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Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Titel: Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle
Autoren: Arto Paasilinna
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Düsenflugzeuge verursachten und die beim Starten und Landen die Flugsicherheit auf den stark frequentierten internationalen Airports gefährdeten. Heutzutage war der Flugverkehr so lebhaft, und die Maschinen stiegen in so kurzen Abständen auf, dass der Sog einer startenden Maschine sofort durch einen neuen verstärkt wurde. Die enormen Luftwirbel, die die Düsenmotoren hinter sich erzeugten, schädigten unter Umständen die nachfolgenden Maschinen. Im schlimmsten Falle konnte es dazu kommen, dass sie nicht mehr zu steuern waren und sogar abstürzten.
    Kalle Homanen hatte lange über das Problem nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass es nützlich wäre, hinten an den Düsenmotoren regulierbare Querblätter aus Aluminium anzubringen, mit deren Hilfe sich die Luftwirbel jeweils nach den Seiten oder, alternativ, nach oben oder unten lenken ließen. So bräuchten sich die nachfolgenden Maschinen nicht mehr vor den starken und gefährlichen Wirbeln in Acht zu nehmen. Kalle hatte berechnet, dass die Querblätter nicht sehr groß zu sein brauchten, denn wichtiger als ihre Größe wäre die richtige Anbringung am hinteren Teil der Motoren. Sobald die Maschine ihre normale Reiseflughöhe erreicht hätte, könnten die Blätter für die Dauer des Fluges eingeklappt, in Ruhestellung gebracht werden, damit keine Bremswirkung von ihnen ausginge.
    Das war eine grandiose Idee, die nach dem Entwurf eines Patentantrags oder zumindest nach Ideenschutz für die Planungsphase verlangte. Und da wäre wieder Kumpel Lauri gefragt. Schade nur, dass Lauri Entwicklungschef in der Immobilienfirma war. Kalle hätte sich gewünscht, dass sie sich zusammentun und eine gemeinsame Entwicklungsfirma gründen würden, die die Patente für seine Erfindungen besorgte und die Produkte weltweit vermarktete.
    Außer den Wirbelverteilern für Düsenmaschinen hatte Kalle eine ganze Reihe weiterer faszinierender Ideen entwickelt. Zurzeit bastelte er an einer viersprachigen Gebetsmühle, eine Erfindung, die besonders in der dritten Welt auf Interesse stoßen würde. Die moderne Gebetsmühle wäre eine Art sprechender und Rat gebender Talisman, oder besser noch ein mechanischer Freund, der sich um die religiösen und gegebenenfalls auch um die anderen Probleme seines Besitzers kümmern würde. Die Mühle würde ihm sagen, wie er in schwierigen Situationen handeln und zu welchem Gott er beten sollte, welchen Göttern er wiederum lieber nicht vertrauen und wie er sich vor betrügerischen Sekten hüten könnte. In der Gebetsmühle ließen sich mithilfe der modernen Technik bis zu einer Million Alternativen unterbringen, aus denen das Gerät dann selbstständig jene wählen würde, die am besten zur jeweiligen Situation passte. Das Gerät wäre also eine Art Mittelsmann der Gottheit, ein Interpret zwischen Weltlichkeit und Religion. Kalle schätzte, dass die Gebetsmühle, wenn sie eines Tages in Serienproduktion ginge, höchstens anderthalb Kilo wiegen würde, sodass sie auch auf Reisen genutzt werden könnte.
    Kalle machte sich allerdings Gedanken darüber, ja er begann sogar zu befürchten, dass das komplizierte Hochleistungsgerät von allein und ohne menschliche Hilfe irgendwelche sonderbaren Botschaften aussenden könnte. Vielleicht würde es sogar etwas Gefährliches initiieren …, es kam immerhin durchaus vor, dass Maschinen und Geräte streikten oder so reagierten, als besäßen sie die Intelligenz und Charaktereigenschaften eines Menschen.
    Kalle erinnerte sich an ein seltsames Unglück, das kurz nach dem Krieg auf dem Bauernhof seines Großvaters in Mittelfinnland passiert war. Bei starkem Gewitter, während die Blitze zuckten und der Donner grollte, war der im Schuppen abgestellte Traktor ganz von allein angesprungen und in vollem Tempo losgefahren. Er hatte die Wand des Schuppens durchbrochen, war auf den Hof geprescht und hatte unterwegs dem draußen angepflockten Bullen ein Hinterbein zerquetscht. Das außer Rand und Band geratene Fahrzeug hatte erst wieder zur Ruhe gebracht werden können, als das Gewitter abgeklungen war. Zuvor hatte es am Waldrand dicke Kiefern gerammt.
    Den Christen, so sagte sich Kalle, brauchte er die Gebetsmühle nicht anzubieten, aber was sprach dagegen, dass er für sie ein Kruzifix für den Haus- und Reisegebrauch entwickelte, das sprechen und seinen Besitzer in Glaubensfragen beraten könnte? Und selbst wenn es nicht zum Mittler zwischen Gott und gläubigem Nutzer taugen würde, so sollte es doch zumindest
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