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Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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„Scheiße“ holte Wolf in die Küche.
    „ Herr Jesus, hast du schon mal davon gehört, dass die Herdplatten zu regulieren sind? Du kannst sie kleiner stellen.“
    „ Was du nicht sagst. Meinetwegen fahr durch die Gegend, wenn es dich beruhigt. Oder stell dich auf den Markplatz und brüll ihren Namen.“
    Wolf stellte die Herdplatten aus. „Ich kann eh nichts essen.“
    Anke drehte sie gereizt wieder an. „Egoist, aber ich! Eva Seitz hin oder her.“
    Wolf nahm seine Wanderung vor der Küche wieder auf. Anke lud sich eine große Portion zu weich gekochter Nudeln mit viel verkochter Sauce auf den Teller und setzte sich damit an den Esstisch. Nach dem ersten Bissen stellte sie wieder einmal fest, dass sie einfach nicht kochen konnte. Irgendwann, dachte sie, wenn ich mal viel Zeit habe, mache ich einen Kochkurs mit. Aber der Hunger ließ sie den Teller bis auf einen kleinen Rest leeren. Unvermittelt, gleich einer Regieanweisung sahen sie sich an.
    „Wir sind doch die ...“, begannen sie gemeinsam, „... größten Idioten auf Gottes Erdboden“, endete Wolf den Satz.
    „ Der Kreis“, meinte Anke aufgebracht. „Er ist noch nicht geschlossen.“ Anke sprang auf. „Wir sind wirklich die größten Idioten. Es liegt doch auf der Hand, warum sie abgehauen ist.“
    „ Dein Gehirn funktioniert wieder. Eva will den Kreis schließen, zwar ohne, dass es ihr bewusst ist, aber sie will.“
    Anke hatte ihre Jacke schon an. Wolf schnappte seine und Sekunden später waren sie draußen. Anke flitzte zu ihrem Wagen und holte ihre Waffentasche heraus. Wolf schüttelte den Kopf, als sie auf der Rückbank landete.
    „Nur zur Sicherheit.“
    „ Aber du rührst sie nicht an.“
    Mit aufjaulendem Motor raste Wolf los.
     
    ***
     
    „ Hallo Vater“.
    Eva war lautlos hinter ihn getreten, als er seine Autotür aufschließen wollte. Bemerkte, wie er innehielt und sich seine Schultern strafften. Sie lächelte. Zögernd drehte er sich um. Eva sah in das fahl werdende Gesicht ihres Vaters Dr. Bischoff. Einige Sekunden starrte er sie an wie damals an der Schule. Sie musste unbedingt mit ihm ins Auto, dort hatte er weniger Spielraum. Ihre Stimme klang fest, enthielt aber einen weichen bittenden Unterton. Sie hoffte, dass genau dieser Ton ihn erweichen würde.
    „Wir sollten miteinander reden.“
    Dr. Bischoff bekam wieder Farbe. Er atmete tief durch, wobei sich sein Brustkorb aufblähte. Das Messer, welches sie nun wieder unter dem Jackenärmel trug, zuckte in Evas Hand. Für einen Moment reizte es sie, die Schneide in diese sich anbietende Brust zu stechen.
    „Steig ein.“
    Eva ging ruhig um den Wagen herum und setzte sich auf den Beifahrersitz. Sie wartete, bis er sich in den fließenden Verkehr eingeordnet hatte, bis sie das Messer ungesehen von ihm so in ihrer Hand platzierte, dass es einsatzbereit war. 
    „Fahr Richtung Meckenheim, das Haus kennst du ja.“
    Er lachte auf. Warf ihr einen kurzen Blick zu.
    „Ich fahre auf den nächsten Parkplatz.“
    Eva schwieg zunächst, war hin und her gerissen. Wenn sie ihn jetzt schon mit dem Messer bedrohte, um sich durchzusetzen, umso mehr bestand zeitlich für ihn die Chance, sie zu überwältigen, sich der Umwelt bemerkbar zu machen. Waren sie erst im Haus, hielt sie die Trumpfkarte in der Hand. Sie musste es anders versuchen, das Messer blieb ihr immer noch.
    „Ich brauche Mutters Nähe, um die Worte zu finden, die ich dir sagen möchte. Sie ist ein Teil von uns.“
    Dr. Bischoff schwieg. Eva bemerkte, dass er Richtung Autobahn fuhr.
    „Ich habe dir nie sagen können, wie sehr ich es vermisse, keinen Vater zu haben. Ich liebe dich, auch wenn ich dich nicht kenne, allein schon deswegen, weil du mein Vater bist.“
    Wie leicht ihr doch die Worte über die Lippen kamen. In dem Moment fuhr Dr. Bischoff auf die Autobahn. Eva grinste. Sie hatte es richtig gemacht. Gesülze, Gesülze, dachte sie, da fielen sie alle drauf rein, aber in ihrer Brust schmerzte es. Sie hatte die Wahrheit gesagt und er hatte wie ein Vater reagiert und war ihrem Wunsch gefolgt. Er fuhr nach Meckenheim. Für einen Moment war sie versucht, alles zu vergessen, ihm einfach um den Hals zu fallen und endlich einen Vater zu haben. Aber nur für einen Moment. Der Schmerz in der Brust ließ nach, sobald sie daran dachte, dass er ihre Mutter umgebracht hatte.
    „Ich habe auch oft an dich gedacht, Eva.“
    Es klang hohl. Sicher hatte er viel an sie gedacht, aber wahrscheinlich als immerwährenden Albtraum. Ihr Gedanke
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