiges Kribbeln lief durch seine Finger. Was …?
    Die Intarsien glommen auf, die Diamanten strahlten und funkelten wie tausend Sonnen. Zuerst glaubte er, er sei ein Opfer von Nôd’onns Zaubersprüchen geworden, doch dann begriff er, dass die Wirkung einzig von der Axt ausging, die zu spüren schien, dass ihre einzigartigen Kräfte gegen den Dämon gefordert waren.
    Bei Vraccas, ich bin ein Dritter, verstand er die Bedeutung des Geschehens und erkannte seine Herkunft. Aber meine Abstammung wird zu Gutem führen, das schwöre ich.
    Er packte den Stiel und rannte mit leicht eingezogenem Kopf auf den Magus zu. Die Orks, die sich ihm in den Weg stellten und die er mit der schimmernden Schneide traf, vergingen in einem aufflammenden weißen Feuer. Bei jedem Schlag zog die Waffe einen gleißenden Schweif hinter sich her, und Tungdil spürte die Hitze, die von ihm ausging. Es war die gleiche, die er von der Esse im Reich der Fünften kannte.
    Nôd’onn bemerkte die Gefahr sofort. Seine bislang so selbstsichere Miene veränderte sich und nahm einen Ausdruck immenser Furcht an. Die Zaubersprüche, die er gegen den anstürmenden Zwerg sandte, vergingen; die Runen der Feuerklinge beschützten ihren Träger und ließen nicht zu, dass ihm etwas geschah.
    »Wenn du mich tötest, wirst du das Geborgene Land vernichten! Die Gefahr, die ihr nicht aufzuhalten vermögt, macht sich bereit, um uns aus dem Westen anzugreifen«, prophezeite er und stieß mit der Spitze des Ahornstabes nach ihm. Tungdil wehrte den Angriff ab und sprang ganz nah an den Mann heran. »Du wirst seinen Untergang verschulden. Du musst mich leben lassen!«
    Tungdil zerschlug den Ahornstab; der Onyx auf dem oberen Ende barst, und die dunklen Edelsteinsplitter regneten zu Boden.
    »Nein. Wir beschützen das Geborgene Land selbst, so wie wir es vor dir beschützen«, entgegnete Tungdil grimmig und schlug zu. Für Lot-Ionan, Frala und ihre Töchter.
    Die Ausweichbewegung des feisten Mannes erfolgte zu spät, und selbst hastig gewirkte Magie konnte den Hieb nicht mehr aufhalten. Die Schutzsymbole flirrten in der Luft und wurden von der Feuerklinge vernichtet. Dann fuhr die diamantenbesetzte Schneide in Nôd’onns Wanst.
     
    *
     
    Der Bauch platzte wie eine überreife Frucht. Innereien, Magen, Darm, die Lunge, alles Menschliche ergoss sich als halb zersetzter Brei mit ungeheurem Druck auf den Boden. Ein fingergroßer Malachitsplitter wurde von der widerlichen Flut davongespült.
    Aus dem sprühenden Blut löste sich ein schimmernder Nebel, in dem es schwarz, silbern und rot flackerte. Er dehnte sich rasch aus, wuchs fünf Schritt in die Höhe und nahm allmählich Konturen an.
    Zwei schwarze Augenhöhlen entstanden, aus denen faustgroße leuchtende Sterne voller Bosheit und Hass rot glühend auf den Zwerg hinabstarrten. Dann wandten sie sich blitzschnell zu Andôkai.
    Der Dämon hat sich ein neues Opfer gesucht!
    Der wirbelnde Dunst flog zielstrebig auf die Maga zu, die vor ihm zurückwich. Ihr Schwert glitt wirkungslos durch ihn hindurch. Jetzt verkleinerte er sich wieder, einzelne durchsichtige Arme entstanden und umschlossen die blonde Frau.
    »Tungdil!« Sie ächzte auf, schwankte und brach in die Knie, während die ersten tastenden Nebelfinger ihre Kiefer auseinander drückten. Das Wesen machte sich bereit, in eine neue Trägerin zu fahren, dieses Mal ohne deren Einverständnis.
    Tungdil sprang an ihre Seite, und als der flirrende, lebendige Nebel in ihre Mundhöhle sickern wollte, schlug der Zwerg zu.
    Die Runen der Klinge schimmerten auf, und die Feuerklinge zerteilte das Gespinst. Ein lautes Zischen ertönte, der Nebel zog sich wie ein verletztes Tier zurück, aber Tungdil setzte ihm nach. Die Hiebe der Feuerklinge trennten kleinere Schwaden ab, die verblassend durch die Halle trudelten und sich auflösten, doch der Rest des Dämons blieb bestehen und schien zur Decke ausweichen zu wollen.
    Dann eben auf andere Weise. Tungdil stieg auf eine umgestürzte Säule, ignorierte seine schmerzenden Wunden im Bein und am Arm, rannte auf ihr entlang und drückte sich mit viel Schwung ab,
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