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Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder
Autoren: Arthur Hanks
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Acht!“
       Nach dieser sehr ernst gemeinten Warnung raffte sie ihre raschelnden Röcke bis kurz über die Knie und sprang eilig über eine Pfütze davon.
       „Da habt ihrs!“ gab Lothar voller Angst von sich. „Der wird uns fertig machen!“
       „Bla, bla, bla!“ fiel ihm Dietbert ins Wort. „Versuchen wird er’s. Aber da hat er die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Jetzt, wo wir wissen, das Emmerich etwas plant, werden wir uns darauf einstellen – erkannte Gefahr ist halbe Gefahr!“
       „Ach ja, du Schlaumeier“, mischte sich Randolf zweifelnd ein, „und wie willst du das machen? Der hat doch alle Vorteile auf seiner Seite! Wahrscheinlich kommt er heute Nacht mit ein paar seiner Knechte und lässt uns so richtig verdreschen!“
       Dietbert winkte lässig ab: „Glaube ich nicht! Sein Vater ist an unserer Arbeitskraft interessiert – gerade jetzt, wo bald die Ernte ansteht. Der Bauer braucht in den nächsten Monaten jede Hand. Wer da Scheiße baut, ist dran! Das Risiko, das er vor allen Hofbediensteten bestraft wird geht dieser Feigling auf keinen Fall ein. Ich glaube, dass er die Gelegenheit nutzen wird, wenn wir außerhalb des Hofes bei den Salzkuhlen übernachten. Und da wir das jetzt wissen, werden wir ihm zuvorkommen, und ihm eine schöne Falle stellen!“
       „Wenn das mal gut geht!“ wandte Lothar ein und goss sich am Brunnen einen Krug Wasser über den hitzigen Kopf. Sein Haar trocken schüttelnd richtete er sich auf, sah zu Randolf, der nachdenklich, fast geistesabwesend seinen Oberkörper wusch und fügte hinzu: „Oder glaubst du nicht auch, dass nach einer weiteren Attacke gegen Emmerich unser Leben hier zur Hölle werden wird?“
       Randolf hatte sich am Brunnenrand aufgestützt und schaute nachdenklich in die Tiefe. Sein drahtiger Körper wog sich leicht vor und zurück. Immer wieder zuckten feste Muskeln unter seiner sonnengegerbten, nass schimmernden Haut.
       „Ja, genau, das ist es ja, über was ich mir gerade Sorgen mache! Das wird ein Teufelskreis!“ befürchtete Randolf.
       „Quatsch!“ blaffte Dietbert mit grimmigem Blick dazwischen. „Der muss nur genügend Angst vor uns haben! Das ist alles! Also kriegt er eine Abreibung, die er sein Leben lang nicht vergisst – da habe ich mir schon ganz andere vor die Brust genommen!“
       „Ne, ne, ne! So wird das nichts!“ widersprach Randolf mit beschwichtigender Handbewegung. „Wenn wir das tun, haben wir den Alten gegen uns! Schließlich ist es sein Sohn und obwohl der Bauer weiß, was er da für ein Früchtchen hat, wird er es nicht zulassen, dass irgendjemand ihn angreift! Das kann dann richtig ungemütlich für uns werden!“
       „Am Besten wir geben’s ihm und hauen ab“, meldete Lothar sich jetzt auch zu Wort und nickte, auf Zustimmung hoffend, den anderen zu.
       „Abhauen? Gute Idee!“ stimmte Dietbert ironisch gemeint zu. „Aber anschließend wären wir vogelfrei. Das ist euch doch hoffentlich klar! Jeder der uns erkennen würde, könnte mit uns machen was er wollte. Das ist die bittere Wahrheit!“
       „Na und! Tun sie ja sowieso schon alle. Was ändert sich also groß?“ winkte Randolf ab und fügte resigniert hinzu: „Lasst uns jetzt erst einmal in die Scheune gehen, mir wird langsam doch etwas kalt in den klammen Klamotten.“
     
       Zunächst saßen sie einige Zeit schweigend auf ihren mit Stroh bedeckten Holzpritschen unter dem Dach über den Stallungen. Außer ihren wurmstichigen Pritschen befand sich nur jede Menge alte Gerümpel auf dem weitläufigen, düsteren Speicher, den man notdürftig in die Ecken geschoben hatte, um Platz für die Schlafstätten der Mündel zu gewinnen. Jeder von ihnen hatte einen Querbalken vom Staub befreit und dort hingen nun ihre lapprigen Kleidungsstücke zum Trocknen. Am Kopfende ihrer Lager hatte jeder sein Bündel Habseligkeiten verstaut. Einige geklaffte Dachluken ließen fahles hellblaues Mondlicht einsickern, indem feiner Staub auf und ab tanzte.
       So hockten sie nun in ihren löchrigen, feuchten Unterhosen auf den Bettkanten einander gegenüber. Hie und da rasselten unten beim Vieh leise Ketten an die man die schweren Ochsen fest gemacht hatte oder ein Schnauben, Schaben oder Muhen drang sanft herauf. Randolf genoss diese Minuten der Ruhe jeden Abend und er fühlte sich sogar wohl und geborgen durch die Anwesenheit der dicken Milchspender unter ihm. Er dachte, dass diese friedlichen, ewig mampfenden Schwanzwedler eine Art
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