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Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder
Autoren: Arthur Hanks
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nichts! Er sah die Gräfin an - sie sah ihn an!
       Plötzlich erhob sie sich, ging, wie der verstorbene Graf, zu den Fenstern, und holte tief Luft: „Dein Vater ist Tod!“
       Randolfs Welt brach zusammen! Er versuchte die Fassung zu bewahren, doch war das, was die Gräfin soeben einfach so dahingeworfen hatte, der berühmte Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hatte. Seine ohnehin schon weichen Knie gaben nach und er sank zu Boden: „Nein! Wieso nur? Warum spielt mir das Leben so grausam mit? Mein Vater war all meine Hoffnung! Ich dachte, dass er etwas ganz Besonderes wäre, und dass, wenn er dereinst einmal hier erscheinen würde, alle staunen würden und sehen würden, was ich für einen großartigen, berühmten Vater habe!“
       „Hattest du auch!“ sagte die Gräfin, immer noch zur Fensterfront gewandt. „Er war der mutigste Held, den die Welt je gesehen hat! Er war groß, blond, muskulös – er war einfach himmlisch!“
       Randolf erwachte bei diesen Worten aus seiner Trauer, so hatte er die Gräfin noch nie reden gehört - sie kannte ihren Vater nicht nur - da war mehr!
       Er sah zur Gräfin, die sich jetzt zu ihm gedreht hatte. Er sah sie erwartungsvoll an und dann kamen die erlösenden Worte: „Ich liebte ihn sehr und deshalb bist du mein Kind!“
       Randolf, der immer noch auf den Knien und mit gefalteten Händen inmitten des Saales kauerte, donnert es in den Ohren. Wahnsinn, dachte er. Das ist doch alles Wahnsinn! Er versuchte seine Gedanken zu sortieren, fand aber kein Anfang und kein Ende und fing schließlich an, hemmungslos zu weinen.
     
       Die Gräfin, seine Mutter, hatte ihm alles erklärt: Sie hatte vor Jahr und Tag seinen Vater kennen und lieben gelernt und einen wundervollen Sommer mit ihm verbracht. Der Graf, der zu dieser Zeit schon ihr Mann war, hatte selbst allerlei Liebschaften und kümmerte sich wenig um ihre Liaison mit diesem schwedischen Heerführer – sollte sie doch machen, um so mehr Freiheiten hatte er! Als sie dann aber aus dieser Beziehung ein Kind erwartete, änderte sich die Situation: Der Graf erwartete, das seine Frau zu einer Engelsmacherin gehen würde, was sie allerdings unnachgiebig verweigerte. Nach langem hin und her, erlaubte der Graf schließlich die Geburt des Kindes, allerdings nur unter der Vorraussetzung, dass dies unerkannt geschehe, und dass das daraus resultierende Kind weg gegeben werden würde. Und so geschah es dann auch.
       Randolf und die Gräfin lagen sich noch lange in den Armen, bis Randolf sich schließlich löste und sagte: „Das ist mir alles zuviel auf einmal! Ich glaube ich muss mich einfach einmal für ein paar Tage zurückziehen!“
       „Was willst du tun?“ schreckte die Gräfin entsetzt auf, die froh war, endlich zu ihrem Kind stehen zu dürfen und nun befürchtete, dass alles schon wieder vorbei sei.
       „Ich werde das Angebot von Dietbert annehmen und ihm auf die Burg folgen.“
       „Wie du willst“, gab die Gräfin gedrückt von sich.
       „Nur für ein paar Tage!“ beruhigte Randolf. „Ich muss erst einmal über alles nachdenken! Wenn ich zurückkomme werde ich ihnen...- äh, dir mitteilen, zu welchen Schlüssen ich gekommen bin!“
       Die Gräfin nickte verständnisvoll, gab ihrem Sohn noch einen zärtlichen Kuss und ließ ihn gehen.
     
       „Aber dann bist du ja Amelies Bruder!“ fuhr Dietbert auf, als ihm Randolf die ganze Geschichte erzählt hatte.
       „Halbbruder!“ korrigierte Randolf.
       „Egal!“ beharrte Dietbert. „Eine Ehe ist dann trotzdem ausgeschlossen! Du kannst Amelie weiter lieben, aber ab jetzt als Schwester!“
       „Ja, du hast Recht! Das war das erste, was mir klar wurde, als ich den Spiegelsaal verlassen hatte!“
       „Hast du mit Amelie gesprochen? Weiß sie überhaupt Bescheid?“
       „Nein, habe ich nicht!“ gestand Randolf. „Ich hab’s einfach nicht übers Herz gebracht!“
       „Und nun? Was soll weiter geschehen?“
       „Wenn ich das wüsste!“ flehte Randolf gen Himmel.
     
       Einige Tage gingen ins Land, Randolf beteiligte sich unter dem scharfen Kommando Dietberts an den allgemeinen Tätigkeiten auf der Burg. Er stürzte sich sogar besonders intensiv auf alle Arbeiten, die Dietbert so anwies – auf diese Weise versuchte er Amelie zu vergessen, aber es gelang ihm nicht!
       Wieder war ein arbeitsreicher und quälender Tag vorüber gegangen und Randolf, der mit einigen Männern Holz gemacht hatte, ritt
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