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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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versuchen?«
Nira lachte verlegen. »Avarra und Evanda mögen es verhüten! Ich nehme alles zurück!« Damit ging sie zu den anderen Frauen ans Feuer.
Kurz darauf folgte Kindra ihr, nahm den Teller, den man ihr aufgehoben hatte. (Das Essen war kalt geworden, aber sie aß es, ohne es zu merken.) Die Frauen unterhielten sich leise, während sie das Geschirr einsammelten und eine Wache aufstellten. Im Geist ging Kindra ihre Liste durch.
Diese Gruppe hatte sie selbst aus Freiwilligen ausgewählt, und mit allen außer dem jungen Mädchen Gwennis hatte sie früher schon gearbeitet. Nira, die sich als
Mann ausgeben konnte, wenn es sein mußte, und die sogar gelernt hatte – die Gesegnete Cassilda allein wußte,
wie –, ein Schwert zu benutzen. Gegen Trockenstädter
mögen wir es brauchen. Nach der Charta der Gilde
Freier Amazonen war es einer Amazone nicht erlaubt,
ein Schwert zu führen. Die Männer der Domänen fühlen
sich zu sehr bedroht, wenn Frauen mit ihren kostbaren
Spielzeugen umgehen! Aber dies Gesetz wurde nicht immer beachtet. Kindra hatte keine Gewissensbisse, daß
sie Nira gestattet hatte, den anderen Unterricht im
Schwertkampf zu geben.
Dann war da Leeanne, die mit vierzehn zum Neutrum
gemacht worden war und wie ein schlanker Junge aussah: ohne Brüste, mit einem harten, schmächtigen Körper. Eine andere, an der diese Operation vorgenommen
worden war – sie war illegal, tauchte aber immer wieder
als fait accompli auf –, war Camilla, die einer guten Familie in den Kilghardbergen entstammte. Ihren Familiennamen Lindir benutzte sie nicht mehr, denn sie war
schon vor langer Zeit enterbt und verstoßen worden.
Camilla näherte sich dem mittleren Alter, und wie Kindra hatte sie den größten Teil ihres Lebens als Söldnerin
verbracht; sie trug zahlreiche Narben von Messerstichen. Lori war in den Hellers geboren und kämpfte nach
der Sitte der Bergvölker mit zwei Messern, und dann
war da Rafaella, Kindras eigene Verwandte. Natürlich
waren nicht alle Freien Amazonen Kämpferinnen, aber
für diese Mission hatte Kindra hauptsächlich Frauen
ausgesucht, die sich im Kampf auszeichneten. Devra gehörte nicht dazu, doch Kindra hatte nie jemanden kennengelernt, der sich in den weg- und steglosen Bergen und Wüsten besser zurechtfand. Deshalb hatte Kindra auch sie mitgenommen und ihr gesagt, sie solle sich aus Nahkämpfen heraushalten. Die Dicke Rima war in ihrer äußeren Erscheinung und ihrem Benehmen ganz und gar weiblich und so schwer, daß nur die größten Pferde sie tragen konnten. Kindra wußte jedoch, daß sie geschickt darin war, es den anderen im Lager gemütlich zu machen, und so war sie auf einer Reise wie dieser eine wertvolle Gefährtin. Selbstverständlich konnte auch Rima sich wie alle Amazonen verteidigen. Und sie hat noch andere Fähigkeiten, die wir vielleicht brauchen werden, bevor wir Thendara erreichen! überlegte Kindra. Zu der Gruppe gehörten außerdem noch das Mädchen Gwennis und Lady Rohana.
Jeder, der die Freien Amazonen kannte, dachte Kindra, würde sofort merken, daß die Lady keine von ihnen war: ihr Gang, ihre Sprache, ihr Reiten. Aber es war nie mand hier, die Göttin sei gelobt, der so viel über sie wußte!
Die Frauen waren fertig damit, das Geschirr wegzuräumen. Kindra gab ihnen ihren leeren Teller, den die Dicke Rima mit Sand scheuerte. Rafaella holte ihre kleine rryl, legte sie sich über die Knie und schlug ein paar einleitende Akkorde an. »Kindra, willst du für uns singen?«
»Nicht heute abend, Rafi.« Sie lächelte, um ihrer Ablehnung die Schärfe zu nehmen. »Ich muß Pläne machen; ich werde euch übrigen zuhören.«
Devra begann ein Lied, und Kindra saß mit dem Kopf in den Händen da, in Gedanken nicht bei der Musik. Sie wußte, daß sie jeder dieser Frauen ihr Leben anvertrauen konnte. Lady Rohana war eine Unbekannte, aber sie hatte mehr Gründe als die anderen, sich nach Kindras Befehlen zu richten. Die Freiwilligen hatten sich zumindest teilweise aus dem Grund gemeldet, daß sie wie jede Freie Amazone von Dalereuth bis zu den Hellers den Trockenstädtern einen tödlichen Haß entgegenbrachten. Die Domänen selbst hatten mit den Trockenstädtern einen Friedensvertrag geschlossen und hielten ihn. Aber es gab keine Liebe zwischen Domänen und Trockenstädten, nur die bittere Erinnerung an die langen Kriege, die keiner von beiden Seiten einen endgültigen Sieg gebracht hatten. Aus politischer Klugheit mochten die Domänen den augenblicklichen Waffenstillstand
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