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Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle

Titel: Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle
Autoren: Arto Paasilinna
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Tanzlokal nützlich, wenn sie verbotenerweise den Kauf von Schnaps planten oder sich darüber austauschten, wer welches Mädchen nach Hause bringen sollte. Nachdem sie den Dialekt erst einmal beherrschten, kamen sie auch mit dem cholerischen Feldwebel besser aus. Später wurde er als Ausbilder in den Flottenstützpunkt Turku versetzt, und beim Abschied schloss er sogar Brüderschaft mit Lauri und Kalle.
    Lauri hatte Kalle zu den günstigen Arbeitsräumen in Martinlaakso verholfen, und Kalle seinerseits hatte die veralteten Skontosysteme der Wohnwelt modernisiert. Lauri hatte seinem Freund außerdem beim Aufsetzen der komplizierten Patent- und Modellschutzanträge geholfen. Beide waren zudem Mitglieder in der bibliophilen Gesellschaft Finnlands.
    Kalles Arbeitsräume erinnerten eher an eine Metallwerkstatt als an ein steriles Laboratorium. Im größeren Raum standen diverse Arbeitsgeräte: ein Schraubstock, eine Drehbank, eine Bohrmaschine, eine Hobelbank und einiges mehr. In der Mitte prangten zwei riesige Tische, bedeckt mit großen Zeichnungen, den Entwürfen des Erfinders. Im kleineren Raum befanden sich ein Kühlschrank und eine Sitzecke sowie die Bibliothek und der Computer. Hoch oben, fast unter der Decke, waren ein paar schmale Fenster, durch die Kalle hinausschauen konnte, um zu prüfen, ob es draußen regnete oder nicht. Die Arbeitsbeleuchtung bestand aus Neonröhren.
    Kalle hatte den ganzen Tag fieberhaft gearbeitet, und es war schon später Abend, aber er machte noch keine Anstalten, nach Hause zu gehen. Seine Frau Anita hatte vorhin kurz hineingeschaut und ihm ein paar Piroggen gebracht, die mit Schinken und Lachs belegt waren. Er hatte Tee gekocht, und sie hatten sich über alles Mögliche unterhalten.
    Anita hatte dickes braunes Haar, das ihr bis auf die Schultern fiel. Sie war eine schmucke Person und sich dessen durchaus bewusst. Oft äußerte sie Bedauern, dass sie nach dem Abitur nicht studiert hatte, denn sie besaß, zumindest ihrer eigenen Meinung nach, ausgezeichnete Voraussetzungen für hohe und anspruchsvolle Posten. An der Seite von Kalle und als Mutter dreier Kinder sowie bei zweitrangiger Büroarbeit war ihr Leben ziemlich eintönig gewesen, und ihre angeborenen Fähigkeiten waren nicht recht zur Geltung gekommen. Allerdings war Kalle ein durchaus akzeptabler Ehemann und auch keineswegs dumm.
    Die studierenden Töchter des Ehepaares hatten bereits Sommerferien, beide hatten einen Ferienjob angenommen. Ihr Studium verlief bestens. Der Sohn würde zum Wochenende auf Urlaub kommen. Kalles Frau fand, dass die Mädchen zum Sommer ein Auto brauchten, und Kalle versprach, ihnen sein altes zu überlassen. Er würde sich ein neues kaufen.
    Kalle Homanen hatte seinerzeit keine fachliche Ausbildung erworben, er war kein Ingenieur, nicht mal Techniker. Trotzdem hatte er sich mithilfe von Fachliteratur ein umfangreiches technisches Wissen angeeignet – im Grunde genommen entsprachen seine Kenntnisse, vor allem aber seine praktischen Erfahrungen, mindestens denen, die ein Ingenieursstudium vermittelt. Kalle hatte in vielen Metallwerkstätten und -fabriken gearbeitet und im Laufe seines Lebens unzählige Erfindungen gemacht, von denen etliche patentiert worden waren. Den größten Teil seines jetzigen Einkommens bildeten somit auch die Vergütungen aus seinen Patenten.
    Im Keller des Martinlaaksoer Mehrfamilienhauses hatte es Ratten gegeben, aber Kalle hatte ihnen mit einem hinterhältigen Apparat den Garaus gemacht. Das Gerät bestand aus einer Blechkiste von der Größe eines Koffers und einem ausgeklügelten Locksystem, dem die Tiere nicht widerstehen konnten. Auch diese Rattenfalle war patentiert worden, und die Produktionsrechte hatten, vor allem aus China und Japan, hübsche Summen auf Kalles Konto gespült, insgesamt mehr als vierzigtausend Euro. Als Erinnerung an die Ratten des Hauses gab es in der Ecke des Arbeitsraumes einen großen Vogelkäfig mit einem Hamsterrad darin, das von einer fahlgrauen Rattengreisin angetrieben wurde. Als Anita ihren Besuch beendet hatte und wieder gegangen war, fütterte Kalle das Tier mit Piroggenkrümeln. Er gab ihm auch Wasser, und, derart gestärkt, flitzte die Ratte eine gute halbe Stunde im Hamsterrad herum.
    Kalle Homanen hatte allerdings gerade im Moment Interessanteres vor, als sich mit seiner alten Ratte zu beschäftigen. Er hatte eine, wie er fand, revolutionäre Methode entwickelt, mit der sich die Luftwirbel eliminieren ließen, die die großen
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