Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder
Autoren: Arthur Hanks
Vom Netzwerk:
Vorwürfen und Strafen überzogen zu werden. Er war in einem echten Dilemma und was er auch tun würde, es konnte immer das Falsche sein, nur eins war klar: Er musste sofort zum Hof zurück, um vielleicht noch irgendwie etwas zu retten!

Einundzwanzigstes Kapitel
     
       Es war ein kurzer Abschied gewesen. Die meisten Salzmänner lagen noch tief im Schlaf, als Randolf Jasper weckte, und diesem Bescheid gab, was er beschlossen hatte.
       „Wenn’s denn sein muss, alter Freund, dann mach dich auf die Socken!“ war Jasper über den schnellen Aufbruch Randolfs doch etwas enttäuscht, obwohl er natürlich einsah, um was es ging. „Aber vergiss’ deine Kumpels hier in den Bergen nicht! Komm wieder einmal vorbei, wenn dir die hochwohlgeborene Bagage dort unten im Tal auf die Nerven geht!“
       „Versprochen!“ sicherte Randolf zu und zwang sich zu einem süßsaurem Lächeln – mehr war nicht drin, weil die Last des Wissens, dass ihm jetzt ein eisenharter Weg bevorstand, bleischwer auf seinem Herzen lag.
       Er verstaute die vier Flaschen, die ihm Jasper noch eilig geholt hatte, in seinen Satteltaschen, schwang sich auf sein Ross und zögerte keine Sekunde, das Tier mit einem Schnalzer der Zügel auf dessen Flanke anzutreiben. Einmal wandte er sich noch um, bevor er hinter einer Kuppe verschwinden würde und sah den hemdsärmeligen Jasper mit treuem, wehmütigem Hundeblick traurig hinter ihm her winken.
       Kaum hatte Randolf das Lager der Salzmänner hinter sich gelassen, gab er seinem Pferd die Sporen. In gestrecktem Galopp flog er die Berge hinab und bog in Rekordzeit auf den traurig daliegenden Vorplatz des halb niedergebrannten Schlosses ein.
       Ein Pferdeknecht nahm ihm, als er sein Tier in einer mächtigen Staubwolke vor der Treppe, die zur Säulenhalle führte, zum Stehen gebracht hatte, die Zügel aus der Hand, so dass er sofort die Treppe hochstürmen konnte - ohne sein Pferd fixieren zu müssen.
       Vor der reich verzierten und überdimensionalen Tür des Schlafgemaches des Grafen hielt ihn ein Lakai, der ihn offensichtlich nicht kannte, zurück: „Bitte! Jetzt nicht! Der Graf wird gerade behandelt!“
       Schon wollte Randolf den Mann ungeduldig zur Seite drängen, als ihm dessen Worte erst so richtig bewusst wurden: „Behandelt?“ verharrte er, wie versteinert. „Wer, um alles in der Welt, behandelt denn den Grafen?“
       „Ein gewisser Anselm, seines Zeichens ein Theosoph!“ war die nasale Antwort des livrierten Dieners.
       Randolf verschlug es zunächst die Sprache. Was hatte er in den letzten Stunden gelitten, in der Vorstellung die undankbare Aufgabe der Behandlung des Grafens übernehmen zu müssen und jetzt war das passiert, womit er im Leben nicht gerechnet hatte: Anselm war eingetroffen! Gut, dachte er sich, da habe ich aber noch einmal Glück gehabt. Auf der anderen Seite, kann ich mich nicht so leicht aus der Affäre ziehen, Anselm könnte meine Hilfe brauchen, also muss ich zu ihm hinein! Er überlegte kurz, ob er den Lakaien einfach überrennen sollte, kam dann aber zum Entschluss, dass er dem Mann einfach eine Erklärung geben sollte, die ihn überzeugen würde – ansonsten könnte er ihn ja immer noch nieder machen.
       „Ich bin Randolf, ebenfalls Theosoph und des Meister Anselms rechte Hand!“ Ich bin eigens hier um die Behandlung des Grafens zu unterstützen! Also mache den Weg frei!“
       Der Lakai stutzte für einen Moment, besah sich den Besucher vor ihm und schätzte in Ruhe ab, ob das stimmen könnte, was der da sagte. Schließlich entschied er: „Ich bekleide euch hinein!“ Dabei dachte er, wenn der mich belogen hat, wird er sofort nieder gemacht und in den Kerker geschmissen.
       Randolf war genervt, denn die Bewegungen des Dieners waren mehr als affektiert und überaus langsam. Als die reich beschnitzte und gänzlich vergoldete Tür des Schlafgemachs des Grafens endlich aufgeschwungen war, hielt es Randolf dann auch nicht mehr länger aus und er drängte sich an seinem herausgeputzten Widersacher robust vorbei.
       „Randolf!“ drehte Anselm den Kopf, wobei er immer noch über den Grafen gebeugt war - der Lakai erkannte, dass dieser Randolf zu Recht hier war und zog sich nasehebend zurück.
       „Wie steht’s um den Grafen?“ Kam Randolf gleich zur Sache und ließ keine lange Begrüßungszeremonie zu.
       „Er schläft!“ kam Anselm auf Randolf zu und legte seinen Arm um ihn, um ihn hinaus zu geleiten.
       Randolf versuchte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher