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Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)
Autoren: Judith Vogt , Christian Vogt
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Knöcheln reichte sowie Verbände über zahlreichen Wunden. „Ich habe es mich nur gerade gefragt“, sagte ich nüchtern.
    „Nun. Tatsächlich bin ich ihre Tante. Doch ihre Mutter ist nicht hier, um auf die kleine Tomke zu achten.“ Sie bedachte Tomke mit einem langen, teils spöttischen, teils liebevollen Blick. „Ihre Mutter hat ein Luftschiff bestiegen, um ein Land jenseits des Meeres zu finden und ist nie zurückgekehrt.“
    Tomke starrte zurück, Erstaunen und so etwas wie Wut lagen in ihrem Blick.
    „Das ist das erste Mal, dass ich darüber spreche, Herr von Erlenhofen. Aber ich denke, auch Ihnen sollten ein paar Antworten zuteil werden, nachdem ja auch uns welche zuteil wurden.“
    „Die Pläne … sie … sie gehören mir!“
    „Aber ganz, wie Sie wünschen“, lächelte die Gräfin. „Ich lasse sie sogleich holen.“
    „Alle … alle Pläne – und keine Abschriften machen!“
    Das Lächeln der Gräfin wurde schmal. „Was fürchten Sie? Derjenige, der sie zum Üblen nutzen wollte, ist tot. Verdammen Sie nun alle, die Nutzen aus einer solchen Energiequelle ziehen möchten?“
    „Ich bin der Erbe dieser Pläne. Ich werde darüber bestimmen, wer Nutzen daraus zieht!“, fuhr ich sie an. „Holen Sie mir jetzt, was von Rechts wegen mein ist!“
    Die Gräfin rauschte aus dem Raum und schlug die Tür zu. Tomke trat näher, zunächst langsam, dann immer schneller. Schließlich warf sie sich in meine Arme, verbarg schluchzend ihren Kopf an meinem Hals.
    „Es tut mir leid!“, hörte ich heraus.
    Ich atmete durch. „Was tut dir leid? Dass Eiken mich zum Schein dem Wolf zum Fraß vorgeworfen hat?“
    Sie verstummte. „Wusstest du das?“, fragte ich gnadenlos, und sie setzte sich auf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    „Es gab verschiedene Pläne, und ich wusste, dass das Eikens favorisierter war. Er hat sich dadurch die größten Chancen ausgerechnet, unauffällig ans Ætherlot zu kommen. Ich habe ihn gebeten … ich habe ihn bekniet, es anders zu versuchen! Aber sobald ihr aus dem Luftschiff gesprungen wart, oblagen alle Pläne ihm.“
    „Du hättest es mir sagen können.“
    „Sie haben dir nicht vollends getraut. Nicht nach der Sache mit Albert. Ich habe mich ihnen gebeugt.“
    „Das war sehr freundlich von dir. Mir gegenüber, dem du kurz zuvor noch von Liebe und all diesen Dingen erzählt hast.“
    „Eiken hat mir versprochen, dich zu beschützen. Wir dachten, du würdest überzeugender sein, wenn du es nicht wüsstest. So viel lag in eurer Hand!“
    „Wir?“
    „Ja, auch ich“, gestand sie mit gesenktem Blick.
    „Er hat mich gut beschützt. Zugesehen, wie ich sehr überzeugend beinahe zu Tode gefoltert wurde.“ Sie wurde bleich. Ihre Kehle bewegte sich, als sie schluckte. „Ist wenigstens etwas daraus geworden?“, fragte ich kühl, und sie wagte es nicht, mich erneut zu umarmen. Auf dem Nachttisch neben mir lag der Splitter von Ynges Gesicht, und ich zog meinen Finger zurück, bevor ich ihn berühren konnte. Ich fühlte mich so leer, dass es mir beinahe egal war, was aus Æsta geworden war. Was mit den Likedeelern geschah.
    Tomke rang um ihre Fassung und fand sie dann wieder. „Die Gräfin hat all das Chaos geschickt genutzt. Sonst wäre es wohl kaum ein Sieg gewesen. Sie hat die verwirrten Haustruppen des Herzogs gegen die nahenden Schiffe der Hanse geschickt, ihnen weisgemacht, dass es Friesen sind. Sie haben sich gegenseitig gut beschäftigt. Bis die Schiffe ihren Fehler bemerkt hatten, war Æsta bereits fest in der Hand … meiner Tante. Die Gewerkschaften haben die Fabriken besetzt, es hat Krawalle in den Straßen gegeben zwischen den Arbeitern und den Truppen der Reichen, während die Piraten die Speicher der Herzogs und die Fabriken geplündert haben. Als Hohendorf sich vom Rest der Stadt abgelöst hat, ließ Elsbeð das Haus des Kanzlers besetzen. Jetzt hat Hohendorf wieder an Æsta festgemacht, und meine Tante wartet auf kaiserliche Schiffe, um den Kanzler mitsamt der Aufzeichnungen des Professors an Ihre Majestät auszuliefern.“
    „Also beugt ihr euer Knie nun vor der Gräfin, ihr freien Friesen.“
    „Es war ein gemeinsamer Sieg. Aber wir beugen unser Knie vor niemandem, und du weißt das“, sagte sie stolz, doch dann erweichte sich ihre Miene wieder. „Naðan, bitte – wir wollten Rache an der Stadt und du Rache an Roþblatt.“
    „Dann haben wir ja, was wir wollten. Rache und dazu eine fette Prise. Eiken hat es sicher auch genossen. Aber ich – ich
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