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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman
Autoren: Stephen Baxter
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sich zwischen Abduls Rippen verklemmt –, und die Mörderin konnte sie nicht herausziehen. Die Heiligen Brüder hatten Zeit, über die Attentäterin herzufallen und sie mit Knüppeln zu Boden zu schlagen.
    Im Publikum brach Panik aus; lautes Geschrei ertönte, Bischöfe und Adlige versuchten hektisch, den Raum zu verlassen. Colón stand grimmig neben der Monarchin und schützte sie mit seinem Körper.
    Harry lief zu Agnes und hob sie hoch. Sie war so schlaff wie eine Marionette, ihre Augen rollten hin und her. Aber sie lebte.
    Er drehte sich um und erkannte, dass die Heiligen
Brüder die Möchtegern-Mörderin zu Boden drückten. Zum ersten Mal sah er ganz deutlich ihr Gesicht.
    Ihre Haut war dunkel gefärbt, das Haar geschwärzt. Es war Grace Bigod.

XXVII
    James sah, wie die Höflinge aus dem Audienzraum strömten. Aus seiner luftigen Perspektive brodelten sie wie Ameisen über den Boden. Er grinste und ging tiefer hinunter. Wenn Grace und Ferron dafür gesorgt hatten, dass Colóns Befragung ins Freie verlagert wurde, damit sie seine Darbietung am Himmel sehen konnten, so war dies sein Stichwort.
    Aber die Menge wirkte unordentlich. Menschen rannten davon – und gleichzeitig rannten Soldaten zu der Gebäudeattrappe. Selbst in dieser Höhe hörte er Schreie. Und jetzt sah er ein Knäuel stämmiger Brüder eilig aus dem Raum kommen. Sie eskortierten eine gut gekleidete Frau, die nur die Königin sein konnte. Etwas war schiefgegangen. Niemand wandte den Blick nach oben. Er würde noch tiefer hinuntergehen müssen, um zu sehen, was da los war – und um dafür zu sorgen, dass die Leute zu ihm heraufschauten.
    Er zog an seinen Steuerseilen, senkte die linke Schwinge und legte sich so in die Kurve. Aber dann spülte eine Windbö über die Schwinge, und sie entglitt seinem Griff. Er spürte, wie die Maschine weiter nach links driftete. Der Wind wurde noch stärker, sodass er die Schwinge nicht zurückziehen konnte. Er kämpfte
mit seinen Steuerseilen und trat gegen den Schweif der Maschine. Streben brachen mit scharfem Knacken.
    Und dann ging er in eine enge, linksdrehende Spirale über, die ihn zum Boden hinabzog. Als der Wind seine Gesichtshaut nach hinten zerrte, seine Geschwindigkeit immer mehr zunahm und er wie ein Blatt herumwirbelte, schrie er voller Verlangen und Furcht: »Grace, Grace!«

XXVIII
    Harry verspürte eine ungeheure Erleichterung, als er aus der chaotischen Enge des Audienzraums an die klare spanische Luft kam. Er trug noch immer seine Schwester auf den Armen. Geoffrey stand neben ihm und keuchte vor Angst und Schrecken.
    Im Heerlager herrschte das Chaos. Der Anschlag auf Isabels Leben war wie ein Stock, den man in einen Bienenkorb gestoßen hatte. Soldaten rannten in alle Richtungen. Man hörte Schreie und das Knallen von Arkebusen. Muslime, die noch vor einer Stunde unbehelligt ihren Geschäften hatten nachgehen können, liefen nun um ihr Leben. Es war eine grimmige Ironie, dachte Harry, dass ein Muslim die christliche Königin gerettet, eine Christin ihr hingegen nach dem Leben getrachtet hatte.
    »Aber ich verstehe das nicht«, sagte er. »Ich verstehe es nicht.«
    »Offenbar wusste Grace nichts von Ferrons Plan mit Agnes«, erwiderte Geoffrey grimmig. »Unsere Gegner haben sich nicht einmal untereinander vertraut! Grace hat gesehen, dass sie in der Debatte einer Niederlage entgegenging, Harry. Sie hat gesehen, dass wir den Sieg davontrugen. Und das durfte nicht
geschehen. Sie ist eine Frau, die ihren mörderischen Krieg, den Ruhm ihrer Waffen inzwischen braucht . Sie war sogar bereit, sich als Muslimin auszugeben und die größte christliche Königin zu ermorden, um das Ruder doch noch herumzureißen – und ein sinnloses Gemetzel zu verursachen.«
    »Und Abdul …«
    »Abdul hat in jenem kurzen Moment, als die Klinge auf Isabel niederfuhr, genau das Gegenteil gesehen. Die Mauren sind hier in Spanien bereits besiegt; so sehr man Boabdil verachtet, er macht seine Sache gut, eine ehrenhafte Kapitulation auszuhandeln. Doch wenn Isabel getötet worden wäre, hätten Fernando und seine Soldaten ihren Zorn an Granada ausgelassen. Und im Osten hätten die Sultane auf ein solches Massaker reagiert, wie sie es immer angedroht haben: Sie hätten Vergeltungsmaßnahmen gegen die Christen in Jerusalem und gegen unsere heiligen Stätten ergriffen.«
    »Und dann wäre der Heilige Krieg unvermeidlich gewesen.«
    »Ja. Abdul hat das alles blitzartig erkannt. Er hat sein Leben geopfert, um eine christliche
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