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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin
Autoren: Brown Sandra
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uns.«
    Â»Fangt bloß nicht an, hier Trübsal zu blasen«, mischte sich Gibb ein. »Die Leute sind schließlich zum Essen, Trinken und Feiern gekommen. Dieser Tag ist ein Fest, genießt ihn.«
    Gibb hatte keine Ausgaben gescheut, um sicherzustellen, daß man noch jahrelang über ihre Hochzeit reden würde. Kendall war schockiert über die Summen, die er verschleuderte. Kurz nachdem sie Matthews Antrag angenommen hatte, hatte sie vorgeschlagen, in aller Stille, vielleicht im Arbeitszimmer eines Pfarrers, zu heiraten.
    Davon wollte Gibb nichts wissen.
    Er hielt nichts von der Tradition, daß die Familie der Braut die Hochzeit auszurichten hätte, und bestand darauf, den Empfang selbst zu geben. Kendall hatte sich geziert, aber Gibb hatte mit seiner entwaffnenden, einnehmenden Art all ihre Einwände zerstreut.
    Â»Nimm’s ihm nicht übel«, hatte Matt beschwichtigt, als sie ihm ihre Bestürzung darüber gestand, daß Gibb offenbar die gesamte Planung der Hochzeit zu übernehmen gedachte. »Dad
will einfach eine Party schmeißen, wie Prosper sie noch nie gesehen hat. Da weder du noch deine Großmutter die Mittel dazu aufbringen können, wird er die Rechnung liebend gern begleichen. Ich bin sein einziges Kind, eine solche Gelegenheit bietet sich kein zweites Mal. Also gönnen wir ihm doch das Vergnügen und lassen ihn alles arrangieren.«
    Schon bald wurde Kendall von der allgemeinen Aufregung angesteckt. Ihr Hochzeitskleid suchte sie selbst aus, aber alles andere dirigierte Gibb, der sie allerdings klugerweise vor jeder wichtigeren Entscheidung nach ihrer Meinung fragte.
    Seine akribische Planung zahlte sich aus, denn das Haus und der Rasen davor boten heute einen grandiosen Anblick. Matt und sie hatten ihr Ehegelübde unter einem mit Gardenien, weißen Lilien und weißen Rosen geschmückten Spalierbogen abgelegt. In einem großen Zelt stand ein exquisites Büfett mit Salaten, kleinen Gerichten und Häppchen für jeden Geschmack bereit.
    Die Hochzeitstorte war ein kühnes, mehrstöckiges Kunstwerk, der cremige Guß mit Sträußchen frischer Rosenknospen verziert. Es gab auch einen Bräutigamskuchen aus Schokolade, der mit fast tennisballgroßen kandierten Erdbeeren garniert war. In Eiswannen kühlten Magnumflaschen voll Champagner. Und die Gäste schienen fest entschlossen, ihn bis zum letzten Tropfen auszutrinken.
    Trotz dieses Pomps herrschte eine ausgesprochen familiäre Atmosphäre, und unter den schattigen Bäumen spielten Kinder. Nachdem die Braut und der Bräutigam mit einem Hochzeitswalzer den Tanz eröffnet hatten, drängten immer mehr Paare auf das extra errichtete Podium, bis schließlich kaum einer noch auf seinem Stuhl saß.
    Da fand eine Märchenhochzeit statt. Und selbst Rumpelstilzchen war gekommen.

    Â 
    Kendall, die nichts von den Animositäten ahnte, hätte nicht glücklicher sein können. Matt hielt sie im Arm und wirbelte sie über das Parkett. Sein schlanker, großer Körper schien wie geschaffen, einen Smoking zu tragen. Sein ebenmäßiges, siegesgewohntes Gesicht und das glatte Haar verliehen ihm die aristokratische Ausstrahlung eines Raubritters.
    Â»Du wirkst immer so elegant und unnahbar. Wie der große Gatsby«, hatte ihn Kendall einmal geneckt.
    Sie hätte sich am liebsten nur in seinen Armen gewiegt, aber die Gäste wetteiferten bereits um einen Tanz mit der Braut. Einer von ihnen war Richter H.W. Fargo. Sie mußte sich ein Stöhnen verkneifen, als Matt sie dem Richter überließ, der auf dem spiegelnden Parkett ebensowenig Fingerspitzengefühl bewies wie im Gerichtssaal.
    Â»Ich habe ja anfangs an Ihren Fähigkeiten gezweifelt«, bemerkte Richter Fargo, während er sie so täppisch herumriß, daß er ihr beinahe ein Schleudertrauma beibrachte. »Als mir zu Ohren kam, daß man eine Frau zur Pflichtverteidigerin unseres Countys ernennen würde, hatte ich ernsthafte Bedenken, ob Sie dem Job gewachsen wären.«
    Â»Wirklich?« fragte sie kühl.
    Fargo war also nicht nur ein miserabler Tänzer und erbärmlicher Richter, sondern obendrein ein Sexist, dachte Kendall. Seit ihrem ersten Auftritt in seinem Gerichtssaal hatte er nie einen Hehl aus seinen »Bedenken« gemacht.
    Â»Worauf gründen sich denn Ihre Befürchtungen?« Sie gab sich Mühe, ihr freundliches Lächeln nicht entgleisen zu
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