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Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder
Autoren: Arthur Hanks
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bösartig durch die Zähne: „Irgendwann schnapp’ ich dich und dann bleibt’s nicht bei blauen Flecken!“
       Beim Anblick des hasserfüllten und scheinbar zu allem bereiten Gegners wich Emmerich zurück, denn er wusste sehr genau, dass dieser Halbwüchsige schon mehr Grausamkeiten gesehen, ja selbst ertragen hatte, als die meisten Menschen sich überhaupt vorstellen konnten. Er wich zurück – nur ein wenig - aber alle hatten es gesehen.
       Was für eine Niederlage, was für eine Schmach!
       Aber ihm war klar, dass dieser Dietbert im Krieg sicherlich einiges an Kampfwissen gelernt hatte und darüber hinaus hatte man ihn gewarnt, dass dieser Neuankömmling über unmenschliche Kraft verfügen sollte. Mit dem war nicht zu Spaßen! Es gingen Gerüchte, dass dieser Kerl Leuten mit bloßen Händen die Gurgel raus reißen konnte.
       Des Bauern Sohn zögerte - konnte er sich das gefallen lassen? Doch seine Angst war zu groß. Dieser Kreatur war alles zuzutrauen. Womöglich biss er einem die Kehle durch. Schließlich hatte man ja schon so einiges gehört.
       Diejenigen, die die Kriegsgreul mehrere Jahre überlebt hatten, nannte man ehrfurchtsvoll „Die Unsterblichen!“
       Indem er sich umdrehte und einige Schritte davon ging milderte der vor Wut schäumende Emmerich seine Niederlage. Er fluchte noch halblaute Drohungen vor sich hin und verschwand schließlich in dem wuchtigen, aus rot-weiß-geäderten Feldsteinen errichteten Haupthaus des Hofes, dessen Tür er heftig hinter sich zuschlug.
       Lange noch war es bedrückend still um die Jungs - man konnte ihre umherfliegenden Gedanken mit den Händen fassen.
       „Da hast du dir jetzt aber ein ziemlich dickes Ei gelegt!“ sagte Lothar mit ängstlich aufgerissenen Augen und erhob sich aus der stinkenden Pfütze, in die er niedergeschlagen worden war.
       „Ist mir vollkommen egal! Erstens bleibe ich eh nicht lange hier und zweitens werde ich mit diesem Kerl locker fertig – könnt’ euch drauf verlassen!“
       „Kann schon sein, dass du Emmerich zum Frühstück nimmst“, wandte sich Randolf an Dietbert, „aber hast du dir auch mal überlegt, was dir dann blühen könnte?“
       „Was kann schon groß passieren? Ich habe vor nichts und niemandem mehr Angst! Wenn ihr wüsstet, wie ich schon Leute krepieren gesehen habe ...“
       „Wie du meinst, aber nach dem was ich gehört habe, soll es hier am Hof Leute gegeben haben, die dermaßen schlimm zugerichtet wurden, dass sie für ihr Leben lang gezeichnet oder gar verkrüppelt waren!“
       „Kann schon sein, aber mit Kuschen kommst du bei diesem Kerl nicht weit, dem musst du die Faust zeigen. Nur diese Sprache versteht der, und glaube mir, der hat Angst vor mir!“
       „Vielleicht hast du ja Recht. Ich hatte mir schon Ähnliches überlegt, aber ... Na, jedenfalls freue ich mich, das wir jetzt endlich einen in unseren Reihen wissen, der uns in der Not beisteht. Du glaubst gar nicht, wie dieser Fiesling Mensch und Tier quält!“
       „Ich kann’s mir vorstellen! Von diesen Schweinen laufen in letzter Zeit immer mehr durch die Gegend und je länger dieser vermaledeite Krieg dauert, umso brutaler und rücksichtsloser werden diese Schinder! Es geht um fressen oder gefressen werden!“
       Der eher schmächtige Lothar, der immer noch damit beschäftigt war seine Kleidung von der klebrigen Brühe zu befreien in die er gefallen war, hatte zugehört und nickte hie und da mit wissendem Augenaufschlag; hatte er doch mit ansehen müssen, wie vor Jahresfrist ein Horde vandalierender Plünderer den kleinen Fürstenhof seines Vaters überfallen, alle Bewohner getötet und schließlich alles, was sie nicht rauben konnten niedergebrannt hatten. Ihm alleine war es gelungen versteckt zu überleben, doch jetzt war er recht- und mittellos!
       „Bin ganz deiner Meinung!“, stimmte er jetzt zu und an die anderen gewandt: „Doch würde es den Herren etwas ausmachen mir zu helfen? Alleine bekomme ich den Dreck von meiner Kleidung nie ab und da wir heute Abend die Pritsche teilen, wäre es sicher auch in eurem Interesse, wenn ich nicht ganz so arg nach Hühnermist stinken würde. Oder?“
       „Wie der Herr befehlen!“ frotzelte Randolf in Anspielung auf die blaublütige Herkunft seines Zimmergenossen und machte sich zum Ziehbrunnen auf, um frisches Wasser zu holen.
     
       Am gleichen Tag - der Himmel trug bereits das tiefe Blau, das den Abend ankündigte - kamen die Jungs nach
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