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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge
Autoren: Markus Heitz
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hindurchzugelangen. Einem Gnom wie Swerd wäre das leicht gefallen, einem gedrungenen Zwerg aber bereitete es Schwierigkeiten.
    Gelegentlich bemerkten sie ihn, doch ehe sie ihn greifen konnten, hatte er sich wieder davongemacht. Zweimal musste er seine Waffe einsetzen, um eine grünhäutige Hand zu kappen, die ihn festhalten wollte.
    So gelangte er zu der Stelle, wo er die Feuerklinge nach ihrem Fall von der Brücke hatte verschwinden sehen. Seine Augen suchten aufmerksam den Boden ab, doch sie war verschwunden.
    »Ho, Tungdil! Ich habe etwas für dich«, rief ihm jemand von hinten zu. Er wandte sich um, sah gerade noch einen Zwergenkörper verschwinden und die Intarsien am Kopf der Feuerklinge aufblinken. »Komm und hol es dir.«
    Ein schlechter Zeitpunkt für einen Scherz. Mit seinem schmerzenden Bein machte er sich an die Verfolgung und verließ im Schutz einer Säule die Horde Orks, die weiterhin gegen die Zwergenkrieger anrannten und sich kaum um das scherten, was in ihren Rücken vorging.
    Zu seiner Überraschung stand er jenem Zwerg gegenüber, mit dem er am wenigsten gerechnet hatte und der ihm nun die Axt entgegenhielt. »Du?«
    »Möchtest du sie?«, fragte Bislipur lauernd, den ein Sturz aus großer Höhe grässlich entstellt hatte. Sein ganzer Körper war deformiert, und den Anblick seines zerschmetterten Gesichts mit der klaffenden Wunde im Schädel konnte Tungdil kaum ertragen.
    »Du bist für deine Machenschaften bestraft worden, wie ich sehe«, erwiderte er finster und hielt seine eigene Axt angriffsbereit. Das Tote Land hat ihn. »Gandogar …«
    »Gandogar ist mir gleichgültig.«
    »Dein Herr, für den du auf hinterlistige Weise den Thron des Großkönigs erringen wolltest, ist dir unversehens gleichgültig?«
    »Nicht unversehens, sondern schon immer. Mein Bestreben war es, denjenigen auf den Thron zu setzen, den ich lenken und leiten kann, wie es mir gefällt«, sagte er und ließ die Axt spielerisch kreisen. »Der Krieg gegen die Elben, das war mein Ziel. Dafür habe ich Gandogars Vater und seinen Bruder getötet und es den Elben in die Schuhe geschoben, um seinen Hass zu schüren.« Er lachte und deutete auf die Kämpfe um sie herum. »Die Spitzohren benötige ich nicht mehr. Und es läuft sogar besser, als ich erwartet habe.« Bislipur erkannte den Unglauben in den Augen seines Gegenübers. »Ich bin ein Dritter, Tungdil. Genau wie du.«
    »Nein«, wisperte er. Die Gefechte und das Geschrei verblassten, er sah einzig das überlegene Lächeln des Zwergs vor sich, mit dem er sich anfangs auf unerklärliche Weise verbunden gefühlt hatte. »Ich bin kein Dritter … Ich bin ein Vierter.«
    »Wie ich?!«, lachte er ihn aus. »Wir sind dazu bestimmt, uns an den anderen zu rächen, Tungdil. Sie haben Lorimbur und uns nichts gelehrt, sie haben uns verspottet, weil sie sich für etwas Besseres hielten. Ihr Können machte sie überheblich wie die Elben. Erinnere dich, was sie mit dir anstellten.« Er kam näher. »Der feine Balendilín und der edle Gundrabur, sie haben dich benutzt, weil es ihnen in den Kram passte! Meinst du, sie hätten sich um dich gesorgt, wenn sie dich nicht für ihre Posse benötigt hätten? Du säßest noch immer bei Lot-Ionan und wärst ihnen gleichgültig, sie hätten den Brief einfach weggeworfen.« Sein Blick wirkte hypnotisch, die Worte fraßen sich in Tungdils Verstand fest. »Verabscheuungswürdig, so sind sie alle. Deshalb müssen sie sterben.«
    »Nein«, wagte er zögernd Widerspruch. »Balyndis …«
    Bislipur lachte meckernd. »Ein Weib, das du magst? Was wird sie tun, wenn sie erfährt, dass du ein Zwergentöter und Verräter bist wie ich? Deine Zukunft ist bei den Dritten, nicht hier. Hier ist nur der Tod.«
    »Ein Verräter …« Fassungslos starrte er auf das Gemetzel in der Halle. Erst jetzt erkannte er die Tragweite der Worte. »Du warst es! Du hast die Bestien in die Zwergenreiche geführt …«
    »Ich habe in Nôd’onn jemanden gefunden, der ein viel größerer Verbündeter ist. Ich versprach ihm, dass sich die Dritten ihm nicht in den Weg stellen würden, wenn er die anderen Stämme dafür vernichtete. Die Gelegenheit musste ich einfach nutzen.«
    Tungdil schluckte, seine Hände umfassten den Stiel fester. »Du bist wahnsinnig. Du hast das Geborgene Land in die Hand des Bösen gegeben, nur um …«
    »Nein!«, schrie Bislipur unvermittelt. »Nicht ›nur‹, sondern um unsere Bestimmung zu erfüllen, um endlich das zu vollenden, was unser Stamm seit
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