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Die zweite Nacht

Die zweite Nacht

Titel: Die zweite Nacht
Autoren: Natalie Rabengut
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versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, wie erschüttert ich war. Frederik hielt mir das Handy hin. »Er hat aufgelegt. Dabei habe ich ja nicht einmal gelogen.«
    Mir fehlten die Worte und ich legte das Handy auf den Schreibtisch. Endlich war der Softwarecheck durchgelaufen und ich deutete auf den Bildschirm.  
    »Das ist mein Problem.«
    Frederik kam näher und schnell stand ich aus dem Stuhl auf. Offenbar verstand er das als Aufforderung und ließ sich hineinfallen. »Warum führst du nicht einfach das Update durch?«
    Am liebsten hätte ich ihn in diesem Moment erwürgt. »Ja, warum bin ich nur nicht auf die Idee gekommen und schlage mich lieber mit Männern herum?«
    Er ließ sich davon gar nicht beeindrucken und öffnete die Systemeinstellungen. Nach einer Weile murmelte er fassungslos: »Du hast ja die richtige Version installiert.«
    »Sag an! So weit war ich auch schon. Und das ist der Grund, weshalb ich Karls Computer brauchte. Jeden Monat der gleiche Scheiß!«, ereiferte ich mich.
    Frederik fummelte noch eine Weile herum, dann fluchte er auch leise und sagte: »Okay, warte hier.«
    Fluchtartig verließ er die Wohnung und eilte in seine. Mein Handy piepte und eine SMS von Don tauchte auf. Du hättest auch einfach sagen können, dass du einen Macker hast. Botschaft angekommen.
    Begeistert las ich die Nachricht zum zweiten Mal. So einfach war das? Erst nervte er mich wochenlang und dann reichte ein anderer Mann, um ihn loszuwerden? Das musste ich mir merken. Frederik kehrte zurück und hielt triumphierend einen USB-Stick hoch.
    Wieder setzte er sich auf meinen heiligen Platz und schob den Stick hinten in eine der Buchsen.  
    »Danke«, sagte ich aus einem unbestimmten Impuls heraus.
    »Wofür? Bisher habe ich es noch nicht geschafft.« Er konzentrierte sich auf den Bildschirm vor ihm und auf seiner Stirn erschien eine kleine Falte, die ihn noch süßer aussehen ließ.
    »Ich bin meinen Verehrer los.« Wie zur Bestätigung hielt ich mein Handy hoch.
    »Gut.« Mehr sagte er dazu nicht, sondern öffnete einen Order, der auf meinem Desktop aufgetaucht war.
    Gut? Warum war das gut? Wollte er mir damit irgendetwas sagen oder hatte er mir einfach nicht zugehört?  
    In diesem Moment öffnete sich ein Pop-up-Fenster, das rot blinkend das Wort Warnung enthielt. Schnell klickte Frederik daneben und tippte Befehle auf meiner Tastatur. Mich machte das nervös, das war immerhin mein Computer und obwohl ich Sicherheitskopien von allem besaß, was ich schrieb, konnte ich die leise Panik in meiner Stimme nicht unterdrücken: »Du weißt, was du da tust?«
    »Klar. Hier, bitte.« Ich starrte über seine Schulter. Anmeldung erfolgreich.
    Zufrieden zog er den USB-Stick aus meinem iMac und machte meinen Stuhl frei. Ich musste – wie jeden Monat – nur zwei Zahlen eintippen, dann konnte ich mich schon wieder abmelden.
    »Fertig«, verkündete ich stolz.
    Er reagierte nicht auf mich, sondern starrte auf den Wohnzimmertisch. Ich folgte seinem Blick und zuckte leicht zusammen. Mein BH lag deutlich sichtbar darauf. Endlich riss Frederik sich davon los. »Das war es schon? Da lohnt sich die Arbeit ja bald gar nicht.«
    »Wem sagst du das?« Ich zerbrach mir bereits den Kopf darüber, wie ich ihn am besten aus meiner Wohnung bekam. Seine Nähe behagte mir irgendwie nicht und machte mich nervös.  
    »Was machst du eigentlich beruflich, dass du eine Umsatzsteuervoranmeldung machen musst?« Er betonte das Wort, als würde es sich dabei um etwas höchst Unanständiges handeln.
    So viel zum Thema: Schnell loswerden. Innerlich rollte ich bereits mit den Augen. »Ich bin Schriftstellerin und ich hasse es, darüber zu reden.« Präventiv verschränkte ich abwehrend die Arme, um meine Worte zu verstärken, denn ich wollte wirklich nicht darüber reden.
    Lässig zuckte Frederik mit den Schultern. »Okay.« Er sah mich einfach nur an.
    Hatte er akzeptiert, was ich gesagt hatte? Das wäre das erste Mal, dass jemand seine Neugier tatsächlich im Griff hatte.  
    »Wunderbar, danke für deine Hilfe.« Ich ging Richtung Wohnungstür und hoffte, dass er mir einfach folgen würde. Davor blieb ich wohl etwas zu abrupt stehen, denn er stolperte förmlich in mich hinein. Damit, dass er so nah hinter mir gehen würde, hatte ich nicht gerechnet. Ich strauchelte kurz, doch er umfasste meine Schulter und hielt mich fest.
    Erschrocken blieb ich stehen und wollte mich umdrehen, dabei streifte ich aus Versehen seine Hüften. Ich wusste nicht, wie es mir
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