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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge
Autoren: Markus Heitz
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und der Schreck fuhr ihm in die Glieder. »Da steht der Zwerg, dem wir alle wohl am meisten zu danken haben. Tungdil Goldhand, trete vor.«
    Unsicher kam er der Aufforderung nach.
    »Seht! Ohne ihn, seine Schläue, seine Hartnäckigkeit und seinen Glauben an das Gelingen unseres Unterfangens stünden wir alle nicht hier, sondern wären tot oder Diener Nôd’onns.«
    Tungdil glaubte zu fühlen, wie ihn sämtliche Augenpaare auf dem Plateau anstarrten; er wurde rot und unglaublich verlegen. So klammerte er sich an den Axtkopf der Feuerklinge, die ihm Sicherheit gab.
    »Wir können die Schuld, in der wir alle bei dir stehen, niemals begleichen«, sprach der König der Vierten mit fester Stimme. »Ich verspreche dir, Tungdil, dass ich dir bis an dein Lebensende jeden Wunsch erfüllen werde, den ich zu erfüllen imstande bin.«
    Das schmale, anmutige Gesicht Liútasils wandte sich ihm zu. »Wir Elben zählen nicht zu den innigsten Freunden deines Volkes, Tungdil Goldhand, aber wir wissen, was Dankbarkeit ist. Was immer du begehrst, wir geben es dir.«
    Der Reihe nach leisteten die Menschenkönige ähnliche Gelöbnisse, und die Verlegenheit des Zwergs stieg ins Grenzenlose.
    »Nein, wartet, ihr Herrscher, Fürsten und Könige«, hob er abwehrend die Hände.
    Boїndil verdrehte die Augen. »Da, seine Gelehrtenzunge redet gleich wieder los, hört ihr?«
    Tungdil atmete tief ein. »Ich will nichts von euch. Was ich von euch verlangen könnte, habt ihr mir bereits gegeben: Ihr schwort, dass die Völker des Geborgenen Landes sich nur noch zu gemeinsamen Festen und nicht mehr zu gegenseitigen Kriegen sehen. Mehr möchte ich nicht. Was nützt mir alles Gold, wenn die Feindschaft in unserer Heimat fortbestehen würde? Ich nehme Euren Dank auch im Namen von Bavragor Hammerfaust aus dem Clan der Hammerfäuste vom Stamm der Zweiten und Goїmgar Schimmerbart vom Clan der Schimmerbärte aus dem Stamm der Vierten entgegen, die wie ich ihr Leben einsetzten, aber es verloren. Ohne sie wäre die Feuerklinge niemals entstanden.«
    Der Elb neigte seinen dunkelroten Schopf vor dem Zwerg. »Du sprichst wie ein weiser Herrscher, Tungdil Goldhand. Sobald du denkst, wir seien dabei, wieder in die alten Gewohnheiten zu verfallen, was den Umgang miteinander angeht, komm zu uns und erinnere uns an diesen Tag. Der Ewige Wald steht dir jederzeit offen.«
    Wieder donnerten die Krieger gegen die Schilde, Hörner wurden geblasen, die Jubelrufe wollten nicht enden, und schnell kehrte Tungdil an die Seite von Balyndis zurück.
    »Zeig deine Zunge«, verlangte Boїndil gespielt mürrisch. »Sie hat doch einen Knoten bekommen, oder?«
    Tungdil grinste. Es hatte ihm Spaß gemacht, seine Redekunst zu zeigen, die Lot-Ionan ihm beigebracht hatte.
    Die Versammlung wurde aufgelöst, die Truppen der Menschen, Zwerge und Elben gingen ins Innere des Berges, feierten zusammen ihren Sieg und begannen mit der ersten vorsichtigen Annäherung.
    Balendilín und Gandogar gesellten sich zu ihnen. »Welch ein Glückstag«, meinte der Einarmige fröhlich. »Wer hätte gedacht, dass es für uns alle so gut endet?« Er schlug Tungdil auf die Schulter. »Vraccas hat seinen besten Zwerg geschickt, und wenn einer das Gegenteil behauptet, werde ich ihn zu einem Wettlauf herausfordern.« Er lachte, und die anderen stimmten mit ein. Tungdils Lachen gelang nicht ganz, was von Gandogar sofort bemerkt wurde.
    »Was hast du?«
    »Es ist nichts.«
    »Doch, es ist etwas. Ist es der Umstand, dass du denkst, ein Dritter zu sein?«
    »Ich bin ein Dritter, wie sonst hätte die Feuerklinge ihre Macht entwickelt?«
    »So sei ein Dritter und diene uns als Beweis, dass nicht alle aus diesem Stamm Ausgeburten an Hinterhältigkeit sein müssen, wie es Bislipur und Glamdolin waren«, sprach Balendilín feierlich. »Wirst du zu uns zurückkehren, oder folgst du dem Herzen?«, blinzelte er verschmitzt.
    »Ich gehe mit Balyndis, ja, aber nicht zu den Ersten«, bestätigte er die Vermutung feixend. »Unsere Vorliebe für die Esse und die Erfahrungen der Reise haben uns aneinander geschmiedet. Wir reisen ins Reich der Fünften. Boїndil begleitet uns, und unterwegs wird Boëndal zu uns stoßen. Ich habe Giselbart Eisenauge ein Versprechen gegeben, und ich werde es halten.«
    Der aufsteigende Wind trug ihnen den Geruch von Fäule herüber. Er stammte vom Schlachtfeld rings um das Schwarzjoch, wo die toten Orks, Oger, Bogglins und Albae lagen. Sie waren von den vereinten Streitmächten der Elben und
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