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Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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Verstand.“
    „ Soll ich die Sauce machen?“
    „ Oh nein, du verdirbst sie nur.“
    „ Ich habe Hunger.“
    „ Gut Ding braucht Weil“, sagst du doch immer.
    „ Der Spruch passt nicht, Spaghetti brauchen maximal zehn Minuten.“
    Sie ging zu ihm, schlang ihre Arme um seinen Bauch, kitzelte mit der einen Hand durch das Hemd seinen Nabel und tätschelte mit der anderen seinen strammen Hintern.
    „Mach schon, ich will nicht mehr so lange auf den Nachtisch warten.“
    Wolf tänzelte mit ihr vom Herd zur Spüle und goss die Nudeln ab. Anke klebte an ihm. Er dachte unwillkürlich an ihr früheres Eheleben. Nnie wäre da so etwas möglich gewesen. Nie hätte sie sich so verhalten. Trennung befreit, macht mutig und lustvoll, dachte er wohlgefällig.
     
    „ Hmm“, Anke schob den fein säuberlich geleerten Teller von sich. „Allein wegen deiner Kochqualitäten würde ich mich niemals von dir scheiden lassen.“
    Wolf sah ihre Worte als Zeichen, zog sie samt Korbstuhl an sich heran, beugte sich zu ihr herüber, nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie lange. Später, als sie nebeneinander unter dem dunkelblauen Samthimmel des von ihr damals ausgesuchten Ehebettes lagen, kam es jedoch nicht mehr zu Zärtlichkeiten. Wolfs Gedanken glitten immer wieder ab zu seiner neuen Patientin. Er ärgerte sich darüber, zumal Anke alle Register zog, ihn doch noch zu verführen. Und umso mehr sie sich bemühte, umso weniger konnte er. Schließlich gab Anke auf, rollte sich zurück in ihr Kopfkissen und starrte die Decke an.
    „Sag mir bloß nicht, dass es was mit den Spaghettis zu tun hat.“
    „ Nein, mit ihr.“
    Es war das erste Mal, dass ein Fall ihn impotent machte, und das schon in seinen Anfängen. War das ein schlechtes Zeichen? Er beschloss sofort, sich auf keinen Fall von dieser ungewöhnlichen Patientin einwickeln zu lassen. Anke rollte sich wieder zu ihm.
    „Du bist wenigstens ehrlich, auch wenn’s hart ist. Das liebe ich besonders an dir.“
    Wolf war in Gedanken noch bei seiner neuen Klientin.
    „Weißt du, wenn man sie so sieht, hat man das Gefühl, sie beschützen zu müssen. Dabei ist sie voller Wut und Power. Als ich ihr auf den Kopf zusagte, dass sie ihm den Schwanz abgeschnitten hat, wurde sie zwar leichenblass und wollte mich rausschmeißen, hat es dann aber vorgezogen, mich wie eine Furie anzufallen.“
    Anke hob den Kopf.
    „Ach so, wir sind immer noch bei ihr. Nun ja denn, wenn sie blass wurde, muss deine rabiate Äußerung ja irgendetwas in ihr bewegt haben.“
    „ Das sehe ich auch so. Ich glaube, sie hat eine ungeheure Wut auf Männer.“
    Er war sicher, bei ihr tief graben zu müssen. Davor stand, endlose Berge von seelischem Morast zum Vorschein kitzeln musste, was aber nur klappen würde, wenn es ihm gelingen sollte, ihr Vertrauen zu gewinnen.
    „Ob ihre Amnesie nur vorgetäuscht ist?“, fragte er mehr sich selbst. „Sie hat vor irgendetwas Angst.“
    „ Vielleicht hat sie Angst davor, aufzufliegen, wenn sie sich einlässt, falls die Amnesie nur gespielt ist.“
    „ Ich frage mich, warum sollte sie spielen? Sie hat keine Vorteile dadurch, nur Nachteile.“
    „ Vielleicht ist ihr ihr zukünftiges Leben egal? Vielleicht hat sie nicht nur Angst, aufzufliegen, sondern überhaupt Angst, sich in irgendeine Richtung zu offenbaren, weil möglicherweise etwas herauskommen könnte, was sie nicht will.“
    „ Mit der Vehemenz, mit der sie verweigert, wäre deine Vermutung eine Möglichkeit, die man ins Auge fassen könnte.“
    „ Man?, du, du musst das ins Auge fassen.“
    „ Oh mein Gott, schon zwölf Uhr.“
    „ Ja, morgen ist auch noch ein Tag“, gähnte Anke.
     
    ***
     
    Als er in den Fahrstuhl stieg, überlegte er kurz, ob er beim Professor vorbeischauen sollte. Doch dann entschloss sich Wolf kurzerhand, es nicht zu tun. Wehret den Anfängen, ein beliebter Spruch, den Anke oft zitierte. Er verspürte keine Lust, sich zukünftig ständig erst bei ihm melden zu müssen, bevor er seine Patientin aufsuchen konnte. Schließlich kannte er den Professor und wusste schon jetzt, dass sein Verhalten auf Missfallen stoßen würde.
    Die Leuchtziffer an der Etagenskala blinkte auf, als der Fahrstuhl im dritten Stockwerk anhielt. Wolf stieß die Tür auf und blickte den Flur entlang. Die zwei Stühle vor dem Zimmer waren leer. Ob ihre Tür wieder abgeschlossen war? Er wollte nicht riskieren zu klopfen und von drinnen ihre sarkastische Stimme zu hören, ob er unfähig sei, sich Einlass zu
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