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Die zweite Nacht

Die zweite Nacht

Titel: Die zweite Nacht
Autoren: Natalie Rabengut
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verdammt gut aus. Dann fielen mir leider die Steuern wieder ein.
    »Klingt nicht übel, aber ich muss jetzt leider meine Steuern erledigen«, erwiderte ich ruhig und schob den Schlüssel in mein Türschloss.
    Er lachte leise. »Für einen Feigling hätte ich dich jetzt wirklich nicht gehalten. Aber das war mit Abstand die schlechteste Ausrede aller Zeiten.«
    Meine Schultern sanken nach unten und ich drehte mich um. »Nein, ist es nicht. Ich muss wirklich meine Steuern machen und Karl hat mich seinen Computer benutzen lassen, weil meiner sich weigert.«
    Seine Mundwinkel zuckten. »Also brauchst du Hilfe?« Er schien diesen Moment zu genießen. Mir war irgendwie nicht so richtig klar, warum. Aber ich wurde nicht gerne darauf hingewiesen, dass ich nicht alles alleine machen konnte.
    »Hm.«
    »Okay.« Er griff neben den Türrahmen und zauberte seinen Schlüssel hervor. »Nach ihnen, Mylady.«
    »Was?« Wieder starrte ich ihn an und blinzelte langsam.
    »Ich will dir helfen.« Seine blauen Augen funkelten und er kam immer näher.
    Atemlos stand ich in meiner Wohnungstür und überlegte, wie ich ihn schleunigst wieder los wurde. Karl war eine Geschichte für sich gewesen – aber einen Mann in meine Wohnung lassen? Ich war doch nicht irre.
    »Nicht nötig.«
    Er bedachte mich mit einem seltsamen Blick. »Du bist wirklich merkwürdig.«
    Dann tat er etwas, was sich noch nie jemand in meiner Gegenwart getraut hatte: Er ignorierte schlicht meinen Protest, legte die Hand auf meinen Rücken und schob mich in meine Wohnung. Das Flattern in meinem Bauch, als seine Finger meine nackte Haut berührten, versuchte ich auszublenden.
    Schnell trat ich einen Schritt nach vorne und unterbrach somit den Kontakt. Ich schaltete das Licht im Wohnzimmer ein und betätigte den kleinen Knopf auf der Rückseite des Computers. Mein offensichtlich neuer Nachbar sah sich interessiert um. »Ich bin Frederik.«
    Stumm blinzelte ich ihn an und verfluchte meinen Computer, der einfach nicht schnell genug hochfuhr. Obwohl er nur ein paar Sekunden brauchte, war es in diesem Moment viel zu lange.
    Frederik kam in seiner sündigen Pyjamahose näher geschlendert und fragte: »Hast du auch einen Namen?«
    »Nein.« Ich setzte mich in meinen Schreibtischstuhl und hoffte, dass er von alleine wieder gehen würde, wenn ich nur unfreundlich genug war. Durfte man meiner Familie glauben, war das ohnehin meine Spezialität. Gut, die Nachbarn, mein Verleger, meine Lektorin und jeder andere, dem ich bisher begegnet bin, sah das sicher genauso. Frederik wäre gleich schneller verschwunden, als ich gucken konnte.
    »Bist du immer so charmant?«, wollte er nun wissen und ich stöhnte genervt auf, weil er nicht lockerließ. Ungeduldig öffnete ich das Browserfenster und startete den Anmeldevorgang.
    »Nein. Ich war auf einer Hochzeit, bin angetrunken und daher übermäßig gesprächig.« Dazu verschränkte ich trotzig die Arme und wartete darauf, dass er wütend wurde.
    Stattdessen legte er den Kopf in den Nacken und lachte, laut und ehrlich. Ich war schockiert, so hatte ich mir das nicht vorgestellt.  
    Mein Handy klingelte, als ich bereits nach der nächsten Unfreundlichkeit suchte. Ich zuckte zusammen. Elena war im Urlaub, sonst würde mich niemand um diese Zeit anrufen – es konnte also gar nichts Gutes bedeuten.
    Ein Blick auf das Display bestätigte meinen Verdacht. Es war schon wieder Mos Bruder Don, der unbedingt mit mir ausgehen wollte. »Scheiße. Scheiße. Scheiße.«
    »Du fluchst ziemlich viel.« Frederiks dunkle Stimme war von Belustigung durchzogen.  
    Ich wirbelte herum. »Würdest du mir einen Gefallen tun und hier drangehen?«
    »Warum?« Lässig lehnte er sich mit den Hüften gegen meinen Schreibtisch und grinste frech.
    Das Schrillen des Handys raubte mir den letzten Nerv. »Bitte, das ist ein Typ mit dem ich nicht ausgehen will.«
    Er streckte die Hand aus und sagte: »Ich warne dich, dann schuldest du mir etwas.«
    Hastig nickte ich und dachte vor Erleichterung nicht einmal daran, ihn zu fragen, was er damit meinte.
    Frederik hielt das Handy an sein Ohr und sagte ruhig: »Hallo, Helens Handy.«
    Verblüfft starrte ich ihn an, doch er tippte nur lässig auf einen Stapel Papiere auf meinem Schreibtisch. Natürlich stand auf einem der Briefe mein Name, Helen Strobel. Verdammter Mist.
    Unverschämt zwinkerte Frederik mir zu. »Nein, als ich sie das letzte Mal gesehen habe, hat sie gerade ihren BH ausgezogen.«  
    Ich blinzelte langsam und
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