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Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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Haare und schüttelte immer wieder seinen Kopf. Sie hatte es tatsächlich geschafft, da herauszukommen. Eva war von dieser raffinierten, durchtriebenen Intelligenz, die Menschen oft zu eigen ist, die von Kindheit an emotional ums Überleben kämpfen mussten. Wo steckte Anke bloß? Er brauchte sie jetzt zum Reden, zum Philosophieren, was Eva wohl anstellen könnte. Wolf nahm seine Wanderung über den Teppich wieder auf. Dann blieb er abrupt stehen und stöhnte laut auf.
     
    ***
     
    Eva hatte nicht weit von der Klinik die offenstehende Hauseingangstüre eines Wohnblocks entdeckt. Sie huschte in den Keller und entledigte sich der lästigen Verkleidungsutensilien, rollte die Handtücher in ihre rote Sommerjacke und drückte sie vor die hinterste Kellertür. Das Kopftuch ließ sie auf. Ruhig schritt sie die Treppe wieder hinauf und mit hoch erhobenem Kopf aus der Eingangstür auf die Straße, als würde sie schon immer in dem Block wohnen. Mit der Straßenbahn fuhr sie in die Stadt. Angespannt sehnte sie die Haltestelle Bahnhof herbei, immer auf der Hut, einem eventuellen Fahrscheinkontrolleur rechtzeitig zu entkommen. Am Bahnhof steuerte sie eine Telefonzelle an, als ihr einfiel, dass sie gar kein Geld besaß. Zum Telefonieren würde sie eine andere Möglichkeit finden müssen. Hastig durchschlug sie das zerfledderte Telefonbuch, bis sie Dr. Heinzgens Nummer fand. Vom Bahnhof ging sie schnurstracks zum Kaufhof. Sie brauchte dringend eine passende Jacke, denn sie fror in ihrer Strickweste. Außerdem fiel sie in dieser unpassenden Kleidung bei dem Wetter unnötig auf. Dichte Wolken zogen über Bonn hinweg. Ein ungemütlicher Herbsttag mit aufflackernden Windböen. 
    In der Damenabteilung wühlte sie solange die Ständer mit den Herbstjacken durch, bis sie eine gefunden hatte, der kein Sicherheitsetikett anhaftete. Sie grinste, Gott sei Dank war das Personal manchmal etwas nachlässig. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie ständig die beiden Verkäuferinnen. Sie waren emsig mit Sortierarbeiten beschäftigt und verfielen zwischendurch immer wieder in ein längeres Schwätzchen. In einem günstigen Moment warf Eva locker die Jacke über ihren Arm und tat so, als würde sie ihr schon ewig gehören und als suche sie nach etwas Neuem. Sie schlüpfte in diese und jene Jacke, betrachtete sich damit kritisch vor dem Spiegel, bis sie sich soweit sicher fühlte, um mit der gestohlenen Jacke auf die Rolltreppe zuzusteuern. Im untersten Stockwerk in der Haushaltsabteilung erst glitt sie in die Jacke. Sie traf zwar nicht ihren Geschmack, aber immerhin würde sie nicht mehr frieren. 
     
    Beim Anblick der vielen scharfen Haushaltsmesser packte sie ein Kribbeln. Unstet wie der brennende Docht einer Öllampe wanderte sie vor der reichhaltigen Auslage auf und ab und musterte die einzelnen Stücke. Dabei blickte sie sich immer wieder verhalten um. Personal war weit und breit nicht zu sehen und die nahe gelegene Kasse von drei Kunden belagert. Eine Stimme in ihr sagte Eva deutlich, welches der Messer sie an sich nehmen sollte. Als sie den schwarzen Griff umfasste, spürte sie ihre Hand feucht werden. Mit den Fingern schob sie geschickt das Messer in ihren Jackenärmel, bis es nicht mehr zu sehen war. Anschließend betrachtete sie sich noch eine Weile die Kochtopfauslagen gegenüber und schlenderte dann zurück Richtung Rolltreppe. Erst in der Fußgängerzone blieb sie einen Moment stehen und atmete durch.
     
    ***
     
    Eine dunkle Ahnung stieg in Wolf hoch, aber noch weigerte sich wider aller Vernunft sein Gehirn beharrlich, sie als Tatsache zu realisieren. Er wählte Ankes Handynummer. Hörte aber die Mailbox.
    „Verdammt“, fluchte er.
    In dem Moment gongte die Hausglocke. Wolf rannte das Treppenhaus herunter. Eva, dachte er mit klopfendem Herzen. Aber dann vernahm er enttäuscht Schlüsselgeräusche an der Tür. Also konnte es nicht Eva sein. Missmutig blickte er in Ankes müdes Gesicht. Als sie ihn sah, lächelte sie lahm.
    „Ich war noch mal bei Dr. Bischoff. Bin einfach in seine Sprechstunde geplatzt, da konnte er mich schlecht entfernen. Er drohte mir mit einer Verleumdungsklage. Hat aber dennoch zugegeben,  Irmgard Maron eine Woche vor ihrem Tod zuletzt gesehen zu haben. Hat weiter zugegeben, all die Jahre mit ihr Kontakt gehabt zu haben, streitet aber beharrlich ab, am Todestag bei ihr gewesen zu sein. Wie findest du das?“
    Wolf starrte sie nur an.
    „Was ist mit dir? Du schaust gerade so, als sähest du mich zum ersten
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