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Die Zeitdetektive 04 Das Teufelskraut

Die Zeitdetektive 04 Das Teufelskraut

Titel: Die Zeitdetektive 04 Das Teufelskraut
Autoren: Fabian Lenk
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vertrauen!“

Das Reichskloster Lorsch

    Die Geschichte des Klosters Lorsch, in der Nähe von Worms zwischen Rhein und Bergstraße gelegen, beginnt im Jahr 764 nach Christus. Der fränkische Graf Cancor und seine fromme Mutter Williswinda vermachten ihren Hof Lauresham am Ufer der Weschnitz dem Erzbischof Chrodegang, damit dieser dort ein Kloster nach den Regeln des heiligen Benedikt gründen sollte. Chrodegang übertrug diese Aufgabe den Mönchen von Gorze in Lothringen. Die Mönche bauten das ehemalige Herrenhaus des Grafen behelfsmäßig um und ließen sich darin nieder. Chrodegang selbst wurde Abt von Lorsch.
    Das Kloster blühte schnell auf, was in erster Linie an den Reliquien des Märtyrers Nazarius aus Rom lag. Am 7. Juli 765 ließ Chrodegang die Gebeine von den Mönchen feierlich nach Lorsch bringen. Damals war der Besitz der Gebeine eines Heiligen die Garantie für den raschen wirtschaftlichen Aufstieg eines Klosters. Viele reiche Bürger schenkten dem Kloster (also dem Heiligen) Besitztümer, um damit etwas für ihr Seelenheil zu tun.
    Ein Jahr später übertrug Chrodegang die Leitung des Klosters seinem jüngeren Bruder Gundeland. Dieser war sehr ehrgeizig. Nach wie vor war das Kloster eher ein Behelfsbau. Gundeland wollte eine richtige Abtei errichten. Im Jahr 767 begann der Bau einer Klosterkirche, die bereits 774 ihrer Bestimmung übergeben wurde. Erzbischof Lul von Mainz weihte die Basilika St. Petrus und Paulus im Beisein von König Karl. Er schenkte dem Kloster 900 Quadratkilometer Wald.
    Gundelang unternahm einen klugen Schachzug, indem er quasi im Gegenzug das ganze Kloster dem König schenkte. Dadurch genoss Lorsch den persönlichen Schutz des Herrschers und wurde zum Königskloster, was es bis zum Jahr 1232 auch blieb. Außerdem erhielt Lorsch nun noch mehr Schenkungen. Die Gönner begünstigten damit nicht nur den heiligen Nazarius, sondern auch den König. Die Besitztümer von Lorsch reichten bald von der Schweiz bis in die Niederlande.
    In den Folgejahren blieb Lorsch eine Baustelle – das Kloster wuchs und wuchs. Unter Abt Helmerich (778-784) erhielt die Basilika einen kostbaren Marmorfußboden, unter Richbod (784-804) wurden Ringmauer, Kreuzgang, Schlafgebäude sowie der Speisesaal errichtet. Abt Adalung (804-837), der ein enger Vertrauter von Karl dem Großen war, ließ die Basilika mit viel Gold und Silber ausstatten.
    Lorsch entwickelte sich zu einem Zentrum der Forschung und Bildung und war sehr berühmt für seine Bibliothek, die bereits im Jahr 800 rund 600 Bände umfasste – in der damaligen Zeit ein nahezu unvorstellbarer Schatz.
    Das „Lorscher Evangeliar“ gilt heute noch als eine der kostbarsten Handschriften aus der Zeit Karls des Großen. Der „Lorscher Rotulus“ aus dem Jahr 876 ist die älteste erhaltene liturgische Buchrolle des lateinischen Mittelalters. Und das berühmte „Lorscher Arzneibuch“ (ca. 795) mit seinen 150 Seiten ist ein besonderes Beispiel für die enorme Leistungsfähigkeit des Lorscher Scriptoriums.
    Ein weiteres wichtiges Jahr für Lorsch war 876. Lorsch wurde Grablege des ersten deutschen Königs und seiner Dynastie. Ludwig der Deutsche (gestorben 876), sein Sohn Ludwig der Jüngere (gestorben 882) und sein Enkel Hugo (gestorben 879) wurden hier bestattet.
    Der Niedergang des Klosters begann 1229: Lorsch verlor seine Unabhängigkeit und wurde dem Erzstift Mainz unterstellt. Die Benediktiner zogen sich aus Lorsch zurück. Unter ihren Nachfolgern, den Zisterziensern und Prämonstratensern, verlor das Kloster rasch an Bedeutung. 1461 wurde es an die Kurpfalz verpfändet und 1557 im Zuge der Reformation aufgelöst. Der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648) verwandelte das Kloster in einen Trümmerhaufen. Im Jahr 1621 wurde die Anlage von spanischen Truppen völlig verwüstet und diente viele Jahrzehnte als Steinbruch für die gesamte Region.
    1927 wurde mit den ersten Ausgrabungen begonnen. 1935 war die ursprüngliche Königshalle wiederhergestellt. Heute können Besucher einen Rest des Mittelschiffs der Basilika und vor allem die so genannte Tor- oder Königshalle besichtigen. Dieses einzige vollständig erhaltene Baudenkmal aus der Karolingerzeit zeigt einen Fassadenschmuck und Malereien aus karolingischer, romanischer und gotischer Zeit. Es werden Führungen angeboten – unter anderem durch den Lorscher Kräutergarten. Von den berühmten Schriften aus dem Kloster Lorsch sind rund 300 erhalten geblieben – allerdings sind sie auf der ganzen Welt
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