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Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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Seitz aus seinen Gedanken. Er freute sich auf einen entspannten Feierabend, frei vom Druck eines Gutachtens und hoffentlich auch frei von Eva. Vielleicht konnte er Anke nachher überreden, mit ihm zusammen etwas Leckeres zu kochen. An der Pinnwand in der Küche klebte schon lange ein neues Rezept, das er gerne ausprobieren würde. Er hoffte, dass wieder, wie Anke es selbst nannte, von seinen Kochkünsten einen Fingerhut voll an ihr hängen blieb. Sie hatte schon etliche Fingerhüte gesammelt. Irgendwann  überfiel sie vielleicht Lust, ihn doch hin und wieder in der Küche abzulösen. Mitten in diese hoffnungsvolle Vorstellung meldete sich das Telefon. Wolf ließ den Anrufbeantworter laufen. Nach dem Spruch fluchte die aufgeregte Stimme des Professors.
    „ Verdammt, wo stecken Sie, Eva Seitz ist abgehauen.“
    Wolf schnellte in seinem Sessel vor und griff den Hörer.
    „Was sagen Sie?“
    Die Stimme des Professors klang jetzt etwas ruhiger.
    „Sie haben richtig gehört. Sie ist weg! Einfach durch die Tür spaziert.“
    „ Haben Sie mein Gutachten bekommen?“, fragte Wolf völlig unpassend.
    „ Lenken Sie nicht ab! Ja, habe ich. Es ist hervorragend, aber leider wird ihr das jetzt nichts mehr nützen. Sie hat alles vermasselt. Ich muss die Polizei rufen.“
    Wolf atmete hörbar durch. Er hatte geglaubt, das wäre schon geschehen.
    „Nein, bitte, warten Sie, ich ...“ Er fuhr sich nervös durch die Haare, rannte mit dem Hörer am Ohr hin und her, als würde das die entscheidende Lösung bringen.
    „ Mir fällt das genauso schwer“, erklärte der Professor. „Ihrem Gutachten nach zu urteilen ist sie massiv gestört. Sie hätte damit vor Gericht alle Chancen gehabt.“
    „ Warten Sie, ich habe so ein unbestimmtes Gefühl. Könnten Sie nicht einfach mit der Meldung bis morgen früh warten? Tun Sie so, als haben Sie es erst am nächsten Morgen gemerkt.“
    „ Das geht nicht. Denken Sie an das Personal. Es wurde eben entdeckt, als sie nicht zum Abendessen erschien.“
    „ Professor, ich dachte, Sie wären der Chef. Ordnen Sie Schweigen an bis zum Morgen. Oder halten Sie einfach nur den Mund.“
    „ Herr Kollege“, kam es vorwurfsvoll zurück, „Sie sind ziemlich dreist.“
    „ Entschuldigung, ich wollte Ihnen keine Vorschriften machen. Aber ich werde sie finden und zurückbringen. Es kann doch nicht alles umsonst gewesen sein.“
    Der Professor schwieg eine Weile. „Sie ist Ihnen wohl sehr ans Herz gewachsen?“
    Statt einer Antwort nickte Wolf.
    „ Vielleicht taucht sie ja bei Ihnen auf“, schien sich der Professor zu beruhigen.
    „ Alles ist möglich.“
    „ Punkt acht Uhr morgen. Wenn sie bis dahin nicht zurück ist, dann ..., oh Gott, wir machen uns strafbar, wissen Sie das?“
    Wolf nickte wieder. „Sobald es Neues gibt, rufe ich Sie an, auch zu Hause.“
    Er hörte den Professor tief seufzen, bevor er auflegte.
     
    Wolf war nun völlig aus dem Häuschen. Es brach in ihm ein wahrer Albtraum los. Ziellos rannte er über den Perserteppich hin und her, mal längs, mal quer und kreiste in der Mitte um sich selbst. Mehrere Minuten verbrachte er in dieser Aktion, bis er endlich wieder klar denken konnte. Eva musste völlig übergeschnappt sein. Was hatte sie sich dabei gedacht? Was konnte sie zu so einer, seiner Meinung nach, völlig kopflosen Tat veranlasst haben? Sie war doch nicht dumm, konnte sich doch an fünf Finger abzählen, dass der Ausbruch für sie das Ende bedeutete. Was noch konnte in ihr so dominant sein und eine andere Person in ihr auf den Plan rief, um dieses Unternehmen gestartet zu haben? Himmel noch mal. Wie tief war er in diesen Fall involviert?, dass ihm diese Nachricht so an die Nieren ging. Wie kam er überhaupt auf die Idee, so sicher zu behaupten, er würde sie finden? Wo sollte er sie überhaupt suchen? Nur die Ruhe sagte er sich. Irgendein Gefühl in ihm hatte ihn doch vor dem Professor zu dieser Äußerung hingerissen. Sollte er sich ins Auto setzen? Durch die Gegend fahren und Eva Seitz suchen? Das war absurd. Was war es also gewesen? Hoffte er, der Professor würde recht behalten und Eva käme hierher? Wie ein junges Mädchen, das von zu Hause abgehauen ist, um ihren Liebsten zu sehen? Er wusste, wie sehr Eva emotional an ihm hing, denn schließlich fand sich in ihrer Lebensgeschichte, außer ihrer Mutter vielleicht, kein Mensch, zu dem es auf emotionaler Basis eine ähnliche Situation gegeben hat. Wolf holte tief Luft und blieb stehen, fuhr sich verzweifelt durch die
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