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Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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usw.?«
    „ Untersteh dich! Im Moment jedenfalls nicht«, fügte er hinzu, als er ihren aufgebrachten Blick bemerkte.
    „ Und wenn ich von einer Zeitung den Auftrag kriegen würde?«
    „ Wie sollte eine Zeitung davon Wind bekommen, wenn du ihnen nichts sagst? Also sieh zu, dass du keinen Auftrag kriegst.«
    Er lächelte sie unmissverständlich an.
    „Aber ein bisschen rumschnüffeln darf ich doch, nur so für mich und für alle Fälle.
    „ Du machst ja doch, was du willst – aber – ich werde tierisch sauer, wenn etwas an die Öffentlichkeit kommt.«
     
    ***
     
    Dr. Wolf Heinzgen hatte sich gut auf dieses erste Treffen mit Eva Seitz vorbereitet. Nicht nur innerlich, auch kleidungsmäßig verzichtete er heute auf ein lockeres Tshirt, trug stattdessen über seiner schwarzen frisch gewaschenen Jeans ein Jackett, darunter ein dezentes hellblaues Hemd, aber ohne Krawatte. Er war auf eine Patientin gefasst, die nicht mehr so recht bei Verstand schien. Er dachte an Ankes Worte „Rad ab.«
     
    Professor Sanders begrüßte ihn herzlich, reckte sein Kinn, als er Wolf anstrahlte und ihm seine Freude über ein Wiedersehen vermittelte. Der Professor war ein klein gewachsener Mann von einem Meter sechzig und Wolf überragte ihn fast um zwei Kopflängen. Er war regelrecht dankbar, als Professor Sanders ihn bat, gegenüber seines Schreibtisches Platz zu nehmen.
    „ Lieber Wolf Heinzgen«, begann der Professor, „ich habe Ihnen zwar gesagt, ich würde Sie informieren, aber ich bin der Meinung, dass es besser ist, Sie machen sich selbst ein Bild, ohne voreingenommen zu sein. Hier ist ihre Akte. Sie ist noch dünn, enthält wenig von ihr. Die übliche Anamnese. Ein paar Tests, die sie widerwillig abgebrochen hat. Dafür enthält das Dossier umso mehr über die Attacken auf ihre Therapeuten und einige delikate Schimpfwörter, mit denen sie diese zu benennen pflegt.«
    Wolf konnte trotz der ernstlichen Lage ein Grinsen nicht unterdrücken.
    „Aber«, fuhr der Professor fort, „eines kann ich Ihnen dennoch bieten. Sie hat den HAWIE mit einem IQ von 130 abgelegt. Eva Seitz war erst zu dem Test bereit gewesen, nachdem ihr der Kollege lang und breit und mehrfach versichert hat, dass es sich wirklich nur um einen Intelligenztest handelt. Wahrscheinlich hat ihr ihre Intelligenz, die ja brillant ist, gesagt, so intelligent zu sein, diesen Test nicht abzulehnen.«
    „ Oder«, lachte Wolf, „sie war einfach nur bei ihrem Ehrgeiz gepackt und wollte es wissen.«
    Professor Sanders nickte.
    „Stimmt«, sagte er dann, „sie war scharf auf das Ergebnis gewesen.“
    „ Da komm ich gleich wieder auf unser Reizthema, Herr Professor«, warf Wolf beschwingt ein.
    „ So habe ich doch neulich erst gelesen, dass gerade bei diesem Krankheitsbild, über das wir uns seinerzeit nicht einig werden konnten, 80 % der Patientinnen einen IQ zwischen 111 und 140 haben.«
    „ Wollen Sie damit sagen, Sie gehen von vornherein davon aus, dass Eva Seitz eine Mul...«
    „ Keineswegs«, unterbrach ihn Wolf. Ihm war der unterschwellig gereizte Ton des Professors nicht entgangen.
    Der Professor sah ihn skeptisch an. Wolf hielt seinem Blick stand.
    „Lieber Kollege«, setzte der Professor gewichtig fort, „vergessen Sie nie, dass Sie es mit einer Mörderin zu tun haben.«
    „ Wie lautet denn die bisherige Diagnose?«
    „ Bipolare, affektive Störung mit psychotischen Symptomen, struktureller Entwicklungsmangel, psychogene Amnesie.«
    „ Na, das ist doch schon was.«
    „ Vier verschiedene Psychologen haben in den sechs Wochen, seit nun hier ist, versucht, etwas aus ihr herauszubekommen. Jeder auf seine Weise. Ich möchte diese Kette durchbrechen mit jemanden von außen. Mit jemanden, den ich für kompetent genug halte, ihren Panzer zu knacken und endlich das beantragte Gutachten erstellen kann.“
    „ Kompetent genug?“, wiederholte Wolf, „und damit meinen Sie meine besondere Begabung, sich Vertrauen zu erschleichen.“ 
    Professor Sanders schmunzelte.
    „Sie sehen zwar eher aus wie ein verwegener Zirkusdirektor, der eine zusammengewürfelte Horde von Artisten und exotischen Tieren in Schach hält, als einen unserer Gattung. Aber genau das, ich sage jetzt Vertrauen aufbauen, können Sie. Das haben Sie oft genug bewiesen. Und auch, wenn wir unser letztes Treffen etwas desolat beendet haben, bin ich trotzdem der Meinung, dass Sie ein hervorragender Psychologe und ein noch hervorragender Analytiker sind.“
    Wolf griff tief einatmend die Akte im
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