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Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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wieder hatten seine grunzenden Geräusche sie aus dem Schlaf hochfahren lassen. Nach dem dritten Mal hatte sie die  Nachttischlampe eingeschaltet und ihn empört geschüttelt. Umsonst.
    Eine lang nicht mehr wahrgenommene dunkle Stimme in ihr hatte plötzlich gesagt: »Wenn du was sagst, schlage ich dich tot.« Auf einmal war er da gewesen, dieser unfassliche Albdruck. Mit aufkommender Furcht hatte sie ihren schlafenden schnarchenden Mann betrachtet. Im fahlen Licht der Nachttischlampe empfand sie ihn mit einem  Mal gespenstisch. Seine schwarzen Haare hingen ihm schweißdurchtränkt in die Stirn. Sein leicht geöffneter Mund hatte unaufhörlich kehlige Laute hervorgebracht. Die tiefschwarzen Augenbrauen erschienen ihr plötzlich doppelt so buschig, fast bedrohlich. Irgendetwas war in diesen Sekunden in ihr passiert. Ein schmerzliches kaum auszuhaltendes Gefühl hatte ihren gesamten Körper durchschwemmt. Schließlich war sie aufgesprungen und in die Küche geeilt, sich ein Glas Wasser eingefüllt, und noch während sie trank, hatten seine schnarchenden Geräusche aus dem Schlafzimmer ihre Seele durchbohrt. Da war ihr Blick auf die Messerbox gefallen. Hatte sie tatsächlich eines gegriffen?
     
    Der Therapeut räusperte sich. Jetzt versucht er es nochmal, dachte sie.
    „Frau Seitz, wollen Sie mit mir noch einmal zurückgehen zu dem besagten Abend?«
    Ach, leck mich. Ich bin schon längst da. Aber glaub nicht, dass ich dir etwas erzähle. Dir nicht und all den anderen nicht. Keinen von euch Schwachköpfen. Sie verzog kaum merklich schmunzelnd die Lippen. Er würde wahrscheinlich in Ohnmacht fallen, wenn er wüsste, mit welchen Kraftwörtern sie ihn insgeheim betitelte. Und während sie das dachte, fiel ihr Professor Sander ein. Er hatte am ersten Tag ihrer Einlieferung zu ihr gesagt: „Sie sehen aus wie ein Engel, aber in Ihnen scheint die Hölle.«
    Eva blickte auf die stillose Uhr an der kahlen Zimmerwand. Es war Zeit für ihren Auftritt. Der Therapeut sah sie mit seinen schmalen Augen an, wartete auf eine Antwort, irgendeine Reaktion. Ihr Auftritt. Aus heiterem Himmel brüllte sie ihn an, dass er zusammenzuckte. Sie hatten ihn doch bestimmt vorgewarnt. Ihre Stimme überschlug sich beinahe:
    „ Nein!! Will ich nicht! Es gibt keinen besagten Abend!!«
    Der Psychologe schaute einige Sekunden verblüfft. Im nächsten Moment stürzte sie sich auf den Mann, der jäh seine Hände vors Gesicht riss. Ihre Fäuste prasselten auf seinen Kopf nieder, den er mit den Händen abzudecken suchte, doch ihre Fäuste waren schneller und fanden stets eine freie Stelle. Bei dem Kampf lösten sich ihre Haare und hingen ihr wild ins gerötete Gesicht. „Aufhören, aufhören!!«, brüllte der Attackierte zwischen seinen Armen hindurch.
    „Ja, brüll du nur, du therapeutischer Schwachkopf. Nichts, nichts kriegst du aus mir raus!“
    Die Tür wurde aufgestoßen. Zwei kräftige Männer in weißer Kleidung stürmten ins Zimmer, griffen sie von beiden Seiten und nahmen sie in zwang. Eva wusste, wo es hinging. Auf der Krisenstation fesselten sie sie mit der entsprechenden Vorrichtung ans Bett. Der herbeigerufene Arzt spritzte ihr Valium. Einer der Pfleger löste die Fesseln wieder.
    „Wenn sie aufwacht, wird sie sich wieder an nichts erinnern können, wetten.«
    Der Arzt nickte und blickte eine Weile abschätzend auf die entspannt daliegende Frau. Die beiden Pfleger taten es ihm gleich. Leise verließen die drei Männer das Zimmer und verschlossen die Tür.
     
    ***
     
    Ein wenig müde noch, aber gut gelaunt nahm Dr. Wolf Heinzgen die achtundzwanzig Stufen hinunter in seine Praxisräume. Wie so oft begrüßte er es, dass sie im Haus lagen. Es war beinahe neun Uhr. Etwas Büroarbeit musste er noch erledigen, bevor seine erste Sitzung begann. Lissi, die Kleptomanin. Er überlegte kurz, ob er seiner Sekretärin nicht doch eine Halbtagsstelle anbieten sollte anstatt der zwei mal drei Stunden in der Woche. Mit dem Wissen, alleine zu sein, gähnte er lauthals, während er die letzten Stufen hinunter schritt. Der Kaffee zeigte noch keine Wirkung, dafür umso nachhaltiger der Wein, den er gestern Abend nach einem ausgeklügelten, selbst zubereiteten Abendessen mit Anke genossen hatte. Anke lag noch oben in seinem Bett. Als freie Journalistin konnte sie sich ihren Tag einteilen, wenn sie nicht gerade von morgens bis abends mit der Recherche einer heißen Story beschäftigt war. Anke war jetzt mehr seine Geliebte als seine Ehefrau. Wolf
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