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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge
Autoren: Markus Heitz
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die Waffe zum Schlag erhoben. »Vraccas!«
    Sein gut gezielter Sprung brachte ihn ins Zentrum des Nebels, die Schneide traf. Sämtliche Runen erstrahlten in hellem Schimmer und schufen einen gleißenden Schweif hinter dem Axtkopf. Die Diamanten flammten grell auf.
    Einen Augenblick hing Tungdil im Innern des Dämons und hatte das Gefühl, bei seinem Flug langsamer zu werden, dann erklang ein Geräusch wie von reißendem Leinen, und ein lautes Stöhnen folgte.
    Tungdil landete auf der anderen Seite des Nebels und stürzte, doch das Kettenhemd bewahrte ihn vor Schrammen. Habe ich es geschafft? Er blickte über die Schulter und sah das Loch, das er in den Nebel geschlagen hatte. Der Dunst sank zu Boden und verfärbte sich, er wurde grau, dann schwarz und löste sich schließlich ganz auf. Nichts erinnerte mehr an ihn.
    Niemand im Schwarzjoch regte sich. Freund und Feind standen da und starrten. Sie alle hatten beobachtet, wie Nôd’onn durch seine Hand getötet und der Dämon vernichtet worden war. Es war grabesstill.
    Einer der Albae, der die Horden eben noch gegen die Zwerge getrieben hatte, griff aufschreiend nach seinem Schutzkristall. Im nächsten Augenblick verging das Amulett in einer gewaltigen Explosion und zerriss den Krieger. Die Geschenke des Magus vernichteten sich selbst, ein Alb starb nach dem anderen, und auch einige Orkanführer verloren ihr Leben.
    Ein lautes Horn erklang und schmetterte das Signal zum Angriff, die Zwergenkrieger der drei Stämme wollten nicht länger warten.
    Die Bogglins wandten sich als Erste zur heillosen Flucht, die Orks folgten ihnen, doch die Zwerge hetzten sie vor sich her und holten sie spätestens bei den engen Tunneln wieder ein. Schonung und Mitleid gab es nicht. Das Krachen und Scheppern der wütenden Äxte schallte hinauf bis zur Decke der Halle.
    Tungdil stemmte sich in die Höhe. Balyndis stand neben ihm und half ihm beim Aufstehen. »Du hast es geschafft!«, freute sie sich und drückte ihm einen langen Kuss auf den Mund.
    Dies hatte er sich sehr lange herbeigesehnt, und doch empfand er nur wenig Freude dabei. Die Gewissheit plagte ihn. »Weil ich ein Dritter bin«, fügte er bitter hinzu. Ein Lorimbur, ein Zwergentöter.
    Sie nickte. »Vraccas sei Dank, dass es so ist. Wie hätten wir den Nôd’onn sonst besiegen können?«, lächelte sie. »Du bist ein echter Zwerg, durch und durch, deine Abstammung spielt für mich keine Rolle. Mein Herz sagt mir, dass ich dir vertrauen kann. Nur darauf kommt es mir an.«
    Dankbar drückte er ihre Hand. Ich hoffe, dass die anderen es genauso sehen.
    Andôkai befand sich oben auf der Brücke und kümmerte sich um die verletzte Narmora und den verwundeten Boїndil, der gegen Caphalor nicht bestanden hatte; mehrere Zwerge halfen ihr dabei. Djer_n stand schon wieder, das Visier seines Helmes hatte er geschlossen und machte immer noch ein Geheimnis aus seinem Gesicht.
    Die ersten zwergischen Heilkundigen näherten sich ihnen mit Wasser, Salben und Verbänden, um nach ihren Wunden zu schauen. Nachdem die Anspannung des Kampfes von ihm abgefallen war, spürte Tungdil, wo es überall wehtat. Dankbar ließ er die Prozeduren über sich ergehen, die Feuerklinge unter den Gürtel Giselbart Eisenauges gehakt.
    Zeit zum Ausruhen blieb ihm keine. Rodario lief mit sorgenvollem Gesicht zu ihm.
    »Ich weiß, der Zeitpunkt kommt ungünstig, tapferer und verwundeter Held des Geborgenen Landes, aber wir müssen nach Furgas sehen«, bat er. »Er liegt immer noch im Zelt und …«
    »Ein Held?« Tungdil grinste. Was aus einem Gelehrten nicht alles werden kann. Ich hoffe, dass Frala und Lot-Ionan mich sehen können. Er stand auf, prüfte den Sitz seiner Verbände. »Wenn ich ein Held bin, muss ich wohl weiterkämpfen, wie es in den Büchern steht.«
    »Verdammte Albae, sie sind wie die Schatten. Ich habe das Spitzohr nicht kommen hören. Er hat mich hinterrücks niedergestochen.« Boїndil, einen breiten weißen Verband über der Brust, hinkte die Stufen hinab und feixte. »Genau. Wie es in den Büchern steht, Gelehrter. Mein Bruder wäre stolz auf dich.«
    »Gut, dass du da bist.« Tungdil klopfte ihm vorsichtig auf die Schulter und fühlte eine enorme Erleichterung. Ein weiterer toter Gefährte hätte ihm noch gefehlt. »Dann sehen wir nach Furgas.«
    Tungdil, Rodario, Balyndis, Boїndil und Djer_n eilten die Stufen hinab, Andôkai holte sie nach einigen Schritten ein. Sie hatten es gemeinsam als Fremde begonnen, und sie wollten es gemeinsam als
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