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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman
Autoren: Stephen Baxter
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Schwert sinken.
    Die Frau in der Grube beobachtete ihn. Ihr Blick war auf sein Gesicht gerichtet.
    »Aber du bist nicht Godgifu«, sagte er auf Englisch.
    Sie überlegte. »Weißt du das genau?«
    »Du kannst nicht Godgifu sein. Ich habe sie sterben sehen.« Nein, teilte ihm sein unbarmherziges Gedächtnis mit. Mehr als das. Orm – oder die Mordmaschine seines Körpers – hatte sie im Blutrausch auf Senlac Ridge getötet, bei dem Gemetzel, das inzwischen »die Schlacht von Hastings« hieß. Hatte gedankenlos die Frau getötet, die er liebte. Er hatte sich das nie verziehen, obwohl ihm Sihtric, Godgifus Priesterbruder, in gewissem Sinn Absolution erteilt hatte.
    »Ja, du hast recht. Ich heiße Eadgyth. Aber ich
wünschte, ich wäre deine Godgifu.« Ihre Stimme klang kratzig, weil sie so lange nicht gebraucht worden war. Die Frau war nicht viel älter als zwanzig.
    »Warum wünschst du dir das?«
    »Weil du Godgifu verschonen würdest. Aber mich wirst du bald töten.«
    »Warum bist du hier, Eadgyth?«
    »Ich verstecke mich.«
    »Vor den Normannen?«
    »Vor den Normannen und meinen Eltern.«
    »Wieso vor deinen Eltern?«
    Sie erzitterte in ihrem Loch. »Ich möchte mein Leben Gott schenken. Sie wollen es dem Eroberer schenken.«
    Er schaute sich um. Die anderen Soldaten waren mit etwas beschäftigt, was sie auf der anderen Seite des Dorfes gefunden hatten, mit einem Geldversteck oder einer Frau, die noch lebte. Niemand war in Orms Nähe, niemand beobachtete ihn. Er hockte sich in seinem schmutzigen Kettenpanzer steif hin. »Erzähl mir davon.«
    Es war eine bekannte Geschichte. Unter Harold und seinen Vorgängern waren Eadgyths Angehörige betuchte Landbesitzer gewesen. Doch mehr als drei Jahre nach der Eroberung waren jegliche vagen Absichten König Williams, der alten englischen Aristokratie einen Schritt entgegenzukommen, durch die Rebellionen weggebrannt worden. Überall im Land schlugen Wildmänner aus den Wäldern, den Hügeln und dem Sumpfland zu, wohin ihnen die schwer gepanzerten
Normannen nicht folgen konnten. Die Söhne des toten Königs Harold hatten von Irland aus Überfälle verübt. Der schottische König Malcolm hatte seine Schwester mit Edgar Atheling vermählt, der als Verwandter Edwards des Bekenners nach mancher Leute Ansicht sogar einen noch berechtigteren Anspruch auf den Thron hatte als Harold seinerzeit. Und so weiter. Während eine Rebellion nach der anderen niedergeschlagen wurde, gelang es nur sehr wenigen der einheimischen englischen Adligen, ihre Stellung zu erhalten.
    Eadgyths Eltern hatten die Absicht gehabt, unter dem neuen Regime zu überleben. Und sie betrachteten ihre einzige Tochter als ihren größten Aktivposten.
    »Sie haben mich aus meinem Kloster zurückgeholt. Ich sollte den Sohn des normannischen Herrn heiraten, dem wir nun gehören. Ich habe den Jungen getroffen. Er war nicht älter als siebzehn, und er wollte mich vergewaltigen, noch bevor ich ihm meinen Namen genannt hatte. Jetzt ist er Bischof.« Sie lachte ohne Bitterkeit.
    »Also bist du weggelaufen.«
    »Ich habe mich von einem Unterschlupf zum nächsten durchgeschlagen. Der Klerus und die Bewohner von Orten wie diesem haben mich beschützt.«
    Orm hatte von solchen Dingen gehört. Für Bauern, die man ihrer Traditionen und des englischen Rechts beraubt hatte, stellten Einsiedler wie Eadgyth eine Erinnerung an die alten Zeiten, die alte englische Lebensweise dar.

    »Und du …?«, fragte sie.
    »Orm. Ich heiße Orm Egilsson.«
    »Warum bist du hier? Du bist weder Normanne noch Engländer. Dies ist nicht deine Heimat.«
    »Ich bin ein Söldner. Ich kämpfe gegen Bezahlung.«
    Sie bewegte sich in ihrer engen Grube. »Warst du in Hastings dabei?«
    »Ja.«
    »An einem solchen Tag war es besser, für den Sieger zu kämpfen. Weshalb haben die Normannen dich hierher gebracht?«
    »Um den Rebellionen ein Ende zu bereiten.«
    »Mein Onkel ist ein Wildmann, im Fenland des Ostens«, sagte Eadgyth.
    »Ja. Die Normannen nennen sie silvatici . Waldmenschen.« Überall in England hatten die Wildmänner den Normannen ein weiteres neues Wort beigebracht: murdrum , heimtückisches Töten. »Aber am schlimmsten war es im Norden. In diesem Land. Und darum wird es am meisten leiden. Es ist überall so wie hier, von Durham bis York – alles niedergebrannt und unbewohnt.« Dieses Jahr würde es keine Ernte geben, keine Lämmer oder Kälber; auf den Stahl würde der Hunger folgen.
    »Also ist der Eroberer endlich hierher gekommen«,
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