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Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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Tür ist abgeschlossen“, erklärte der Pfleger neben ihm.
    Natürlich dachte Wolf, laut aber sagte er.
    „Das wird doch wohl hoffentlich nicht so bleiben.“
    Die Pfleger zuckten beide gleichzeitig mit den Schultern. Der an Wolfs Seite zog einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und öffnete. Langsam drückte Wolf die Klinge herunter und schob die Tür einen Spalt auf. Das Erste, was er zu sehen bekam, war das leere Bett. Die Decke aufgeschlagen. Wolf gab sich einen Ruck, öffnete die Tür weit und trat ins Zimmer. Er spürte sie seitlich von sich. Sie hatte die kleine Sitzgruppe ganz in die Ecke gezogen. Wolf war sicher, dass sie dort nicht hingehörte, dazu war zu viel freier Platz im Raum. Sie schien ihren ursprünglichen Standort eher mittig des Zimmers zu haben. Langsam drehte er sich in ihre Richtung, als er schon ihre spitze Stimme vernahm.
    „Oh, ein neues Gesicht.“
    „ Guten Tag, Frau Seitz. Mein Name ist Dr. Heinzgen, Wolfgang. Ich bin ...“
    „ Ich weiß, dass sie kein Gemüseverkäufer sind. Nur ein neuer Therapeutenfuzzi.“
    Wolf stutzte. Diese Ausdrucksweise passte nicht zu ihrer Erscheinung, denn sie sah rein und unschuldig aus. Der Professor fiel ihm ein. Achtung sagte sich Wolf. Ihre blonden Haare fielen glanzvoll und fein gekämmt auf die Schultern. Sie trug einen Seitenscheitel. Das olivfarbene schlichte Strickkleid ließ sie geradezu edel wirken. Überhaupt passte sie nicht hierher. Das musste alles ein Irrtum sein. Er war nahe daran, sich umzudrehen und sich für sein Erscheinen zu entschuldigen, als ihn die vergitterten Fenster daran erinnerten, dass er in der Wirklichkeit weilte. Er sah sie an. Aufrecht steif saß sie hinter dem kleinen runden Tisch in der Ecke, als suche sie Schutz in ihr. Die zwei angebrachten Regale an den Wänden neben ihr waren leer. Außer dem aufgeschlagenen Bett ließ nichts weiter in diesem Zimmer auf einen Bewohner schließen. Als demonstriere auch sie damit, dass sie eigentlich nicht hierhin gehörte. Wolf versuchte es erneut, diesmal etwas lockerer.
    „Noch einmal, Frau Seitz, mein Name ist Dr. Wolfgang Heinzgen, ihr neuer Therapeutenfuzzi, und ich bin nicht Ihr Feind, sondern unbefangen und neutral Ihnen gegenüber.“
    Damit platzierte er den Recorder auf den Tisch und erklärte. „Tut mir leid, muss sein.“
    Eva lachte unter geringen Bewegungen amüsiert auf. Aber ihr Gesicht versteinerte sich danach sofort wieder. Wolf zog sich den zweiten Stuhl heran und deutete an, sich setzen zu wollen.
    „ Wenn Sie gestatten?“
    „ Nein“, traf ihn ihre schneidende Stimme.
    „ Sie können den ganzen Mist wieder einpacken. Ich rede sowieso nicht.“
    Wolf ließ sich unter ihrem feindlichen Blick langsam auf den Stuhl gleiten.
    „Ich heiße Wolf. Nennen Sie mich beim Vornamen, und ich möchte Eva zu Ihnen sagen.“
    „ Sie sagen gar nichts zu mir. Und unhöflich sind Sie auch noch“, fuhr sie ihn an. „Ich hatte nein gesagt. Und wenn sie mir den Papst persönlich schicken, ich habe nichts zu sagen. Ich weiß nichts und werde nichts wissen.“
    „ Sie meinen, Sie werden nichts wissen wollen.“
    Eva blinzelte ihn kurz an, schwieg aber.
    „Dass Sie überhaupt noch hier sind und nicht schon längst wieder in einer Gefängniszelle sitzen, haben Sie nur...“
    Eva winkte ab und äffte „... dem zähen Einsatz Ihres Anwaltes zu verdanken.“
    „Sowie dem von Professor Sanders“, schloss Wolf und dachte, sie würde eine harte Nuss für ihn werden. „Ihnen ist sicherlich klar, Frau Seitz. Wenn Sie jegliche psychologische Hilfe verweigern, erweckt dies den Eindruck, dass Ihre Amnesie nur vorgetäuscht ist. Mangelnde Mitwirkung bei der Aufklärung trägt auch nicht gerade dazu bei, mildernde Umstände anzuerkennen. Es reicht nicht zu behaupten, man könne sich nicht erinnern. Dies muss auch glaubhaft nachgewiesen werden. Das Gericht urteilt aufgrund von Beweisen, nicht aufgrund von Vermutungen.“
    „ Das weiß ich alles längst.“
    „ Aber warum ...“
    „ Weil ich Angst habe, Sie Hirnfried.“
    „ Sie können die lieb gemeinten Bezeichnungen ruhig lassen, ich versteh Sie auch ohne.“
    Eva grinste verhalten. „Sie sind gar nicht schlecht drauf.“
    „Danke. Das gebe ich zurück.“
    „ Man behauptet, ich habe meinen Mann umgebracht, angeblich erstochen.“
    „ Nicht nur das.“
    Eva lauerte ihn schlitzäugig an. „Was denn noch?“
    Wolf zeigte seinen Patienten gegenüber in der Therapie immer eine gewisse Höflichkeit, sowohl im Verhalten als
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