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Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman

Titel: Die Zeit-Verschwoerung 3 Navigator - Roman
Autoren: Stephen Baxter
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Ein großer Teil seiner Beweise war von Harry, Geoffrey und Abdul gefälscht worden. Aber nicht alles.
    Und wenn jemand mit einem solchen Unternehmen Erfolg haben konnte, dann Colón. Er war das Inbild der Zähigkeit, der Entschlossenheit. Wo andere sich zaghaft ein Stück nach Westen gewagt hätten, bevor sie eilends nach Hause zurückkehrten, würde Colón, wenn er jemals seine Schiffe bekäme, einfach weiterfahren, komme, was da wolle.
    Und dennoch, dachte Harry traurig, machte Colón zugleich eine nicht sehr überzeugende Figur. Sein holpriges Spanisch und seine gelegentlichen wissenschaftlichen Unzulänglichkeiten verrieten seine geringe Bildung. Hochnäsige Gestalten im Umfeld der neuen Druckerpressen machten sich über Männer wie Colón lustig, die jetzt viel zu leicht an gelehrte Schriften herankamen und sie in Verfolgung ihrer eigenen
Lieblingstheorien halb verdaut wiederkäuten. Solche Nostalgiker weinten den guten alten Zeiten nach, in denen Bücher so selten und teuer gewesen waren, dass die Gelehrsamkeit, wie es sich gehörte, den wenigen Privilegierten vorbehalten geblieben war.
    Aber wenn die Prophezeiungen zutrafen, dachte Harry, und in seinem Innern regte sich etwas, dann würden diese fehlerhaften Argumente eines mit Fehlern behafteten Menschen dennoch vielleicht zu einem kühnen Streich führen, der das Schicksal der Menschheit für immer verändern würde.
    Der letzte Redner war Diego Ferron. »Das ist alles wirklichkeitsfremd. Sagen und Legenden. Geschwätz betrunkener Matrosen. Es ist die Aufgabe dieser Kommission, dafür zu sorgen, dass der Heilige Krieg weitergeht. Aber dazu müssen wir nach Osten vordringen, geradewegs zum bloßliegenden Bauch des Islam, und nicht vergeblich nach Westen fahren. Die Monarchen sollten ihr Geld für Waffen ausgeben, nicht für Schiffe, sie sollten es nicht auf der Jagd nach einem Traum ins endlose Ozeanmeer werfen …«
    De Santángel ließ ihn ausreden. Dann stand er auf.
    Und im selben Moment erhob sich ein Gemurmel im hinteren Teil des Raumes. Harry drehte sich um.
    Inmitten eifriger Verbeugungen und leiser Ergebenheitsbekundungen kam Königin Isabel herein. Flankiert von Soldaten der Heiligen Bruderschaft, gefolgt von Bischöfen, Adligen und anderen Höflingen, war sie für ihren Auftritt in ein praktisch aussehendes Gewand aus Knittersamt gekleidet, und ihr berühmtes
kastanienbraunes Haar war aus dem noch immer schönen Gesicht gekämmt. Ihre Ausstrahlung war wie ein Licht, das den ganzen Raum veränderte, dachte Harry.
    Sie lächelte Colón beinahe liebevoll zu, und dieser verneigte sich schwungvoll.

XXVI
    Isabel nahm den Platz ein, den de Santángel geräumt hatte. Mit leiser Stimme sagte sie zu dem Finanzier, sie bedauere, Colóns Vortrag verpasst zu haben, sei aber schon gespannt auf seine Entscheidung.
    Der hoch erfreute de Santángel warf sich in die Brust. Er marschierte hin und er und strich sich über sein bärtiges Kinn. »Ich will Euch sagen, was ich von all dem halte, lieber Colón. Ich sehe, Ihr seid ein begüterter Mann: gutes Benehmen, Integrität, Glaubensfestigkeit und Entschlossenheit – Ihr habt alles, was man braucht, um es im Geschäftsleben zu etwas zu bringen.
    Aber ich sehe auch, dass der Plan, von dem Ihr hier geschwafelt habt, ein Haufen Unsinn ist. Nein, nein«, und er hob eine Hand, als Colón protestieren wollte, »ich will nicht alles noch einmal hören müssen. Einmal genügt, danke! Aber ich möchte auch betonen, dass es ein Haufen Unsinn sein muss . In Wahrheit kann nämlich kein Mensch sagen, was jenseits des Ozeanmeeres liegt, ehe nicht jemand hinfährt und selber nachsieht. Habe ich recht? Also, das ist der Kern der Sache.
    Nun, ich bin Geschäftsmann, und ich bin es gewohnt, Risiken abzuschätzen. Und in meinen Augen
ist das Risiko für die Monarchen gering. Wir müssen nur die erste Reise finanzieren, denn wenn Ihr Erfolg habt, werden die darauffolgenden Reisen aus den Gewinnen bezahlt, und wenn Ihr scheitert – zum Beispiel, wenn Ihr nicht zurückkommt –, werden wir eben nicht noch einmal hinausfahren. Alles, was Ihr wollt, sind drei Schiffe. Ihr bittet um wie viel, fünf Millionen Maravedis? Also, ich wäre bereit, dafür mein eigenes Haus als Sicherheit zu verpfänden, wenn nötig.
    Und warum? Weil die Profite möglicherweise gewaltig sein werden. Die Portugiesen verdienen sich an Madeira schon eine goldene Nase, so wie wir an den Kanaren. Nun, ich bin kein Geograf, und ich weiß nicht, ob Ihr einen Weg
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