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Die Zeit der Androiden

Die Zeit der Androiden

Titel: Die Zeit der Androiden
Autoren: A. E. van Vogt
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Gespräch mit der jungen Frau wieder ein, und er sagte verzweifelt: »Vielleicht diese Bibliothekarin …«
    »Vielleicht«, sagte der andere unverbindlich.
    Er band Seth Michells Hände los und trat zurück. Er machte eine auffordernde Bewegung mit der Pistole, und sie gingen hinaus zum Wagen und fuhren fort.
    Als die Straße einen Aussichtspunkt über dem Steilufer des Lake Naragang erreichte, sagte der Mann: »Halten Sie hier auf dem Parkplatz!« Nachdem Seth Mitchell gehorcht hatte, krachte der Schuß.
    Der Mörder schleppte sein Opfer hinaus zu einer überhängenden Klippe, band den Körper mit einer schweren Steinplatte zusammen und stieß das Paket über den Rand in das Wasser.
    Darauf fuhr er weiter nach New York, ließ den Wagen auf Seth Mitchells Parkplatz stehen und verbrachte die Nacht in New York mit der Vorbereitung seiner Rückkehr nach Harkdale.
    Edith schlief diese Nacht sehr unruhig und träumte, daß alle möglichen Edith Prices an ihrem Bett vorbeimarschierten. Nur ein halbes Dutzend von diesen Ediths war verheiratet, und das schockte sie sogar in ihrem Traum.
    Noch schlimmer, es gab eine Menge Edith Prices, die fett und schwammig, und viele andere, die verschlagen, hysterisch oder geistesgestört waren. Immerhin hatten mehrere Ediths ein entschieden energisches, positives Aussehen, und das war beruhigend.
    Sie erwachte, als das Telefon läutete. Es war der Hausmeister der Bücherei. »Hallo, Miß Price, können Sie vielleicht etwas eher kommen? Jemand hat heute nacht eingebrochen.«
    Edith hatte ein seltsames Gefühl von Unwirklichkeit. »Eingebrochen?« sagte sie verdattert. »Bei uns?«
    »Ja. Am schlimmsten sieht es im Museumsraum aus. Der Dieb muß gedacht haben, einige von den Steinen dort hätten irgendeinen Wert, denn er hat überall herumgewühlt und sie auf den Boden verstreut.«

 
3.
     
    Für Edith Price war der magere, nicht mehr ganz junge Mann im Overall nichts weiter als ein unbeholfener, undeutlich sprechender Farmer.
    Sie schrieb seinen Namen auf – Seth Mitchell. Ein Moment ging hin, und dann traf die Erkenntnis sie wie ein Schlag. Sie blickte erschrocken auf.
    Das geplagte Gesicht, das auf sie herabstarrte, war von Sonne und Wind verbrannt und gegerbt, mit hohlen Wangen und traurigen Augen. Nichtsdestoweniger schien es ihr, daß er eine sensationelle Ähnlichkeit mit dem Seth Mitchell von gestern hatte.
    Ein Licht ging ihr auf, und sie dachte: Dies ist der Seth Mitchell, von dem die Tilsit erzählt hat! Es muß eine Mitchell-Sippe geben, mit vielen Brüdern und Vettern und so weiter, die einander alle ähnlich sehen.
    Ihr Verstand mühte sich noch immer mit den Möglichkeiten ab, die sich daraus zu ergeben schienen, als sie die Bedeutung seines gemurmelten Anliegens erfaßte. Sie echote leer: »Einen Stein, sagen Sie? Einen Kristall, den Sie vor fünfundzwanzig Jahren dem Museum schenkten?«
    Er nickte.
    Edith preßte ihre Lippen zusammen, ärgerlich über ihre Konfusion, und dann sah sie, daß der Mann eine Banknote aus seiner Brieftasche genommen hatte und sie ihr mit schüchterner Gebärde hinstreckte. Es war eine Zwanzigdollarnote.
    Endlich fand sie ihre Selbstbeherrschung wieder und sagte: »Das ist eine Menge Geld für einen wertlosen Stein.«
    »Es ist derjenige, den ich will«, murmelte er. Sie hatte Mühe, ihn zu verstehen, und seine nächsten Worte entgingen ihr ganz, so leise und undeutlich wurden sie gesprochen, aber dann sagte er mit etwas festerer Stimme: »… damals, als Billy verschwand.«
    Es blieb einen Moment still zwischen ihnen, während Edith die Idee verdaute, daß dieser hier wirklich der echte Seth Mitchell war.
    Dann schluckte sie und sagte: »Ich habe davon gehört. Ein sehr ungewöhnliches Ereignis.«
    Seth Mitchell nickte. Seine Augen waren von einem selten blassen Grau; es waren gute Augen. »Wir griffen beide nach dem Stein«, sagte er. »Ich hatte ihn zuerst, und dann wollte er ihn mir wegnehmen, und ich schrie ihn an, er solle abhauen. Und dann war er auf einmal weg.«
    Er schien ihre Gegenwart beinahe vergessen zu haben, denn als er fortfuhr, sprach er mehr zu sich selbst als zu ihr. »Er funkelte und glänzte nur so. Nicht, wie er später wurde. Er wurde ganz matt und stumpf, und niemand wollte mir glauben.«
    Er schwieg einen Moment; dann sagte er, beinahe heftig: »All diese Jahre habe ich nachgedacht. Es hat furchtbar lange gedauert, bis ich die Wahrheit sah. Aber letzte Nacht kam sie mir in den Kopf. Was sonst hätte Billy verschwinden
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