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Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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Er war irgendwie anders als die Hohlköpfe, die sie bisher auf sie angesetzt hatten. Seine Gegenwart war ihr nicht unangenehm gewesen. Er wirkte draufgängerisch, animalisch, unbezwinglich, sah ganz und gar nicht aus wie ein Therapeut. Es hatte sie gereizt, mit ihm zu sprechen. Aber sie musste auf der Hut sein, genau überlegen, was sie ihm zukünftig erzählte. Eva schloss die Augen. Verdammt, was wollte sie eigentlich erreichen? Wenn man ihr vor Gericht keine verminderte Schuldfähigkeit zugestand, würde sie lebenslänglich in den Knast kommen. Und Dr. Heinzgen hatte natürlich recht damit, dass die Verweigerung ihrer Mitarbeit gegen sie ausgelegt würde. Plötzlich war sie froh über seine deutliche Formulierung. Sie würde also soweit mitspielen, bis er den Eindruck gewann, mit gutem Gewissen ein Gutachten auf verminderte Schuldfähigkeit erstellen zu können.
    Zufrieden mit ihrem Entschluss reinigte sie ausgiebig das Waschbecken und gurgelte drei Mal kräftig ihren Mund mit eiskaltem Wasser, ehe sie zurück ins Zimmer ging.
    Nahes Vogelgezwitscher ließ sie zum Fenster sehen. Ein Spatz hatte sich auf dem Sims niedergelassen, mitten hinein in den hellen Sonnenstrahl und verkündete lauthals seine Lebensfreude. Ihr Herz wurde schwer. Ronald, dachte sie, ich meinte, dich geliebt zu haben, irgendwann dazwischen während unserer Ehe. Wie konnte mir dieser Mord passieren? Und warum kann ich mich daran erinnern?
    Sie setzte sich auf den Stuhl in ihrer Ecke. Etwas in ihrem Kopf, das sie nicht benennen konnte, blockierte, wenn sie versuchte, sich an die Tat zu erinnern. Sie wusste, hinter dieser Blockade lag es, woran sie nicht herankam. Unangenehme Bilder drängten sich auf einmal in den Vordergrund. Das altbekannte lähmende Gefühl in der Brust trat hinzu. „Fort, fort damit!“, rief sie sich selbst zu und setzte sich ruckartig auf. Wartete in dieser Position, bis das lähmende Gefühl wieder verschwand. Als es endgültig weg war, stand sie auf und begann, im Zimmer hin und her zu wandern, bis sie automatisch am Bett anhielt. Sie packte das Kopfkissen und knuddelte es zwischen ihrem Rücken und der Wand. Atmete tief aus und lehnte sich zurück. Sie hatte ihn doch geliebt? Jedenfalls zum Schluss, obwohl das nicht von ihr geplant gewesen war. Ihre Gedanken befanden sich wieder im Haus. Wie war das noch gewesen, als sie nach dem Abend auf der Terrasse am nächsten Morgen aufgewacht war? Woran war ihr Kopf bereit, sich zu erinnern? Oder ihre Psyche? Es gab Erinnerungsfetzen, sie musste sie nur zusammensetzen. Noch einmal von vorne ...
    Sie war aufgewacht, weil das Tageslicht durch die Ritzen der Rollladen auf ihr Gesicht gefallen war. Die Türglocke hatte geläutet. Immer und immer wieder und war langsam zu ihr durchgedrungen. Sie hatte die Augen aufgeschlagen, gespürt, dass ihre Hände sich merkwürdig klebrig anfühlten. Unterbewusst hatte sie wahrgenommen, dass sich ihr weiches seidenes Nachthemd über ihrer Brust steif wie ein Brett anfühlte. Sofort hatte sie gewusst, dass etwas nicht stimmte. Im Zimmer roch es nach geronnenem Blut. Ein Sonnenstrahl flackerte kurzlebig durch die Ritzen ins Zimmer. Erneut hatte sie den melodiösen Klang der Klingel gehört. Rasch hatte sie den Rollladen hochgezogen und sich zum Bett umgedreht. Augenblicklich war sie erstarrt. Hatte auf den leblosen Körper, der die ganze Nacht so neben ihr gelegen haben musste, fassungslos und mit rasendem Herzen angestarrt. Blut überall, auf ihm, neben ihm und unter ihm, eingedrungen bis in die Matratze. Sie hatte an sich heruntergesehen. Ihr Nachthemd als auch ihre Hände waren blutverschmiert. Im ersten Augenblick wollte der Schrei in ihrem Hals stecken bleiben, doch dann hatte er sich freien Lauf verschafft. Wie von Sinnen hatte sie geschrien. Irgendwann klirrte Glas, die Scheibensplitter der Schlafzimmerterrassentür hatten sich neben ihr auf dem Teppich verteilt. Gleich darauf wurde von außen die Tür aufgestoßen, und mit einem Mal war das Zimmer voller Männer gewesen. Zwei von ihnen hatten sie bei den Armen gefast und sanft in den Sessel vor dem großen Schminktisch geschoben. Sich anschließend neben sie gestellt und waren nicht mehr von ihrer Seite gewichen. Frau Angerer, ihre Reinemachefrau, hatte plötzlich ebenfalls im Zimmer gestanden.
    „ Jesus Maria, Frau Seitz, oh mein Gott“, hatte sie gejammert. Eva hatte ihre Stimme verloren. Der anwesende Arzt hatte ihre eine Spritze verabreicht. Aber sie war doch ganz ruhig gewesen. Was
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