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Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)
Autoren: Judith Vogt , Christian Vogt
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großartigen Geist vertraute, so sehr hoffte ich dennoch, dass sich vielleicht auch hier wieder Fehler eingeschlichen hatten.
    „Ihr Freund Domek“, sagte die Gräfin kühl, „befindet sich übrigens in diesem Haus in Gewahrsam. Seine Loyalität war etwas zweifelhaft in den letzten Tagen. Vertrauen Sie ihm?“
    „In wie weit war sie denn zweifelhaft?“
    „Ich habe den Verdacht, dass sein Interesse an den Forschungen und vor allen Dingen den Unterlagen des Professors doch größer war, als es sein sollte. Er wollte vor den Friesen in den Turm gelangen. Vielleicht ist ihm an diesen Erkenntnissen gelegen.“
    Ich blickte zur Seite. „Ich würde ihn gerne sehen.“

    Ein wenig irritierte es mich, dass Domek in einem Gästezimmer eingeschlossen war, das meinem so ähnlich sah, dass ich dachte, man hätte mich im Kreis herumgeführt.
    Er sah mich flehentlich an, als ich mich hineinschleppte, man hatte ihm mit einer Handschelle das Fußgelenk am Bettgestell befestigt.
    „Naðan! Wie schön, dich zu sehen!“ Nervös blickte er den neuen Hausdiener der Gräfin an, welcher mich hergeführt hatte – er war außergewöhnlich schön und gut gebaut für einen Hausdiener und seine Manieren waren nicht die besten. „Können wir allein sprechen?“, fragte Domek.
    „Sicher. Lassen Sie uns allein?“
    „Wenn Sie meinen. Ich warte vor der Tür.“
    „Du siehst übel aus, mein Freund“, murmelte Domek, als der Hausdiener die Tür, die sich geräuschlos in den Angeln bewegte, schloss. Stille kehrte ein.
    „Ich sehe immer übel aus, wenn du mich länger nicht gesehen hast.“
    „Der Bart.“ Domek lächelte. „Ich habe gehört, dass du unter Barbaren warst. So würde ich dich auf keinen Geburtstag mehr mitnehmen.“
    „Domek – ich habe gehört, du hast Interesse an Roþblatts Forschungen.“
    „Jeder hat Interesse daran. Es bringt nichts, das alles zu verbrennen und einzuäschern. Es muss einen Rahmen finden, der Ethik und Anstand wahrt. Du wirst doch hoffentlich nicht dieser Gräfin vertrauen – ich habe gehört, sie hat Æmelies Pläne gefunden! Du wirst doch auf keinen Fall die Pläne der Gräfin überlassen!“
    „Ich habe die Pläne. Aber ich kann nicht sicher sein, dass sie nicht bereits jemand kopiert hat. Sag mir eins, Domek: Warst du an den Forschungen des Professors beteiligt? Bist du deshalb hier, auf Æsta? Weil du auch bei ihm deine guten Beziehungen hast spielen lassen? Hast du … ihm von der Gasbatterie erzählt?“
    Als ich meinem nun schon seit Monaten gehegten Verdacht Luft gemacht hatte, fühlte ich mich besser. Domek jedoch sah mich belämmert an. „Aber … aber nein! Das wusste doch keiner von uns! Dass er da so etwas züchtet! So eine Absonderlichkeit, etwas wider die Natur! Hoesch will mechanische Menschen erschaffen, aber alles nur aus Metall – keine toten Körper. Das betrachte ich als zukunftsweisend! Leichen gehören pietätvoll bestattet, und ich würde doch sicherlich niemanden unterstützen, der in den Tod eines meiner fähigsten Mündel verstrickt war!“
    Ich lachte, wenig überzeugt. „Nun, ich bezweifle, dass irgendjemand hier all die Verstrickungen in ihrer Gänze versteht. Aber ich hoffe für dich, dass du so wenig davon verstanden hast, wie du vorgibst.“
    „Ich hoffe für dich, dass die Gräfin nur wenig davon verstanden hat. Dass sie Æsta nun für sich selbst und das Kaiserhaus in die Knie wirtschaftet und sodann abgelöst wird von einem ehrlichen Mann.“
    Domek griff meine Schulter und sah mir eindringlich in die Augen. Der Hausdiener hatte mir ein gestärktes Hemd gebracht – das sauberste und sicherlich teuerste Kleidungsstück, das ich seit Monaten trug, aber darunter war ich verletzt, versengt und verrenkt, und ich stöhnte unter Domeks Berührung auf. „Du darfst ihr nicht vertrauen! Was mit den Plänen zu tun ist, solltest du mir überlassen!“
    Ich wünschte mir Ynges gutes Urteil, wünschte mir den Ratschlag ihrer Stimme. Aber sie war nicht mehr da, und ich musste fortan alle Entscheidungen allein treffen.
    „Nun gut“, seufzte ich und schob ihm einen Umschlag unter das Laken seines Bettes. „Ich bin diese Bürde leid. Nimm die Pläne, tu damit, was du willst.“
    Mit einem dankbaren Lächeln schob Domek den Umschlag in seinen Schuh und bewegte den Fuß darin, bis es aufhörte zu knistern. „Danke, mein Freund. Wo kann ich Kontakt zu dir aufnehmen?“
    „Erst einmal nirgendwo. Ich werde mich vielleicht beim großherzigen Haus Pommern melden, wenn ich
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