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Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)
Autoren: Judith Vogt , Christian Vogt
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eigentlich?“
    Wütend starrte er mich an – Æsta unter uns begann zu brennen, und Roþblatts Wut wurde von seiner persönlichen Besessenheit bezwungen.
    „Da draußen schreien sie jetzt in ihrem jämmerlichen Aufstand! Gott gebe, dass sie danach alle tot sind, das wäre für die Gesellschaft am besten – kein arbeitender Ballast mehr, nur noch Maschinen, und Ihre Frau hilft mir dabei!“
    In diesem Moment knallten hinter mir Gewehre im Stakkato – viel näher als die Schüsse aus den Luftschiffen über Æsta. Dass ich unter dem Schmerz, den Roþblatts Stich mir beschert hatte, nach vorn taumelte, war mein Glück, denn das verheerende Repetiergewehr verfehlte mich mit sicherlich dreien seiner Schüsse, ein weiterer streifte meine Kleidung auf Rippenhöhe. Die auf mich gemünzten Schüsse verfehlten auch den Professor sowie die Apparatur des Funkmessgeräts und durchschlugen stattdessen an mehreren Stellen die kunstvolle gläserne Kuppel, die uns, von Betonbögen gehalten, überspannte und einen sich bereits erneut erhellenden, sternenübersäten Himmel zeigte.
    „Halt!“, herrschte Roþblatt die hereindrängenden Wachmänner an. Einer von ihnen war ein Mensch, die anderen waren wandelnde Leichname, von denen der Linke bereits in einem desaströsen Zustand war – Säfte verschiedenster Konsistenz und Farbe rannen aus seinem von einer Explosion zerrissenen Schädel, die Gliedmaßen zuckten unkontrolliert und bedrohlich.
    „Sie kommen hinterher, Herr Professor!“, erwiderte der Mensch in verzweifeltem Ton und gab einen Schuss die Treppe hinab ab. Ich hörte einen Schmerzenslaut, als jemand getroffen wurde.
    „Tötet … vor allen Dingen … diesen Mann und schützt mich!“
    Der Wachmann schloss die Tür, ich schleppte mich stöhnend in die Deckung der beiden Leichen und ihrer Stühle, während die Shellys erneut das Feuer eröffneten. Kugeln durchschlugen den toten Loðar und seinen Kollegen und verfehlten mich knapp. Immer wieder konnten die verdammten, für lebende Menschen viel zu massigen Gewehre schießen, und die Shellys ließen sich von keinen Verletzungen davon abhalten, sich mir zu nähern. Ölige Flüssigkeit tropfte aus ihnen heraus.
    Der Professor jedoch kletterte über die Verstrebungen des Ætherlots, sprang herab und griff dann nach einem Riegel, der eine gläserne Tür in der Kuppel verschloss. Er rüttelte daran, und wie als Antwort erbebte der Turm erneut unter den Einschlägen von Bomben und Kanonen. Als er die kleine Wartungstür aufriss, kam die Decke der zerlöcherten Kuppel herab – mit einem Schrei wurde der Wachmann, der sich gerade auf die Falltür warf, von Splittern getroffen, und ging blutüberströmt zu Boden. Ich selbst verkroch mich unter den Stühlen der beiden Leichname, die Shellys wurden von handgroßen Glassplittern zerrissen, machten sich jedoch wenig daraus – und der Professor entkam nach draußen.
    Nach draußen? Dann war Ynge auch fort– und erneut gab das den Ausschlag, mich durch fallende Splitter von den noch warmen Leichen zu entfernen und dem Professor zu folgen.
    Während ich mich zerschlagen auf allen vieren zur Luke schleppte, durch die Roþblatt das Weite gesucht hatte, nahte mit stampfendem Schritt einer der chemisch riechenden Shellys. Seine Waffe war auseinandergebrochen, doch er schien mit seinem zweifelhaften Rest von Verstand begriffen zu haben, dass er mich nun auf andere Weise vom Leben in den Tod befördern musste. Mit dem Kolben des Gewehrs traf er mich im Rücken, und meine Wirbelsäule gab nach und ließ mich alle viere von mir strecken. Splitter auf dem Boden zerschrammten mir das Gesicht und die nackte Brust, meine Hände fanden, glitschig von Blut und Cognac, keinen Halt. Ich schluchzte auf, als der Shelly hinter mir erneut mit seiner Uhrwerkspräzision den Gewehrkolben hob, um meinen Nacken zu zerschmettern. Sinnlos kroch ich vorwärts, wimmernd vor dem nahenden Tod.
    Erneut knallten Schüsse, zerschlugen den Gastank des Shellys – Funkenentladungen entzündeten das Gas und ließen die Kreatur in Flammen aufgehen. Ich raffte alles zusammen, was mir an Überlebenswillen verblieben war und kroch zu der Öffnung, die nach draußen gähnte. Ein einziger Blick zurück verriet mir, dass Eiken sich eines der schweren Gewehre bemächtigt hatte und damit lachend die brennenden Shellys zerschoss. Weitere Teile der Kuppeldecke fielen ihm zum Opfer, und ließen den schneidenden Wind in den Turm des Professors ein. Draußen dröhnte die Flottille der
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