Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder
Autoren: Arthur Hanks
Vom Netzwerk:
wissenschaftlich zweifelhaften Sprüche weiter von sich. „Wer Sorgen hat, der braucht ’nen Schnaps!“
       Jasper hielt die Flasche direkt vor Randolfs Gesicht und nickte ihm aufmunternd zu – da griff auch Randolf endlich zu.
       „Na also!“
       Randolf setzte an und zog kräftig, Jasper glaubte, nach zwei riesigen Schlucken, die Flasche zurück zu erhalten und streckte bereits gierig die Hand aus, musste aber mit ansehen, wie Schluck um Schluck des guten Stöffchens Randolfs Kehle hinunterlief, bis dieser ihm die völlig leere Flasche zurück gab. Erst wollte Jasper es gar nicht fassen, starrte eine halbe Unendlichkeit auf die Flasche, bis ein dunkel brummender Rülpser des Täters ihn in die Gegenwart zurückriss. Jasper schaute auf, schüttelte sich kurz und lies einen leicht verärgerten Blick auf Randolf ruhen, der aber schon wieder zu Boden sah.
       „Sigismund!“ rief Jasper übers Feuer und wedelte mit der Flasche.
       „Eine neue?“
       „Was denn sonst?“ war Jasper etwas ungehalten über so eine blöde Frage.
       Kurz darauf tauchte Sigismund wieder auf und brachte zur Sicherheit gleich zwei Flaschen mit – wer wusste schon, wie lange er den Weg zu den Vorräten überhaupt noch finden würde, bei dem, was er jetzt schon intus hatte.
     
       Gut sechs Stunden später erwachte Randolf inmitten der schnarchenden Salzmänner, die wild durcheinander rund um das noch glimmende Lagerfeuer lagen. Er machte sich von Jaspers Arm frei, den dieser im Schlaf um ihn gelegt hatte und blinzelte in die über den Almen aufgehende Sonne. Nach kurzer Besinnung war ihm wieder klar, wo er war und was er hier machte und sofort sprang er auf, in der Erwartung, Anselm mitten ins Gesicht zu sehen. Aber Nichts und Niemand war zu sehen: Weder der ausgesandte Salzmann noch Anselm! Statt dessen ein wahlloses Chaos von Männern, Flaschen und Essensresten und einem knurrendem Jasper zu seinen Füßen, den er beim Aufspringen eben wohl angerempelt hatte. Großartig gestört hatte das den Gerempelten anscheinend aber nicht: Er drehte sich brummend und schmatzend um, rollte sich wieder ein und war schon nach Sekunden wieder am schnarchen. Randolf zog fassungslos die Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf – die hatten die Ruhe weg!
       Randolf ging Richtung Gebirgsbach, um sich frisch zu machen, dabei quälte er sich nicht nur mit einem leichten Kater, sondern auch mit dem Gedanken, wie es nun weiter gehen sollte: Anselm war offensichtlich doch nicht so leicht zu finden, der Graf hatte aber keine Zeit mehr – womöglich war sein Arm bereits brandig und wenn Randolf weiter zögern würde, brachte er den Grafen in akute Lebensgefahr.
       Randolf wusch sich erst einmal. Er kniete sich auf eine Schiefer-Steinplatte direkt am hell glucksenden Bachlauf und schmiss sich das glasklare, eisig kalte Gebirgswasser mit vollen Händen mitten ins Gesicht. Er atmete tief durch, prustete und schüttelte sich, richtete sich auf und ließ seinen Blick über die ferne, unwirklich schimmernde Bergwelt wandern. Feine, langgezogene Dunstschwaden schwebten über den Wiesen und auf den Gipfeln glitzerte weiße Pracht in den hellblauen Morgenhimmel.
       Das Wasser hatte ihm nicht nur all seine Sinne geweckt, darüber hinaus ging es seinem Brummschädel, nach dieser Schocktherapie, jetzt auch bedeutend besser und das würde ihm nun helfen, die richtige Entscheidung zu fällen.
       Auf dem Rückweg durch das taunasse Gras, der trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit immer noch buntgetupften Blumenwiese, zwischen Bach und Lager, konnte er sich dann auch tatsächlich zu einer Entscheidung durchringen: Ich reite auf jeden Fall zum Schloss zurück! Die Salzmänner können auch allein nach Anselm suchen. Ich werde versuchen dem Grafen zu helfen, soweit es in meiner Macht steht!
       Bei diesem Gedanken wurde ihm allerdings Angst und Bange, denn er wusste ganz genau, dass er dieser schweren Verletzung mit seinem oberflächlichen Wissen auf keinen Fall gewachsen war und er im Falle eines schlechten Ausgangs der Angelegenheit, mit dem Vorwurf leben musste, versagt zu haben. Allein der Gedanke an das Schlimmste... Was würde Amelie sagen? Wie würde die Fürstin reagieren? Bei den Hochwohlgeborenen wusste man nie, war Randolfs bisherige Lebenserfahrung. Bei Amelie hatte er keine Bedenken, aber die Gräfin... Im Zweifelsfall sollte man lieber zugeben, dass man da nichts machen konnte, dann war man auch gefeit davor, später mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher