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Die Wuensche meiner Schwestern

Die Wuensche meiner Schwestern

Titel: Die Wuensche meiner Schwestern
Autoren: Lisa van Allen
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Sie etwa nicht mehr an Magie?«
    »Doch, natürlich!« Aubrey schrie die Worte fast heraus, und sobald sie sie ausgesprochen hatte, wusste sie, dass sie wahr waren. Sie glaubte an Magie, und das würde immer ein Teil von ihr bleiben. Sie würde nie erfahren, was Mariah ihr an ihrem Todestag hatte mitteilen wollen, aber vielleicht gehörte auch das zur Botschaft der Strickerei. Sie ließ die Schultern hängen und blickte durch die Strähnen ihres Ponys zu Ruth auf. »Wenn ich es mache, wenn, dann mache ich es nur zu meinen Bedingungen. So, wie ich es für am besten halte.«
    Ruth lachte. »Als hätte es darüber je einen Zweifel gegeben.«
    Aubreys Brust hob und senkte sich. »Okay.«
    »Ja?«
    Sie schloss die Augen und erwiderte: »Ja.«
    »Juhu!«, rief Nessa, die bisher so still und ruhig dagesessen hatte, als wäre sie eine von Ruths nackten Marmorstatuen, und warf sich in Aubreys Arme. »Ja, verdammt!«
    Aubrey lachte und versuchte, sich zu befreien, doch Nessa ließ sie nicht los. Selbst Ruths Gesichtszüge hatten sich entspannt.
    »Heißt das, dass ich von jetzt an meine eigenen Zauber stricken darf, wie eine Hüterin?«, wollte Nessa wissen.
    Aubrey gelang es, ihre Arme aus Nessas festem Griff zu lösen, um sie sogleich wieder um ihre Nichte zu schlingen. »Das musst du mit deiner Mutter besprechen«, gab sie zur Antwort.

Epilog
    Stricke einen Umschlag
    Es hieß, dass, bevor die Van Rippers ihr neues Haus am Broadway im Herzen Tarrytowns bezogen, die Mäuse im Keller und die Fledermäuse unter den Dachrinnen ihre Nester und Schlafplätze verließen – weil sie gehört hatten, dass die Van Rippers auf dem Weg waren.
    Nessa hatte schließlich die zündende Idee für den Namen der neuen Strickerei, die sich im Erdgeschoss eines schmalen Backsteinhauses befand, nicht weit entfernt von dem, in dem Jeanette wohnte. Sie hatte mitgehört, wie ihre Mutter und ihre Tanten an einem weinseligen Abend potentielle Namen in den Raum warfen, die vom Literarischen (Was ihr Wollt) bis zum Missgelaunten (Bestrickt und zugenäht), vom Ehrfurchtsvollen (Deine Wolle geschehe) bis zum Frivolen (Woll-Lust) reichten. Doch es war Nessa, die mit ihren dreizehn Jahren stocknüchtern war und ihr rötliches Haar unter einer riesigen Strickmütze versteckte, die den endgültigen Namen fand. Als die neue Strickerei im September, vier Monate nach Ruth Ten Eckyes Tod, ihre Türen öffnete, hieß sie ganz einfach Unzertrennlich .
    Für Aubrey war der Raum genau so, wie eine Strickstube sein sollte: warm und gemütlich, bunt und fröhlich. Er roch nach sauberer Wolle und Leinen – und manchmal nach billigem Alte-Damen-Parfüm und künstlichem Rosenduft. Frauen, die neu in Tarrytown waren oder nurauf dem Weg an alten Häusern wie Kykuit oder Sunnyside vorbeikamen, wurden allein von den Auslagen in die Strickerei gelockt. Herrliche Fasern in allen Farbschattierungen schmückten den Laden – Mohair, Kaschmir, selbstringelnde Wolle, Vorgarn, Baumwolle, Bambus, Merino, Angora, Alpaka, dicke und dünne Wolle, handbemalte, handgesponnene Wolle, Mischungen aus Flachs, Hanf und sogar ein paar aus Acryl (weil sie für Babykleidung nützlich waren, meinte Aubrey). Die Frauen aus der Stadt kamen jedoch aus anderen, verborgenen Gründen. Und es dauerte nicht lange, bis die weibliche Bevölkerung Tarrytowns in zwei Fraktionen zerfiel: in jene Frauen, die an den donnerstags stattfindenden Strickkreisen im Haus der Van Rippers teilnahmen und die manchmal im Gedränge des Supermarkts oder der Kindertagesstätte still vor sich hinlächelten, als dächten sie gerade an ein Geheimnis, und jene Frauen, die nicht dabei waren.
    Was die Horseman Woods Commons anging, so waren sie ein durchschlagender Erfolg. Kunden und Touristen strömten in Scharen herbei; die Senioren kamen und richteten sich mit ihren Yogakursen und Weinproben und Espressomaschinen in den oberen Stockwerken ein. Aber nicht lange nachdem die ersten Glühbirnen ausgewechselt werden mussten und die Gehwege bereits mit Kaugummi bedeckt waren, musste Steve Halpern das Ärgernis seines Lebens hinnehmen: Dan Hatters, von dem außerhalb der Tappan Watch noch nie jemand etwas gehört hatte, sammelte die Unterstützung seiner früheren Nachbarn und übernahm Steve Halperns Posten. Tappan Square war verschwunden, doch Tappan Watch war stärker denn je. Und die Strickerei der Van Rippers wurde nun als aufrührerischer Ort angesehen, da Frauen, die beieinandersaßen, um zu stricken und zu häkeln, zu reden
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